Hallo kitty,
daß die schwarze Galle eine alternative Form der gelben ist - wie hier a.a.O. zitiert - ist eine spätere, neuzeitliche Interpretation, nachdem das Studium der Organe sich mehr und mehr an anatomischen Beobachtungen orientierte.
Die antike Körpersäftelehre hatte sich - über Empedokles (4 Elemente), Zenon (2x2 polare Zustände) - bei Polybos (Schüler von Hippokrates) zu der bekannten 4-Säfte-Lehre etabliert, mehr aus mythologischen-kosmologischen Gründen als aus empirisch-anatomischen, die dann bei Galenos und Avicenna zu einer 4-Temperamente-Lehre weiterentwickelt wurde. Außer Blut (haima) und Schleim (phlegma, eigentlich „Hitze, Brand, Entzündungen“, wahrscheinlich = Auswurf oder auch Eiter), die direkt beobachtbar waren, war die gelbe Galle nur bedingt beobachtbar, und die schwarze Galle war eher ein theoretisches Konstrukt.
Dabei wurde die gelbe Galle als Ausfluß der Leber (hēpar), also nicht der Galle (cholē), aufgefaßt, und die schwarze Galle als ein Produkt der Milz (splēn), bei manchen Autoren auch des Hoden (orchis).
Dabei ging es um ein Gleichgewicht zwischen diesen als permanent kreisend aufgefaßten Flüssigkeiten. Ein (krankheitsdefinierendes) Übermaß an schwarzer Galle z.B. affizierte das Herz und die Brust (die Thymusdrüse, thymós, war der Sitz der Gefühle) wo sie Angstgefühle und Traurigkeit erzeugte.
Gruß
Metapher