Was hat sich seit Freud getan ?

Hallo,

ich interessiere mich seid kurzem für Psychologie und mich würde interessieren was sich seid Freud so getan hat. Ist die Psychoanalyse weites gehend überholt wenn ja von welchen Theorien wurde sie abgelöst.
Gibt es seid Freud gleiche Größen in der Psychologie die derart Revolutionär waren ?

Viele Grüße

Oh mein Gott, ca. 100 Jahre haben sich seitdem getan.
Wer soll das hier alles aufzählen? :cold_sweat:

In der Psychologie? Da ist sie nicht überholt, sondern da war sie nie wirklich drin.
In der Psychotherapie?

a) Da hat sie sich selbst weiter entwickelt, enorm verzweigt und an die institutionellen Rahmenbedingungen (Kassenfinanzierung etc.) angepasst.

b) Da ist, aus der Psychoanalyse heraus, das „humanistische Paradigma“ (Psychodrama, Gestalttherapie, Gesprächspsychotherapie usw.) entstanden, das als Paradigma durchaus großen Einfluss auf die moderne Psychotherapie hat, auch auf die Psychoanalyse selbst wiederum, auch wenn keines der Verfahren in Deutschland ein kassenfinanziertes Regelverfahren ist. Zu wenig Berufsmacht dafür.

c) Mitte des letzten Jahrhundert ist, gegen die Psychoanalyse gerichtet, das „behavioristische Paradigma“/Verhaltenstherapie entstanden, die sich aber auch weiter entwickelt und wiederum an die Psychoanalyse angenähert hat (kognitive Wende der VT -> emotionale Wende der VT, Schematherapie), so dass selbst Verhaltenstherapeuten heute von Übertragung, Gegenübertragung, Widerstand usw. sprechen, auch wenn sie das nur sehr ‚oberflächlich‘ verstehen.

In der Psychotherapie: nein.
Für die Psychologie war Freud nie besonders interessant.

Es gab und gibt natürlich Versuche, die Psychoanalyse stärker an die Universitäten (zur Psychologie) zu bringen, aber das halte ich größtenteils für gescheitert.

Gruß
F.

Was die Psychologie betrifft. hat sich natürlich sehr viel getan.

Hier gibt es mittlerweile zahlreiche neue Forschungsansätze und Theorien, Stichworte: Neurowissenschaften,
Kognitionswissenschaft…

Beatrix

In seinem Werk Totem und Tabu stellte Freud seine Hypothese zur Einführung der Monogamie auf: eine Maßnahme der urmenschlichen Kulturen, die zum Untergang ihrer evolutionseigenen Hordenlebensform führte, gleichzeitig zum Ausbruch des psychischen Leidens auf Erden.
Diese Hypothese konnte Freud seinerzeit nicht genauer prüfen, da Wissenschaften wie vor allem die Primaten- und Humanethologie noch nicht existierten. Es gibt einen neueren Autor, der das nachgeholt hat: siehe Freud - Einstieg.

Danke für Ihre Frage, die sich nur schwer kurz beantworten lässt. Die Psa hat sich inzwischen zu einem veritablen Baum ausgewachsen und andere Richtungen/Ansätze sind hinzugekommen.
Schon zu Freuds Lebzeiten gab es einige seiner Schüler, die eigene Wege gegangen sind, z. B. C. G. Jung (Analytische Psychologie), Alfred Adler (Individualtherapie) und Wilhelm Reich (aus dem später die Bioenergetik hervorging, bekanntester Vertreter ist Alexander Lowen). Erich Fromm und Karen Horney zählen zur sogenannten Neo-Psychoanalyse, Fromm nennt seinen Ansatz auch Analytische Sozialpsychologie (Marx & Freud). Die Psa hat sich seit Freud von der Triebpsychologie zur Ich-, Objektbeziehungs- und Selbstpsychologie (u. a. Kohut) weiterentwickelt.
Dann ist da der „dritte Weg“ zu nennen, Psychologen und Psychotherapeuten wie Carl Rogers (Gesprächstherapie), Fritz und Laura Perls (Gestalttherapie), die Transaktionsanalyse (TA Eric Berne, "Ich bin o. k., du bist o. k.) bauen sämtlch stark auf der Freudschen Psychoanalyse auf. Sie zählen zu den „humanistischen Therapien“.
Ich breche hier ab, da es weitere Verfahren gibt, die nicht mehr so psychodynamisch orientiert sind wie die Psychoanalyse und deshalb besser separat besprochen werden.
„Gleiche Größen wie Freud“? Auf jeden Fall C. G. Jung, der heute etwas anschlussfähiger erscheint als Freud und bei dem sich viele aktuelle Methoden (und Persönlichkeitstests) bedient haben.

Was den Stellenwert der Psychoanalyse in der akademischen/klinischen Psychologie (Fachbereich Psychologie an den Universitäten) betrifft, haben Sie recht, solange Sie sich auf Deutschland beschränken. Im englischsprachigen Raum ist die Psa dagegen an den Universitäten als eigenes Fach stärker etabliert und anerkannt - wenn auch umstritten.
Es gibt seit mehreren Jahren zwei (internationale) psychoanalytische Privatuniversitäten in Berlin und in Wien, die beide einen Masterabschluss und sogar eine Promotion anbieten.
Die Abteilung Psychotherapie und Psychosomatik am Klinikum der J. W. Goethe Universität Frankfurt am Main leitete lange Zeit ein bekannter Psychoanalytiker, Stavros Mentzos.
Allerdings müssten Sie die Sozialpsychologie und die pädagogische Psychologie ausschließen, denn dort spielt die Psychoanalyse - u. a. als Ethnopsychoanalyse - eine bedeutende Rolle.

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