Was haltet ihr von den Körperwelten?

Hallo,

mich würde mal interessieren, was ihr von den Körperwelten haltet! Wie ich lese gibt es eine permanente Ausstellung in Berlin und in Österreich gerade eine Ausstellung in Linz. Von Wien aus ist es mit dem Zug gut erreichbar, deshalb üeberlege ich mir, ob sich der Ausflug lohnt. In meinem Freundeskreis sind die Reaktionen ziemlich gemischt, manche finden diese Ausstellungen super, manche pietätslos. Ich persönlich finde es grundsätzlich ziemlich faszinierend, würde aber trotzdem gerne wissen, was ihr davon haltet. Meint ihr es lohnt sich, die Ausstellung anzusehen? Findet ihr das Hagens mit seinen Ausstellungen einen wertvollen Beitrag zur Forschung liefert, oder ist das eurer Meinung nach eher pseudowissenschaftlich?
Freu mich auf die Diskussion

Servus,

zur Forschung wird dadurch nichts beigetragen (die Dinge, die man da sehen kann, sind schon seit längerem bekannt), aber es sind wundervolle Anschauungsstücke.

Wurde Dir im Zusammenhang mit dem Vorwurf der Pietätlosigkeit erläutert, wo in den Plastinaten die nach gängiger Auffassung immaterielle Seele als einziger unsterblicher Rest eines Menschen zu finden ist?

Schöne Grüße

MM

Hallo,

ich fand es sehr interessant. Man sieht Dinge, die sonst nur Medizinstudenten zu sehen bekommen, zusammen mit allgemeinverständlichen Erläuterungen.
Sicher gibt es Menschen, denen bei solch einem Anblick schlecht wird, aber die müssen ja dort nicht hingehen.

Gruß
T.

Ich würde es mir schon ganz gerne mal ansehen, einfach zu sehen, wie es „in echt“ aussieht. Teilweise schaut es auf den Bildern richtig künstlich aus, ich kann mir vorstellen dass man sich dann immer wieder mal daran erinnern muss, dass da tatsächliche Menschen zu sehen sind. Danach wüsste ich immerhin, wie wir aufgebaut sind. :wink:

Servus,

es ist auch künstlich. Wissenschaft ist immer künstlich; von Hagens gebührt das Verdienst, im Zusammenhang mit dem Künstlichen der Wissenschaft etwas ganz Natürliches, nämlich die Neugier, geweckt zu haben.

Schöne Grüße

MM

Hallo

zur Forschung trägt Gunter von Hagen nichts bei - er zeigt nichts, was nicht jeder Medizinstudent beim Anatomiepraktikum zu sehen bekommt (dort allerdings weit weniger appetitlich und steril aufbereitet, sondern „in echt“).

Die Darstellung der Präparate ist ziemlich unnatürlich und somit nicht korrekt („Der Läufer“ mit flatternden Muskel ist anatomisch nicht möglich etc.).

Ich finde die Tatsache, dass ziemlich viele seiner Kopfpräparate sog. „Wormsche Knochen“ bzw. Schaltknochen aufweisen (hab ich selber überprüft bei einer Ausstellung in Basel) eher bedenkenswert: Diese Varietät gibt es bei nichtmal 20% der Europäer , aber bei einem Grossteil aller Chinesen und anderen Asiaten (auch indigenen Amerikanern, weshalb auch von Inkabeinen die Rede ist) - es gehen Gerüchte um, das von Hagen die Leichen von hingerichteten Chinesen präpariert hat.
Von wegen „freiwillige Spender“…in manchen Fällen haben wohl auch Leute in Zentralasien Leichen von Angehörigen verkauft, eventuell auch gestohlene Leichen von angeblichen Angehörigen. Sehr unschön, das Ganze und eigentlich nicht akzeptabel.

Wenn man das alles aussen vorlässt, sind die Austellungen jedoch absolut toll - allerdings muss man sich immer im Klaren sein: Plastifizierung ist nicht die Realität, sondern extrem aufgehübscht.
Wer die Realität sehen möchte, geht in ein anatomisches Museum, und schaut bleiche, schleimige Präparate in Formalin eingelegt an - und ist meist allein in diesen Museen, denn kein Mensch möchte wissen, wie es wirklich aussieht.

Gruss, Sama

Hallo,

ob diese pietätslos ist, kannst m.E. nur du, dein Gewissen und Glauben entscheiden. Ich habe mir die Ausstellung damals in München angesehen und fand diese sehr interessant. Obwohl mir eine anatomisch korrekte Darstellung der Körper besser gefallen hätte, als die explodierten und z.T. exotisch dargestellten Überreste. Dies aber soll wohl der „künstlerische“ Aspekt sein.

Also wenn du es mit dir vereinbaren kannst, schau es dir an und mach dir ein eigenes Bild.

Viele Grüße
E-Mailbote

Wo genau ist denn das - ist mir noch gar nicht ins Auge gestochen - also in welchen Räumlichkeiten.
Und naja obs legitim ist - hmm schwierig ich denk mir schon, gibt auch genügende Besucherzahlen immer und wers nicht mag, naja nichthingehen. Ich fands schon spannend, habs aber vor Jahren das letzte Mal gesehen, keine ahnung was da noch alles dazu gekommen ist.

Servus,

in der Tabakfabrik. Gefunden mit Tante Google in 20 Sekunden.

Schöne Grüße

MM

Wormsche Knochen

Ich finde die Tatsache, dass ziemlich viele seiner Kopfpräparate sog. „Wormsche Knochen“ bzw. Schaltknochen aufweisen (hab ich selber überprüft bei einer Ausstellung in

Basel) eher bedenkenswert: Diese Varietät gibt es bei nichtmal 20% der Europäer , aber bei einem Grossteil aller Chinesen und anderen Asiaten (auch indigenen Amerikanern, weshalb auch von Inkabeinen die Rede ist)

Interessant. Hat sich jemand im Zusammenhang mit GvH schon mal dazu geäußert?

Wer die Realität sehen möchte, geht in ein anatomisches Museum, und schaut bleiche, schleimige Präparate in Formalin eingelegt an - und ist meist allein in diesen Museen, denn kein Mensch möchte wissen, wie es wirklich aussieht.

Och, in der langen Nacht der Museen wusste man im BMM der Charité vor Schaulustigen nicht wohin :wink:

~//~

Ich finde die Tatsache, dass ziemlich viele seiner Kopfpräparate sog. „Wormsche Knochen“ bzw. Schaltknochen aufweisen (hab ich selber überprüft bei einer Ausstellung in

Basel) eher bedenkenswert: Diese Varietät gibt es bei nichtmal
20% der Europäer , aber bei einem Grossteil aller Chinesen und
anderen Asiaten (auch indigenen Amerikanern, weshalb auch von
Inkabeinen die Rede ist)

Interessant. Hat sich jemand im Zusammenhang mit GvH schon mal
dazu geäußert?

Die ganze Geschichte ist damals diverse Male durch die Presse gezogen worden, mit google findet man schnell mal was (zB hier: http://www.sueddeutsche.de/panorama/vorwuerfe-handel… ) - angeblich verwendet er inzwischen keine Leichen von Chinesen mehr (Anatomen sehen eh an anderen Merkmalen, ob ein Schädel eher asiatisch oder europäisch ist - da brauchst keine Wormschen Knochen)
Auf die zusätzlichen Schädelknochen bei den GvH-Präparaten hat uns der Anatomieprof damals während des Studiums aufmerksam gemacht und als dann Körperwelten 1999 nach Basel kam, hab ich halt ganz genau geschaut.

Wer die Realität sehen möchte, geht in ein anatomisches Museum, und schaut bleiche, schleimige Präparate in Formalin eingelegt an - und ist meist allein in diesen Museen, denn kein Mensch möchte wissen, wie es wirklich aussieht.

Och, in der langen Nacht der Museen wusste man im BMM der
Charité vor Schaulustigen nicht wohin :wink:

Jooo, dann…da ist selbst die Ecke mit den verstaubten Krabbenpräparaten im naturhistorischen Museum überfüllt - ansonsten - wer die Einsamkeit sucht, dem sei werktags das anatomische Museum nahegelegt - allerdings, genau betrachtet - sooo einsam ist da auch nicht - aus allen Ecken starrt es einen an…:wink:

~//~

Gruss, sama

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Interessant. Hat sich jemand im Zusammenhang mit GvH schon mal
dazu geäußert?

In der Ausstellung um 2002/2003 in München stand es bei einigen dabei, dass es sich um hingerichtete Gefangene aus China handelt.

Gruß
T.

1 Like

Danke - wie gesagt ist mir nicht aufgefallen als ich das letzte Mal dort war, aber ist ein sehr schönes gebäude, haben eh immer viele abwechselnde Ausstellungen dort - danke werds mir vormerken solangs noch läuft.

Ich finde diesen Mann sehr merkwürdig und möchte es mitunter wegen den vielen Gerüchten nicht unterstützen, auch wenn ich es mir mal in live anschauen würde.

Servus,

welche Gerüchte? Was bedeutet „merkwürdig“? Und richtest Du Deine Entscheidungen immer nach dem Tratsch von der Gasse?

Schöne Grüße

MM

praktische Fragen
Ich war da vor Jahren mal drin. Mich stört am meisten, dass GvH es als Kunst verkauft - es hat meiner Ansicht nach weder mit Kunst noch mit Wissenschaft zu tun, ist einfach Spielerei, mit toten Körpern und sicher auch mit Tabus. Für meinen Geschmack inszeniert sich GvH hauptsächlich selbst…

Ob er genügend Freiwillige findet, die sich plastinieren lassen, kann man sich fragen: Wer will schon als Plastik - Staubfänger in irgendeinem Museum enden? Und was passiert eigentlich mit den Exponaten, wenn sie unansehnlich werden oder die Mode vorbei ist? Müssen die in den Sondermüll? Oder werden sie bestattet?

Fragt sich Bixie