Ich werde nicht auf alle noch offenen Antworten eigehen,
sondern summarisch hier meine Sicht zusammenfassen. Ich habe
mich mit diesem Thema ohnehin nur so lange und intensiv
aufgehalten, um auszuloten, wie es mit Sachkenntnis und
Fachkompetenz in diesem sprachwissenschaftlichen Brett
bestellt ist.
Weil du das beurteilen kannst!
Grundsätzlich: der Reichtum einer Sprache besteht vor allem
darin, über eine Vielzahl von Nuancierungsmöglichkeiten zu
verfügen, um Gefühlen und Gedanken möglichst präzise Ausdruck
zu verleihen. Das Bestehen auf „Standardformulierungen“ - um
ein hier gebrauchtes Wort zu verwenden - ist nichts anderes
als Einschränkung der Ausdrucksmöglichkeiten einer Sprache.
Dazu sei noch angemerkt, dass Sprache und Denken in engem
Zusammenhang stehen - Verarmung der Sprache ist auch Verarmung
des Denkens.
Das ist wunderbar. Dennoch legst du Worte auf die Goldwaage. Es gibt immer Nuancen, und dennoch gibt es Idiome, Floskeln, Standardformulierungen, die in einem gegebenen Kontext diejenigen sind, die von Muttersprachlern als „richtig“ empfunden werden, während andere - obwohl grammatikalisch akzeptabel - im Kontext eben als „nicht richtig“ (je nachdem zu kolloquial, zu hochtrabend, zu altmodisch, usw.) empfunden wird.
Sprachkompetenz - auch und gerade bei einer Fremdsprache -
zeigt sich vielmehr in der Beherrschung eines nuancierten
Ausdrucks. Um dies zu verdeutlichen, ist unsere Frage hier ein
gutes Beispiel.
Und hier lass mich einhaken: Sprachkompetenz ist nicht nur, mehrere Möglichkeiten das Gleiche auf verschiedene Weise auszudrücken, es ist auch, zu erkennen, was Muttersprachler an dieser Stelle als das Geläufigste und Akzeptabelste empfinden.
„Willst du mich heiraten“ ist eine Frage nach einem Willen,
einem Wunsch. „Wirst du mich heiraten“ hingegen eine Frage
nach einer konkreten Absicht. Der Unterschied der
Bedeutungsnuancen wird deutlich, wenn man sich klar macht,
dass es durchaus möglich ist, ohne inneren Widerspruch die
erste Frage zu bejahen („Ja, ich will dich heiraten“) , die
zweite jedoch zu verneinen („Aber ich kann leider nicht, weil
…“). Es wird also nach verschiedenen Dingen gefragt.
Das ist ein struktureller Ansatz, der aber nichts mit der Sprachwirklichkeit von englischen Muttersprachlern zu tun hat .
Nun ist die englische Sprache nicht ausdrucksärmer als die
deutsche. Hier ist die Frage „would you like to marry me“ die
Frage nach dem Wunsch („würdest du mich gerne heiraten, willst
du mich heiraten“), der grundsätzlichen Bereitschaft; „will
you marry me“ hingegen die Frage nach der Bereitschaft, dies
auch tatsächlich zu tun.
Und genau deshalb ist es die im Kontext richtige Formulierung.
Auch hier kann die erste Frage mit
„yes“, die zweite mit „no“ beantwortet werden, ohne dass dies
zueinander in Widerspruch stünde. Aus eben diesem Grund habe
ich die Übersetzung „would you like to marry me“ als die
bessere Übersetzung von „willst du mich heiraten“ bezeichnet -
weil sie exakt den selben semantischen Sachverhalt trifft,
„will you marry me“ hingegen nicht.
Deine litararischen Ausführungen in Ehren, sie stellen unweigerlich da, dass du etwas von Literatur verstehst, aber nicht, dass du etwas von Sprachwirklichkeit und Übersetzungstheorien verstehst.
Die unwidersprochene Propagierung restringierten Codes -
Proletkult - ist wahrlich ein Armutszeugnis für ein
sprachwissenschaftliches Brett.
Das ist in die gleiche arrogante Kerbe gehauen wie bisher. Niemand hat bestritten, dass deine Version eine grammatikalisch mögliche Übersetzung ist. Es ging um die sprachliche Wirklichkeit wie sie in 100,000 Sprechsituationen unter Muttersprachlern vorherrscht.
So, und damit klinke ich mich endgültig aus dieser Diskussion
aus.
Womit du dir ein weiteres Armutszeugnis ausstellst, egal wie elloquent du dich hier als Besserwisser gerierst.
Elke