Was haltet ihr von meinem Gedicht?

Ich dichte sehr gerne und meiner Meinung nach auch sehr gut, nun wollte ich Euch fragen, was Ihr von meiner Kreation haltet. Es sind 2 Strophen. Bitte seid ehrlich!

Feuerrot im Morgengrauen
Igelkissen in Retour
Brennt des Menschen Buchenzirkel
In einem Meer aus Eis und Rauch.

Die Säule aus des Menschen Hand
Fensterscheibe groß und gut
Läuft im Walde Mückenleuchte
Vergeistigt und auch voller Licht.

Liebe Grüße, Gabi

Ich kann da ehrlich gesagt nichts mit anfangen.
Es spricht mich nicht an.

Igelkissen in Retour…was soll ich mir darunter
vorstellen?!
Buchenzirkel…was ist das für ein Wort?! Das gibts
doch gar nicht.
Und was ist Mückenleuchte…also nein…zuviel Merkwürdiges.
Ist nicht mein Thema.
Viele Grüße
koifrau

Ich dichte sehr gerne und meiner Meinung nach auch sehr gut,
nun wollte ich Euch fragen, was Ihr von meiner Kreation
haltet.

Bitte seid ehrlich!

Gern.
Spontan dachte ich beim Lesen an dieses:

Der Flügelflagel gaustert
durchs Wiruwaruwolz,
die rote Fingur plaustert,
und grausig gutzt der Goltz.

Geht es Dir mehr um kreative Kombinationen aus ungewöhnlichen Wortgebilden, loses Assoziieren, Spielen mit Begriffen - oder sollte aus dem Gedicht eine bestimmte Aussage / Botschaft herauszulesen sein?
Letzteres fiele mir schwer.

Gruß
Kreszenz

Hallo,

was den nicht erkennbaren Inhalt angeht, möchte ich mich meinen Vorschreiberinnen anschließen.

Darüber hinaus ist mir aufgefallen, dass das Versmaß etwas … mmh … merkwürdig ist - in der vierten und achten Zeile holpert es etwas misstönend.

Grüße

=^…^=

Ach so…und im weitesten Sinne erinnert es mich
hieran:

http://www.youtube.com/watch?v=RAx0P-8n5K4

LG
koifrau

Hi,

Ich dichte sehr gerne und meiner Meinung nach auch sehr gut,

Man merkt, dass Du „sehr gut“ sein möchtest, aber Du überziehst total. „Man spürt die Absicht und ist verstimmt …“.

Ich persönlich liebe ja neue Wortkreationen, wenn sie aber in völliger Sinnlosigkeit aneinandergereiht sind finde ich das nur ärgerlich.

Und: Ist Dir aus diesem Grund die Luft ausgegangen? Das Gedicht kann da aufhören, wo es aufhört, Du könntest es aber noch viele Strophen weiterführen - es ist egal.

Gruß,
Anja

Ich dichte sehr gerne und meiner Meinung nach auch sehr gut,

Hm…

nun wollte ich Euch fragen, was Ihr von meiner Kreation
haltet. Bitte seid ehrlich!

ok: Nix

Jo

Hallo,

die anderen haben leider Recht, aber ich glaube, dass Du wirklich gute Gedichte schreiben KÖNNTEST, wenn Du Dich einer Gruppe Gleichgesinnter anschließen würdest, z.B. über Erwachsenenbildung! Da lernt man auch, z.B. einen Hyperanspruch zugunsten von mehr Authentizität (was für ein Wort, aber ich meine, das trifft es?!) aufzugeben… also lass Dich nicht abhalten und schreib’ weiter.

Ich würde z.B. diese Passagen für ein Gedicht gar nicht mal so schlecht finden, aber diese Verallgemeinerung „Mensch“ zugunsten des „Ich“ ersetzen… und dann würde ich mich nur auf eine einzige Sache konzentrieren, nicht so viel aufeinmal… zumindest erkenne ich keinen „roten Faden“.

Der erste Teil könnte - ist aber bitte nur ein spontaner Vorschlag! - so aussehen…

Feuerrot im Morgengrauen
brenne ich in einem Meer
aus Eis und Rauch.

Besten Gruß
Istiden

Ich muss zugeben, ich hab dein Gedicht gegoogelt. Sieh an - Morgenstern - kein Unbekannter also.

Und auch der Jabberwocky ist Kult!

Was soll uns das sagen???

fg
N

Hallo Gabi,
das Gedicht ist grundsätzlich gar nicht einmal so übel gelungen, doch es ist unzeitgemäß-epigonal. Derartiges hat man von diversen Dadaisten (entschuldige) schon besser gelesen - und damals, vor 90 Jahren, war das auch noch originell (und original). Um das mal an zwei Beispielen aus der Kölner Dada-Gruppe zu demonstrieren:

_Die Wasserprobe

Hierbei wird die Faust geballt
Daß der frosch zu boden knallt
Hier die magd die motten putzt
Daß der wind die dämpfe stutzt

Hierbei wird ein dampf verschluckt
Daß der greise bammel zuckt
Daß der warmen fische ei
Knall und fall ins einerlei

(Max Ernst)

Bimmelresonnanz II

Bergamotten flotten im Petroleumhimmel
Schwademasten asten Schwanenkerzen
Teleplastisch starrt das Cherimbien Gewimmel
In die überöffneten Portierenherzen
Inhastiert die Himmelbimmel

Feldpostbrief recochettiert aus Krisenhimmel
Blinder Schläger sternbepitzt sein Queerverlangen
Juste Berling rückt noch jrad die Mutterzangen
Fummelmond und ferngefimmel
Barchenthose flaggt die Kaktusstangen

Lämmergeiger zieht die Wäscheleine
Wäschelenden losen hupf und falten
Zigarrinden sudeln auf den Alten
Wettermännchen kratzt an ihrem Beine
Bis alle Bimmeln angehalten

(Johannes Theodor Baargeld)_

So sehr ich so etwas schätze und so gerne ich es gelegentlich lese - von einem zeitgenössischen Autor / einer Autorin ‚geht‘ so etwas eigentlich nur noch als Parodie, sonst fehlt eben das, was an einem Gedicht das Wichtigste ist: Authentizität. Genauso gut kann man sich heutzutage damit beschäftigen, Gedichte im Stile Walthers von der Vogelweide, Hölderlins oder Eichendoffs (etc. pp.) zu schreiben. Die mögen sogar ‚gut‘ sein - trotzdem sind und bleiben sie belanglos, nicht ernst zu nehmen.

Was nun das Parodieren angeht - zwar enthielt Dada selbst parodistische Elemente (nicht zu knapp), aber gewollt und auch nicht auf der doch etwas grobschlächtigen Comedy-Ebene. Da ist ein deutlicher Bezug zur gleichzeitigen expressionistischen Mainstream-Lyrik.

Auf der Comedy-Ebene ist hingegen beispielsweise Kerkelings ‚Hurz‘ angesiedelt. Wobei das Konzept eines ‚doppelten Publikums‘ - einerseits eines sach- und fachkundigen, das genasführt werden soll sowie andererseits eines ‚Metapublikums‘, das wiederum meint, sich über eben die ‚Kenner‘ lustig machen zu können - auf recht bösartig entlarvende Weise funktioniert. Wenn auch anders, als gedacht.

Das ‚Fachpublikum‘ (die sich Äußernden in ihm jedenfalls) findet den Vortrag offensichtlich nicht komisch - aber es sieht ihn auch nicht wirklich als ernstzunehmende Kunst. In Bezug auf den letzteren Aspekt (‚Kunst‘) weiss es sich mit dem ‚eingeweihten‘ Metapublikum durchaus einig, wenn auch aus anderen Gründen. Aber als Parodie, als Verulkung, trifft es beim Fachpublikum keinen Nerv - weil diesem das vorgeblich Parodierte nicht erkennbar ist, weil das Verständnis von moderner Kunst ein anderes ist als das des Massen- und Metapublikums. Bruno Heinz Jaja’s ‚Barbier von Darmstadt‘ konnte in den fünfziger Jahren für ein informiertes Publikum von Kennern als Parodie, als intelligenter Scherz funktionieren, weil das Publikum den parodistischen Bezug zur ‚echten‘ (ernst gemeinten) zeitgenössischen Musik herstellen konnte. Kerkelings ‚Hurz‘ konnte es jedoch nicht, weil es nicht wirklich einen Bezug zu zeitgenössischer Kunst hat. Humphrey Searle (alias Bruno Heinz Jaja) war im Unterschied zu Kerkeling eben auch ein durchaus ernstzunehmender Komponist. Es macht einen Unterschied, ob ein Parodist das Parodierte auch wirklich versteht - oder es nur oberflächlich-stümpernd imitiert.

Was mit ‚Hurz‘ tatsächlich parodiert wird, ist die Vorstellung, die sich das Metapublikum von moderner Kunst macht - die wiederum mit dem Objekt dieser Vorstellung nicht allzuviel zu tun hat. Dieses Publikum vermeint, über ein düpiertes Fachpublikum zu lachen - während es in Wahrheit das eigene Banausentum belacht.

Den Vergleich Deines Gedichtes mit ‚Hurz‘ finde ich durchaus passend - wobei es völlig unerheblich ist, ob die dahinter stehende Intention eine parodistische oder ernsthaft künstlerische ist. Ich persönlich finde beides (Dein Gedicht und ‚Hurz‘) nicht sonderlich komisch - aber auch nicht als ernstzunehmende Kunst.

Freundliche Grüße,
Ralf

Hallo,

eine wahllose Ansammlung von Metaphern und Fantasiewörtern?

Wenn das der Sinn deines „Gedichts“ ist, dann hast du das Thema wohl voll getroffen.

Hochvergeistigt ist nicht gleichbedeutend mit gut…!

Aufgrund der herben Kritiken die du nun einstecken konntest,
hilft dir vielleicht dieses Gedicht:

Scheint dir auch mal das Leben rauh,
sei still und zage nicht,
die Zeit, die alte Bügelfrau,
macht alles wieder schlicht.

Gutes kann sooo einfach sein ;o)

Es grüßt Yvisa

Aufgrund der herben Kritiken die du nun einstecken konntest,
hilft dir vielleicht dieses Gedicht:

Scheint dir auch mal das Leben rauh,
sei still und zage nicht,
die Zeit, die alte Bügelfrau,
macht alles wieder schlicht.

Gutes kann sooo einfach sein ;o)

Es grüßt Yvisa

Gutes kann so gefährlich sein …

Du solltest, wenn du schon Gedichte zitierst, unbedingt auf den Ersteller verweisen!

Sollte man sich angewöhnen, macht kaum Arbeit, würdigt die Erschaffer solcher Gedichte und schützt vor Abmahnungen!

Quelle

Scheint dir auch mal das Leben rauh,
sei still und zage nicht,
die Zeit, die alte Bügelfrau,
macht alles wieder schlicht.

Wilhelm Busch (1832-1908), deutscher Dichter, Zeichner und Maler

Hallo,

ich bin davon ausgegangen das im Brett:„Literatur“ ein spezieller Verweis
auf den Dichter in diesem Fall nicht notwendig ist.

Und ich habe auch nicht den Anschein erweckt es handele sich um eine Eigendichtung…

Schließlich handelt es sich um ein sehr bekanntes Gedicht - nahezu eine Volksweisheit inzwischen.

Auch beim zitieren vom „Erlkönig“ hätte ich JWvG nicht gesondert erwähnt…

Wenn es aber bei jedem (noch so geläufigen) Text verlangt wird, dann will ich es gerne tun.

Es grüßt

Yvisa

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