Hallo,
zunächst solltest du mal festhalten: Der sogenannte „Big Bang“ hat weder etwas mit einer „Explosion“ zu tun, noch erst recht mit einem „Knall“. Dass sich diese irrige Vorstellung in den populären Darstellungen immer noch erhält, liegt an albernen Graphiken, die in (ansonsten ganz hervorragenden) Präsentation in Dokus von BBC und National Geographics begleitend verwendet werden. Da fliegt immer etwas auseinander und es knallt dazu spektakulär. Bei einer Explosion fliegen Teile auseinander in den äußeren Raum, ebenso expandiert eine Schockwelle in das in diesem Außenraum vorhandene Medium. Die macht den Knall.
In der physikalischen Theorie über das „Anfangs“-Szenarium des expandierenden Universums gibt es aber keinen Außenraum (in der mathematischen Beschreibung nennt man den „Einbettungsraum“). Das Universum ist nicht „eingebettet“. Und es fliegen auch keine Teile auseinander. Insbesondere keine Atome, Galaxienoder Galaxienhaufen, denn die gibt es in dieser Phasenoch gar nicht.
Die Bezeichnung „big bang“ ist eine Erfindung des Physikers Fred Hoyle Ende der 40er, der die von Lemaitre aufgestellte Expansiontheorie bestritt und sich damitüber sielustig machte. Ihm zu Ehren hat man diese - fürLaien natürlich irreführende - Bezeichnung beibehalten. Ebenso wie in einem anderen Kontext von George Gamov erfundene bezeichung "black hole"für ein Objekt, das im physikalischen Sinne gar kein Loch ist.
Was im Universum expandiert, ist also nicht Materie in einem (schon vorhandenen) Raum, sondern der Raum selbst. Was damit gemeint ist, läßt sich eigentlich nur mathematisch sinnvoll beschreiben, aber das anschauliche Bild einer Gummimembran, die auseinandergezogen wird, ist ein gutes Analogon: Du malst Punkte auf diese Membran, die für feste Orte stehen, an denen sich matrielle Körper befinden. Wenn du diese Mebran nun auseinanderziehst, vergröößern sich die Abstände zwischen diesen Punkten. Aber sie bewegen sich nicht voneinander weg, sie bleiben alle dort, wo sie sind. Es ist nur der Raum „= die Gummimembran“, der expandiert.
Korrekt(er) sollte man also sagen, die Objekte (z.B. Galaxien) „entfernen sich“ nicht voneinander, aber dennoch wird ihre Distanz immer größer.
Früher nahm man in der physikalischen Kosmologie an, dass das (beobachtbare) Universum bzw. genauer: der Raum, in dem sich die Materie befindet, sei gekrümmt (eine Schlußfolgerung aus der Allgemeinen Relatrivitätstheorie). Und die Raumexpansion stellte man - analog in einem 2-dimensionalen Modell - durch einen Gummiballon dar (mit den „materiellen“ Punkten auf seiner Oberfläche), der aufgeblasen wird. Die Geometrie dieses Universum sollte eine sogenannte „Sphärische Geometrie“ sein, wie man sie - im 2-dimensionalen Modell des 3-dimensionalen Raums - in der Oberfläche einer Kugel hat (die Dreieck-Winkelsumme ist größer als 180°). Dementsprechend konnte dem Universum ein endliches, aber expandierendes, Volumen zuordnen.
Dies Theorie ist seit einigen Jahren durch Beobachtungen widerlegt worden: Die Geometrie des Universums ist eine „Euklidische Geometrie“, die Raumkrümmung ist Null. Im 2-dimensionalen Modell ist das einer „flach“ ausgespannten Gummimembran analog. Dementsprechend hat das Universum auch nicht mehr ein endliches Volumen. Im 2-dim Modell entspricht zwar der beobachtbare Teil des U einem Kreis (mit ca. 40 Milliarden Lichtjahren Radius), aber es gibt keinen Anlaß zu der Annahme, dass der Raum jenseits des beobachtbaren Bereichs eine Grenz hat. Somit geht man physikalisch heute davon aus, dass das Universum räumlich unendlich ist.
Damit ist verbunden, dass es auch retrospektiv immer schon unendlich war. Und die „Urknall“-Theorie, die - die Expansion rückwärts betrachtend - auf einen Quasi-Punkt abzielte (in Wirklichkeit ist die physikalische Beschreibung aber bereits ab einem Durchmesser von 10-33 cm vorerst nicht mehr möglich), bezieht sich lediglich auf das begrenzte Raumvolumen des beobachtbaren Universums.
Zusammengefaßt: Das Universum ist unendlich, und es ist „euklidisch“, also „flach“. Theoretisch sind jedoch auch Modelle möglich (und werden auch in Betracht gezogen), in denen das U zwar flach, euklidisch, und jedenfalls unbegrenzt, aber dennoch endlich ist. Denn (wiederum im 2-dim Modell) auch eine Zylinder-Oberfläche ist euklidisch = flach und ebenso die eines Torus.
Und beide sind unbegrenzt, aber endlich (der Zylinder zumindest in einer seiner 2 Dimensionen).
Das Modell eines toroidalen Universums ist dabei besonders interessant. Es würde sich nämlich nach in einer bestimmten Entfernung identisch (!) wiederholen. Und zwar in allen drei Raumrichtungen.
Die von dir angesprochenen Vielwelten-Theorien sind derweil ein ganz anderes Thema …
Gruß
Metapher