Was haltet Ihr von dem Konzept radikaler Ehrlichkeit

Hallo,

ein Bekannter betreibt radikale Ehrlichkeit als Kommunikationstechnik Erfunden von Brad Blanton.https://de.wikipedia.org/wiki/Brad_Blanton

Ehrlichkeit ist bestimmt eine gute Tugend . Aber kann man auch zu ehrlich sein ? Es gibt Seminare zu dieser Methode . Ich stell mir das ein wenig so vor als würde jeder die Hosen runterlassen bis überhaupt kein Schutzraum mehr da ist. Trotzdem interessiert es mich , das Konzept.

Deswegen würde mich interessieren was Ihr davon haltet.

Viele Grüße

Davon halte ich nix.

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Ich halte davon auch nichts.

Beatrix

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Ich kenne dieses Konzept Blantons nicht, und kann speziell dazu entsprechend nichts sagen, sondern nur Allgemeines.

Ich habe aber ein anderes Konzept „radikaler Ehrlichkeit“ am eigenen Leib erlebt, und weiß deshalb, dass radikale Ehrlichkeit außerhalb eines genau definierten Kommunikationsraums nicht funktionieren kann.

Im Rahmen meiner Therapeutenausbildung hab ich an ein paar Gruppenpsychoanalyse-Seminaren teilgenommen. Da ist ein Seminarleiter dabei, der aber nur im Notfall eingreift und sonst das Seminar gar nicht steuert. Die einzige explizite Regel (neben den impliziten Regeln wie „bleib im Raum“, „geh auf niemanden körperlich los“ usw.) lautet „Sag jederzeit spontan, was dir einfällt, ungefiltert“, also eine Form von „Sei schonungslos ehrlich!“.

Naja, das ist eine sehr krasse Erfahrung, an der ich jedes Mal wochenlang dran zu knabbern hatte. Ich erinnere mich noch an eine Teilnehmerin, die dekompensiert ist, also vorübergehend psychotisch geworden ist.
Das ist für diesen Selbstefahrungs-Zweck alles sinnvoll und gewünscht.

Ein Konzept, das mittels der Schaffung der passenden Rahmenbedingungen geeignet ist, diese schonungslose Ehrlichkeit auch wirklich auf die Beine zu stellen (was die Gruppenpsychoanalyse kann) und nicht nur als Werbeformel zu nutzen, ist aber sicher nichts, was längerfristig und im Alltag lebbar wäre.

In der Psychotherapie, in der Ehrlichkeit/Aufrichtigkeit (insbesonders auch sich selbst gegenüber) ja etwas ganz Zentrales ist, gibts den Konsens der „selektiven Ehrlichkeit/Offenheit“: Man kann als Therapeut prinzipiell wirklich alles sagen (lassen), aber eben selektiv, wenn der Zeitpunkt der richtige ist für die andere Person. Eine Frage von Takt und Taktung.

Das ist aus meiner Sicht dann auch eine alltagstaugliche und sinnvolle Form von „radikaler Ehrlichkeit“.

Gruß
F.

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" [Was haltet Ihr von dem Konzept radikaler Ehrlichkeit]"

Damit wirst oder würdest Du glücklich werden.

Hallo,

ich werde das Buch von Herrn Blanton nicht lesen, um das gesamte Konzept und seine Ausnahmen zu verstehen.

Ja.

Es gibt einen Personenkreis, dem es sehr schwer fällt, Lügen, Intrigen und Sarkasmus zu verstehen: Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung. Diese Menschen sind im Gegenzug überraschend ehrlich und direkt. Und sie ecken damit so oft an, dass es eine Last ist. Welche Frau will auf die Frage „findest Du das ich in diesem Kleid dick aussehe?“ schon gerne hören „ja, daran ist aber nicht das Kleid schuld.“?

Ich behaupte mal, die meisten Menschen wollen weder stets die ganze noch die komplette Wahrheit hören. Sie wollen immer ein wenig belogen werden, wollen nie alles wissen - oder kurz: die meisten Menschen wollen ein Stück weit belogen werden, weil es eine Komfortzone schafft.

Im Gegenzug dazu schafft dauerhafte Ehrlichkeit bei den Mitmenschen Frust und Unzufriedenheit.

Grüße
Pierre

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da muss ich dir wiedersprechen radikale Ehrlichkeit schließt auch Verletzungen mit ein . Du kannst gern mal Googleln es gibt videos von verschiedenen Leuten die sich ungehemmt auch verletzendes sagen.
Gruß ramsess

Nix und wieder nix halte ich davon.