Was genau findet dann statt?

Hallo,

wenn jemand etwas Schlimmes erlebt hat und damti in eine Therapie geht, gibt es die Methode genau in diese Situation gedanklich wieder hinein zu gehen.
Der Klient soll das Erlebte möglichst genau wiedergeben und erzählen- und fühlen.

Alleine durch die Wiedergabe des Vorgangs- das Durchleben der Gefühle- soll Heilung eintreten.
Und mich würde interessieren - wie genau findet das dann statt? Was ist genau DER wichtige Aspekt dabei?

Ist es die Wiederholung und damit ein „Abnutzungseffekt“ - der doch weniger sein dürfte, da manches das erste Mal überhaupt wieder erzählt wird!?
Ist es das Erzählen und sich klar werden (auch mithilfe des Therapeuten), dass man JETZT nicht mehr in der Situation ist und damit nun sicher…alles vorbei ist?
Sind es die ausgelebten Gefühle, die man u.U. noch gar nicht so bewusst ausleben konnte/durfte und alles nun losgelassen werden kann?

Was genau ändert sich für einen Klienten, wenn er Erlebtes erzählt? Und es muss doch sicher auch nicht immer Traumatisches sein, was „geheilt“ werden sollte/muss??

Mir erscheint es „wenig“, dass man praktisch „nur“ erzählen lässt und danach soll die Heilung kommen? Ohne, das ansonsten noch etwas mit dem Klienten gemacht wird!

Ist das so? Und was geschieht dann bei dem Klienten genau?
Gibt es Fachliteratur, die das aufzeigt und erklärt?
LG kitty

Hallo Kitty,

ich stelle mir ein Trauma so vor alsob eine grosse Menge in einem zu kleinem Behälterin hineingepresst wird. Dadurch wird vieles von dem was bereits „in diesem Behälter“ war verdrängt, droht zerplettert zu werden. Das Reden, oder auch Schreiben, funktioniert wie das öffnen dieses Gefäss. Das Trauma verkleinert dadurch, übt weniger Druck aus.

Mag Laienhaft sein, aber ich denke, dass es so funktionieren konnte.

lb Gruss
Kwéniviel

Hallo,
Trauma heißt im ursprünglichen medizinischen Sinn eigentlich nur Verletzung. Ein psychisches Trauma bedeutet für den Betroffenen eine innere Verletzung (Stress/Anspannung). Alleine kann er den nicht bewältigen. Wenn er darüber reden kann, fühlr er sich nicht mehr alleine sondern findet (sollte finden) Unterstützung durch Außenstehende, Verwandte; Freunde. Das kann den Stress lösen.
Lies doch mal bei Wikipedia den Artikel über Trauma nach, da ist es medizinischer erklärt und es gibt auch Quellenangaben.
Das ist jetzt nur einfach erklärt, es wird schon einen Sinn haben, warum Leute das jahrelang studieren, um die Zusammenhänge zu begreifen. Aber auch ich verstehe, dass (aktuelles Beispiel) ein Verschütteter, der - auch wenn es Tage dauert - Kontakt zu Rettern hat ein weniger schwer belastet ist als einer, der tagelang verschüttet ist und nicht mal weiß, ob nach ihm gesucht wird.
Hoffe, ich hab mich verständlich ausgedrückt.
Gruß Monika

Hallo,

wenn jemand etwas Schlimmes erlebt hat und damti in eine
Therapie geht, gibt es die Methode genau in diese Situation
gedanklich wieder hinein zu gehen.
Der Klient soll das Erlebte möglichst genau wiedergeben und
erzählen- und fühlen.

Noch eher lassen sich Angstsituationen mit Entspannungstechniken gewissermaßen verlernen. Angstgefühle bedingen einen Reiz. Den Reiz können daher auch gerade so gut Entspannungstechniken auslösen. Wer entspannt ist kann nicht zugleich Angst empfinden. Die Analyse gibt den traumatisierten Erinnerungen viel zu viel Platz. Hilfe verspricht statt dessen die Verhaltenstherapie.

Alleine durch die Wiedergabe des Vorgangs- das Durchleben der
Gefühle- soll Heilung eintreten.

Welcher Therapeut trägt bei den analytischen Verfahren in den Fällen die Verantwortung, in denen es genau anders herum läuft?

Und mich würde interessieren - wie genau findet das dann
statt? Was ist genau DER wichtige Aspekt dabei?

Ist es die Wiederholung und damit ein „Abnutzungseffekt“ - der
doch weniger sein dürfte, da manches das erste Mal überhaupt
wieder erzählt wird!?
Ist es das Erzählen und sich klar werden (auch mithilfe des
Therapeuten), dass man JETZT nicht mehr in der Situation ist
und damit nun sicher…alles vorbei ist?
Sind es die ausgelebten Gefühle, die man u.U. noch gar nicht
so bewusst ausleben konnte/durfte und alles nun losgelassen
werden kann?

Gute Frage, erwartest Du eine ander Antwort als: Ja, ja, ja?!

Was genau ändert sich für einen Klienten, wenn er Erlebtes
erzählt? Und es muss doch sicher auch nicht immer
Traumatisches sein, was „geheilt“ werden sollte/muss??

Nach der Analyse ist mit Sicherheit immer der Gesprächstherapeut „geheilt“.

Mir erscheint es „wenig“, dass man praktisch „nur“ erzählen
lässt und danach soll die Heilung kommen? Ohne, das ansonsten
noch etwas mit dem Klienten gemacht wird!

Der Patient bleibt bei Analyseverfahren immer nur auf sich allein gestellt, ohne etwas in den Händen zu haben.

Ist das so? Und was geschieht dann bei dem Klienten genau?

Der Patient gilt aus Sicht der Gesprächstherapeuten als „geheilt“ oder „nicht therapierbar“.

Gibt es Fachliteratur, die das aufzeigt und erklärt?

Stichwort: kognitive Therapie vs. analytische Gesprächstherapie

Gruß mki

Hallo,

mir geht es aber eben NICHT darum, Ängste zu verdrängen sondern ihnen Raum zu geben!

Damit ist dann die VT auch nicht die „richtige Antwort“ auf meine Frage…^^

Ist es die Wiederholung und damit ein „Abnutzungseffekt“ - der
doch weniger sein dürfte, da manches das erste Mal überhaupt
wieder erzählt wird!?
Ist es das Erzählen und sich klar werden (auch mithilfe des
Therapeuten), dass man JETZT nicht mehr in der Situation ist
und damit nun sicher…alles vorbei ist?
Sind es die ausgelebten Gefühle, die man u.U. noch gar nicht
so bewusst ausleben konnte/durfte und alles nun losgelassen
werden kann?

Gute Frage, erwartest Du eine ander Antwort als: Ja, ja, ja?!

Da ich die Antwort nicht weiß, habe ich mir Gedanken dazu gemacht und diese hier aufgeführt.
Ich erwarte kein „ja ja ja“ sondern Erklärung, Bestätigung oder Widerlegen- eventuell auch Ergänzung. Wäre ich mir sicher, bräuchte ich hier nicht nachzufragen.

Trotzdem Danke für Deine Gedanken
LG kitty

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Lernen was man nicht gelernt hat.
Im besten Fall lernt der Patient, sein Problem erstmal zu erkennen.

Um dann verschiedene Verhaltensweisen im Umgang mit dem Problem zu erlenen.

Um im Alltag mit dem Leben und vor allem mit sich selbst wieder klar kommen kann.

Dabei noch aktzeptiert wie man das Leben bisher Lebte. Und den Sinn im Leben

wiederfindet.

hallo Kitty,
der Therapeut begleitet den Klienten in Gedanken bei dessen Erlebnis, und fragt ihn danach, was er empfunden und beobachtet hat. Da geht es also nicht nur um faktische Vorgänge, sondern auch um das Er-Leben der Situation. Wann ist der Klient erschrocken, ab wann hatte er Angstgefühle die sich wie wie äußerten… usw.
Die Reaktionen können Aufschluß darüber geben, wie ein Mensch auf seine Art und Weise reagiert.
Ein schlimmes Erlebnis macht machtlos, der Klient hat sich nicht im Griff, er reagiert nur noch. Manche Menschen reagieren viele Tage später, manchmal psychosomatisch, und können sich das nicht erklären. Die Begleitung in Gedanken durch den Therapeuten kann dem Klienten ein Gefühl von Wiedererlangung von Sicherheit geben, die er auf schmerzliche Weise verloren hat, und ihn dafür aufmachen, das Schockerlebnis dann aufzuarbeiten.
Ein Erlebnis kann auch fassungslos machen: „wieso habe ich nicht anders reagiert, dann hätte, wäre, sollte…“ Mithilfe des Therapeuten kann der Klient nochmal nachschauen, ob er nicht doch chancenlos war, quasi er würde immer wieder so reagieren. Und das bedeutet dann, sein So-Sein so anzunehmen wie es ist, sich von Selbstvorwürfen und Vorwürfen gegen andere zu verabschieden, und seine Energie in die eigene seelische Regeneration einzusetzen.
Das Ganze ist sozusagen ein Film anschauen mit jemanden neben sich, in dem man eine Rolle spielt, und man braucht den anderen, weil man selbst betriebsblind ist.
viele grüße ww

Hallo,

und Danke für diese Antwort!

Ich bin dennoch immer wieder ungläubig, dass alleine das ansprechen und ansehen reichen soll!
Es erscheint mir so wenig…was getan wird.

LG kitty

Hi kitty,

Ich bin dennoch immer wieder ungläubig, dass alleine das
ansprechen und ansehen reichen soll!

Kann leider nur ganz theoretisch antworten, aber ich empfinde, dass da der Wurm drin ist :smile:

Die meisten Therapieverfahren kommen – neben dem Aspekt des Hinführens(oder Nachempfindens) zu einem belastenden Erleben oder einem kontraproduktiven Verarbeitungsmodus - nicht ohne interaktionelle und modifizierende Komponenten aus.
Bei tieferen Persönlichkeitsentwicklungsstörungen kann das alleine sogar schädlich sein.
(maligne Regression, Retraumatisierung)

Kurz, beispielhaft wegen des endlosen Wirrwarrs an Therapierichtungen:

-Gegenübertragung, Projektive Identifizierung, Containing (analytische Verfahren)
-Reframing (Familien- ,Systemische)
-Rollenspiele (Psychodrama, Familienaustellung)
-Reparenting (Schematherapie)
-VT sowieso mit Schwerpunkt auf verhaltensmodifizierenden Verfahren

Aber eigene Erfahrungen habe ich nicht.
Würde mich selbst interessieren, ob es eine konkrete Therapierichtung gibt, die ihre Wirkungsweise nur auf dem Veräußern und Nachempfinden entfaltet.

Gruß
Heidi

Hallo,

und ich muss zugeben - ich finde es echt schade, dass sich dazu kein „Profi“ äußert…Die müssten doch eine kurze und gute Antwort geben können!!

LG kitty

Hi Kitty,

Lesen ja nicht alle so oft. Vielleicht meldet sich noch jemand.
Aber A Mur und Wüstenweide haben das in ihren Artikeln schon impliziert.
Es geht wohl doch nicht ganz ohne ein neues oder erweitertes zwischenmenschliches Interagieren, welches dann ermöglicht Blickwinkel zu verändern, Reaktionsmöglichkeiten zu vermehren, Verstrickungen und Konflikte anders zu bearbeiten etc…
Manche Methoden, die ich aus Erzählungen kenne, scheinen mir durchaus fragwürdig.
Je eingeschränkter eine Methode, desto weniger wird sie der Komplexität des Menschen gerecht.
Ganz simpel ausgedrückt denke ich, es ist wichtig dass etwas Neues hinzukommt.

Viele Grüße
Heidi

Das ist eine sehr weit gefasste Fragestellung, deren vernünftige Beantwortung Bücher füllt.

Vielleicht erst einmal das Problem eingegrenzt:

Nicht jede schlimme Erfahrung ist ein Trauma und nicht jedes Trauma führt zu einer Traumatisierung mit bleibenden Schäden. Und - der Vollständigkeit halber - nicht jeder bleibende Schaden ist eine Posttraumatische Belastungsstörung.

Als Trauma bezeichnet man nur jene Ereignisse, die so extrem auf die Psyche wirken, dass das Gehirn sie nicht verarbeiten kann. Ein Trauma hat also auch eine physische Komponente, die übrigens sogar nachweisbar ist.
Leider wird der Begriff Trauma im Alltag sehr inflationär benutzt und schon ein verlorenes Fußballspiel zum Trauma erklärt…
Im Fall eines Traumas können die Eindrücke (Sinneswahrnehmungen, Gefühle, etc.) nicht mehr verarbeitet werden und werden unbearbeitet und zersplittert im Gehirn abgelegt. Das heißt, ein bewusster und vollständiger Zugriff, wie er normalerweise bei Erinnerungen da ist, ist nicht möglich.

Für den Umgang nach einer Traumatisierung gilt, dass eine Menge Faktoren eine Rolle spielen, die entscheiden darüber, ob jemand selbst damit klar kommt oder Hilfe braucht. Das sind Faktoren, die im Ereignis selbst begründet sind (Naturkatastrophen bspw, die viele Menschen gleichzeitig betreffen und als Schicksal wahrgenommen werden (Schicksalsgemeinschaft), werden bspw. meist besser verarbeitet als eine von Menschen gemachte Tat, die einen unmittelbar betrifft, wie eine Vergewaltigung; ein kurzes Einzelereignis eher bessre als eine Mehrfachtraumatisierung oder eine solche, die lange dauert) Ereignisse, bei denen man selbst noch agieren konnte werden besser verarbeitet als solche, bei denen man Ohnmacht erlebt hat.
Darüber hinaus gibt es noch Faktoren, die im und um den Betroffenen selbst liegen, seine bisherigen Erfahrungen, ggf. auch positive im Umgang mit schwierigen Ereignissen, hat er ein gutes soziales Umfeld, bekommt er auch von Institutionen / Behörden Unterstützung etc. Wenn diese Rahmenbedingungen gut sind und das Ereignis selbst nicht zu viele negative Faktoren mit sich bringt, dann schaffen viele, ein Trauma mit eigenen Ressourcen zu bewältigen.

Allgemein ist dafür, aber auch für eine Therapie, die ggf. erforderlich wird, wichtig: Das Trauma ist vorbei! Das Ereignis ist in der Vergangenheit - beschäftigen tut man sich mit den Folgen.

Hält man sich da vor Augen, dass es zu Traumafolgeschäden deshalb gekommen ist, weil das Gehirn überlastet gewesen ist, dann ist eigentlich nachvollziehbar, dass alle Therapieansätze, die zum Inhalt hätten, dass man das Ereignis nach empfindet so das überhaupt direkt möglich wäre (s.o.: der Zugriff fehlt oft) kontraprodukutiv sind, zu einer Re-Traumatisierung, zum Wiedererleben führen und damit erneut Schaden anrichten.

Deshalb wäre es auch verkehrt, einen Betroffenen dazu zu drängen, vom Ereignis zu reden. Dies sollte vor allem unmittelbar danach nur passieren, wenn derjenige das möchte!

Mittel- und langfristig geht es einerseits darum, den Betroffenen Stabilisierungstechniken an die Hand zu geben, damit sie lernen, die Extremzustände, in die sie nach einer Traumatisierung geraten, kontrollieren zu können. Zu diesen Extremzuständen gehören u.a. Flashbacks, das sind die im Trauma zersplitterten Fragmente der Wahrnehmung (Bilder, aber auch Geräusche, Gerüche, Körperwahrnehmungen), die unkontrolliert plötzlich nach oben schießen und sehr belastend sind. Andererseits ist Ziel einen Weg zu finden, das Ereignis selbst in die eigene Biographie einzuordnen. Das kann, muss aber nicht über die - wenn, dann nur kontrollierte! - Bearbeitung des Ereignisses selbst sein.
Therapeutisch macht man das in aller Regel nicht mit den üblichen Techniken der einzelnen Schulen (Analyse, Tiefenpsychologie, Verhaltenstherapie), die eigentlich alle so, unabgestimmt, retraumatisierendes Potenzial haben, sondern mit speziell für Traumapatienten variierten oder kreierten Techniken. (Idealerweise nimmt man sich aus allen Schulen dazu das Beste und passt es an)

Büchervorschläge, wenn man sich anlesen will:
Luise Reddemann, Trauma: Folgen erkennen, überwinden und an ihnen wachsen ; ein Übungsbuch für Körper und Seele - sehr praxisorientiert mit dem Schwerpunkt auf den Umgang danach
Gottfried Fischer, Neue Wege aus dem Trauma - ebenfalls praxisorientiert mit dem Schwerpunkt auf die Zeit unmittelbar nach dem Trauma
Jens Gräbener, Umgang mit traumatisierten Patienten, ein im Vergleich zu den anderen kurzes Buch aber mit einem für den Einstieg guten Überblick über das, was Trauma ist, was danach passieren kann und was erforderlich ist, sehr angenehm, weil frei von Schulenzugehörigkeit geschrieben
Alle drei Bücher sind wenn nicht sowieso für Betroffene geschrieben auch ganz gut lesbar, wenn man nicht Experte ist

Kein Platz für Schulenstreit
Traumafolgestörungen sind nun wirklich kein Platz für Schulenstreit!

Betroffene einer Posttraumatischen Belastungsstörung sind keine Angstpatienten im eigentlichen Sinne, denen man mit einer konfrontierenden Verhaltenstherapie, wie man sie bspw. bei Höhenangst oder Angst vor Spinnen anwenden würde, helfen könnte. Im Gegenteil, würde man so verfahren, wäre eine Retraumatisierung und damit eine Verschlimmerung des Zustandes vorprogrammiert.

Etwas überspitzt ausgedrückt: Ob ich ungebremst und direkt per Analyse „innerlich“ mit dem Trauma konfrontiere oder „äußerlich“, in dem ich verhaltenstherapeutisch die Patienten wieder in die Situation zurückkatalputiere, ist dann Jacke wie Hose im Ergebnis fatal.

Welcher Therapeut trägt bei den analytischen Verfahren in den Fällen die Verantwortung, in denen es genau anders herum läuft?

Öhm… welcher Therapeut trägt denn bei anderen Verfahren die Verantwortung? Ob ein Therapeut die Verantwortung einer Destabilisierung trägt oder nicht, hängt doch nicht am Verfahren, sondern an der Person des Therapeuten. Und es hängt nur daran, ob er die Verantwortung selbst trägt, zur Verantwortung gezogen wird er jedenfalls nicht.

Beispiel
Oft fehlt von außen das Verständnis dafür, dass es nicht unbedingt darum geht, dass Ereignis selbst durch immer wieder und wieder erzählen zu bearbeiten. Hierfür mal ein Beispiel anhand einer der zahlreichen möglichen Techniken (welche für den Betroffenen die richtige ist, hängt nicht nur vom Trauma und den Folgen an sich ab, sondern auch davon, wie Betroffene „ticken“, mit welchen Techniken sie besser klar kommen):

Bei der so genannten Bildschirmtechnik lernt der Patient erst einmal, sich insoweit von dem Ereignis zu distanzieren, dass er in eine Beobachterposition kommt, aus der heraus er sich das Erlebte wie auf einem Bildschirm angucken kann, mit der Möglichkeit, anzuhalten, vor- und zurückzuspulen. Kommt er an die Stelle, die besonders belastend ist, kann er anhalten und eine Möglichkeit finden, den Film so zu verändern, dass er mit dem Verlauf klar kommt. Dabei kann die Geschichte durchaus verändert werden. Also eine Geisel, der bspw. die Flucht gelingt oder die dem Täter mal so richtig eins überschlägt.

Eine solche Technik kann aber erst angewendet werden, wenn der Patient in die Lage versetzt wird, die Überflutung (Ängste, Ohnmachtsgefühl, Hilflosigkeit etcpp) zu kontrollieren.

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Hallo,

Als Trauma bezeichnet man nur jene Ereignisse, die so extrem auf die Psyche wirken, dass das Gehirn sie nicht verarbeiten kann. Ein Trauma hat also auch eine physische Komponente, die übrigens sogar nachweisbar ist.

Kannst du mal ein wenig erläutern, inwiefern ein Trauma als nicht physisch angesehen werden kann (nach welcher theoretischen oder auch philosophischen Richtung)?

Und bezüglich Nachweisbarkeit: Was kann man wie nachweisen? Gibt es da relativ sichere Erkenntnisse?

Danke schon mal.

Gruß
nasziv

Als Trauma bezeichnet man nur jene Ereignisse, die so extrem auf die Psyche wirken, dass das Gehirn sie nicht verarbeiten kann. Ein Trauma hat also auch eine physische Komponente, die übrigens sogar nachweisbar ist.

Kannst du mal ein wenig erläutern, inwiefern ein Trauma als
nicht physisch angesehen werden kann (nach welcher
theoretischen oder auch philosophischen Richtung)?

Das ist möglicherweise etwas missverständlich von mir ausgedrückt worden. Ich dachte, das erschließt sich aus dem Zusammenhang.

Es gibt physische Traumata, das sind gewaltsam herbeigeführte körperliche Verletzungen und es gibt Psychotraumata, darauf bezog sich der Satz. Dass psychischen Traumata auch existieren können, ist durchaus lange Zeit und immer wieder mal stärker bestritten gewesen. Inzwischen geht der Streit auf der Definitionsseite vor allem darum, was man noch als traumatisches Ereignis durchgehen lässt.
Man ging auch davon aus, dass ein psychisches Trauma „nur“ eine Verletzung der Seele bedeutet und physische Schäden (bspw. chronische Schmerzen) sich auf eine Folge der physischen beschränken.
Inzwischen hat man aber festgestellt, dass psychische Traumata auch im MRT nachweisbare Veränderungen im Gehirn zur Folge haben können. Darauf lief meine Antwort hinaus.
Weiter weiß ich jetzt nicht, worauf du mit deiner Frage genau hinaus willst. Der ganze Bereich der psychischen Traumata wird recht intensiv durch die Psychotraumatologie beackert und spielt darüber hinaus in der Psychoanalyse eine Rolle. Wie ein psychisches Trauma im Gehirn entsteht und was es dort für Folgen hat, ist neurobiologischer Anteil.
Es gibt auch philosophische Ansätze, sich mit dem Psychotrauma zu beschäftigen. Bspw. ausgehend von der Erkenntnis, dass unterschiedliche Kulturen eine unterschiedliche Wahrnehmung und Verarbeitung von Psychotraumata haben. Wobei hier dann wieder auch die Anthropologie eine Rolle spielt. Bspw. wenn es um die Verarbeitung von Traumata in Folge von Bürgerkriegen geht. (Ex-Jugoslawien, Burundi, Rwanda, etc.)

Das Ganze ist eine ziemlich interdisziplinäre Angelegenheit.

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Hallo,

Alleine durch die Wiedergabe des Vorgangs- das Durchleben der
Gefühle- soll Heilung eintreten.

Der Ansicht bin ich nicht.

Mir erscheint es „wenig“, dass man praktisch „nur“ erzählen
lässt und danach soll die Heilung kommen? Ohne, das ansonsten
noch etwas mit dem Klienten gemacht wird!

Sehe ich auch so. Da bräuchte man ja keinen Therapeuten. Man würde es einfach einem Freund erzählen und wäre schon geheilt. So einfach ist es aber nicht.
In den Therapiemethoden, die ich kenne, bringt man an der betreffenden Stelle positive Ressourcen ein (Systemisch, Hypno), löst durch Verbindung der Gehirnhälften - einfach gesagt - (EMDR), oder durch Auflösen energetischer Blockaden (EFT/MET). Es führen viele Wege nach Rom.

LG,
Julia