Das ist eine sehr weit gefasste Fragestellung, deren vernünftige Beantwortung Bücher füllt.
Vielleicht erst einmal das Problem eingegrenzt:
Nicht jede schlimme Erfahrung ist ein Trauma und nicht jedes Trauma führt zu einer Traumatisierung mit bleibenden Schäden. Und - der Vollständigkeit halber - nicht jeder bleibende Schaden ist eine Posttraumatische Belastungsstörung.
Als Trauma bezeichnet man nur jene Ereignisse, die so extrem auf die Psyche wirken, dass das Gehirn sie nicht verarbeiten kann. Ein Trauma hat also auch eine physische Komponente, die übrigens sogar nachweisbar ist.
Leider wird der Begriff Trauma im Alltag sehr inflationär benutzt und schon ein verlorenes Fußballspiel zum Trauma erklärt…
Im Fall eines Traumas können die Eindrücke (Sinneswahrnehmungen, Gefühle, etc.) nicht mehr verarbeitet werden und werden unbearbeitet und zersplittert im Gehirn abgelegt. Das heißt, ein bewusster und vollständiger Zugriff, wie er normalerweise bei Erinnerungen da ist, ist nicht möglich.
Für den Umgang nach einer Traumatisierung gilt, dass eine Menge Faktoren eine Rolle spielen, die entscheiden darüber, ob jemand selbst damit klar kommt oder Hilfe braucht. Das sind Faktoren, die im Ereignis selbst begründet sind (Naturkatastrophen bspw, die viele Menschen gleichzeitig betreffen und als Schicksal wahrgenommen werden (Schicksalsgemeinschaft), werden bspw. meist besser verarbeitet als eine von Menschen gemachte Tat, die einen unmittelbar betrifft, wie eine Vergewaltigung; ein kurzes Einzelereignis eher bessre als eine Mehrfachtraumatisierung oder eine solche, die lange dauert) Ereignisse, bei denen man selbst noch agieren konnte werden besser verarbeitet als solche, bei denen man Ohnmacht erlebt hat.
Darüber hinaus gibt es noch Faktoren, die im und um den Betroffenen selbst liegen, seine bisherigen Erfahrungen, ggf. auch positive im Umgang mit schwierigen Ereignissen, hat er ein gutes soziales Umfeld, bekommt er auch von Institutionen / Behörden Unterstützung etc. Wenn diese Rahmenbedingungen gut sind und das Ereignis selbst nicht zu viele negative Faktoren mit sich bringt, dann schaffen viele, ein Trauma mit eigenen Ressourcen zu bewältigen.
Allgemein ist dafür, aber auch für eine Therapie, die ggf. erforderlich wird, wichtig: Das Trauma ist vorbei! Das Ereignis ist in der Vergangenheit - beschäftigen tut man sich mit den Folgen.
Hält man sich da vor Augen, dass es zu Traumafolgeschäden deshalb gekommen ist, weil das Gehirn überlastet gewesen ist, dann ist eigentlich nachvollziehbar, dass alle Therapieansätze, die zum Inhalt hätten, dass man das Ereignis nach empfindet so das überhaupt direkt möglich wäre (s.o.: der Zugriff fehlt oft) kontraprodukutiv sind, zu einer Re-Traumatisierung, zum Wiedererleben führen und damit erneut Schaden anrichten.
Deshalb wäre es auch verkehrt, einen Betroffenen dazu zu drängen, vom Ereignis zu reden. Dies sollte vor allem unmittelbar danach nur passieren, wenn derjenige das möchte!
Mittel- und langfristig geht es einerseits darum, den Betroffenen Stabilisierungstechniken an die Hand zu geben, damit sie lernen, die Extremzustände, in die sie nach einer Traumatisierung geraten, kontrollieren zu können. Zu diesen Extremzuständen gehören u.a. Flashbacks, das sind die im Trauma zersplitterten Fragmente der Wahrnehmung (Bilder, aber auch Geräusche, Gerüche, Körperwahrnehmungen), die unkontrolliert plötzlich nach oben schießen und sehr belastend sind. Andererseits ist Ziel einen Weg zu finden, das Ereignis selbst in die eigene Biographie einzuordnen. Das kann, muss aber nicht über die - wenn, dann nur kontrollierte! - Bearbeitung des Ereignisses selbst sein.
Therapeutisch macht man das in aller Regel nicht mit den üblichen Techniken der einzelnen Schulen (Analyse, Tiefenpsychologie, Verhaltenstherapie), die eigentlich alle so, unabgestimmt, retraumatisierendes Potenzial haben, sondern mit speziell für Traumapatienten variierten oder kreierten Techniken. (Idealerweise nimmt man sich aus allen Schulen dazu das Beste und passt es an)
Büchervorschläge, wenn man sich anlesen will:
Luise Reddemann, Trauma: Folgen erkennen, überwinden und an ihnen wachsen ; ein Übungsbuch für Körper und Seele - sehr praxisorientiert mit dem Schwerpunkt auf den Umgang danach
Gottfried Fischer, Neue Wege aus dem Trauma - ebenfalls praxisorientiert mit dem Schwerpunkt auf die Zeit unmittelbar nach dem Trauma
Jens Gräbener, Umgang mit traumatisierten Patienten, ein im Vergleich zu den anderen kurzes Buch aber mit einem für den Einstieg guten Überblick über das, was Trauma ist, was danach passieren kann und was erforderlich ist, sehr angenehm, weil frei von Schulenzugehörigkeit geschrieben
Alle drei Bücher sind wenn nicht sowieso für Betroffene geschrieben auch ganz gut lesbar, wenn man nicht Experte ist