Hi,
was ist Aufklärung?
Versuche von ewig neuen WAHRHEITSINTERPRETATIONEN innerhalb der Demokratie…
ODER???
C.
Hi,
was ist Aufklärung?
Versuche von ewig neuen WAHRHEITSINTERPRETATIONEN innerhalb der Demokratie…
ODER???
C.
Moin,
schauen wir doch mal in’s Wörterbuch:
" Aufklärung, die ; -, -en
1. /Pl. ungebräuchl./ völlige Klärung : die A. des Irrtums, Mißverständnisses, einer Angelegenheit; an der A. eines Verbrechens beteiligt sein; die Polizei bat um Mitwirkung der Bevölkerung bei der A. des Einbruchs; etw. harrt, bedarf noch der A.; etw. fand bisher noch keine A.
2. Klarlegung, Auskunft : jmdm. einige Aufklärungen geben; jmdm. (keine) A. schuldig sein; A. verlangen; keine A. erhalten; ich bitte um A.!; verhüll. die A. des Jugendlichen (Erklärung geschlechtlicher Dinge)⌉; Belehrung: hygienische, kulturelle A.; Neubedeut. DDR Agitation: eine breite A. unter der Bevölkerung entwickeln; die politische A.
3. /ohne Pl./ freisinnige philosophische Richtung des 17. und 18. Jahrhunderts , die für Vernunft und Menschenrechte eintritt: d. Zeitalter, Jahrhundert der A.; ein Dichter der A.
4. Mil. Erkundung : die A. des Marschweges, Abschnittes"
http://www.dwds.de/?woerterbuch=1&corpus=1&kompakt=1…
Zitate aus den lexikalischen Artikeln bei http://www.zeno.org/Zeno/0/Suche?&q=Aufkl%C3%A4rung&… erspare ich mir, ebenso solche aus http://www.zeno.org/Philosophie/0/Suche?&q=Aufkl%C3%… - es gibt zu viele Suchergebnisse. Aber vielleicht verhilft Dir die Lektüre einiger Artikel zur Präzisierung Deiner Frage.
Pit
Für mich immer notwendig in diesem Zusammenhang…
Hallo Claus,
>>Ein Affe steckt einst einen Hain
von Zedern nachts in Brand
und freute sich dann ungemein,
als er’s so helle fand.
„Kommt Brüder, seht, was ich vermag;
ich, ich verwandle Nacht in Tag!“
Die Brüder kamen, groß und klein,
bewunderten den Glanz,
und alle fingen an zu schrein:
„Hoch lebe Bruder Hans!
Hans Affe ist des Nachruhms wert,
er hat die Gegend aufgeklärt.“
von Friedrich J. Zöllner,
Gruss
Mike
Zöllners echte Vornamen. Eine Aufklärung
Moin, Mike,
das von Dir zitierte „Fabelchen“ (so nennt es der Autor) fand ich recht amüsant; über die meinen Verstand übersteigende Bildsymbolik fand ich hier Aufklärung:
_Von Zedern165 nachts in Brand166
Ich, – ich167 verwandle Nacht in Tag168
Hans Affe169 ist des Nachruhms werth
165 - Zeder gilt bei den Propheten als Bild des Erhabenen und Ewigen und ist in der Kunst des Mittelalters ein Marienemblem.
166 - Aufklärerische Lichtmetaphorik.
167 - zweimal ‚Ich’ im Vordergrund.
168 - Nacht will in Tag verwandelt werden: ‚Es werde Licht’-Anmaßung.
169 - Satan = Affe Gottes, der Gott nachäfft._
http://webcache.googleusercontent.com/search?q=cache… (S. 57)
Nun, da wollte ich doch mehr Gedichte von Herrn Zöllner lesen - allein, die Suche nach weiteren Online-Texten blieb erfolglos. Das lag unter anderem daran, dass es ein schwieriges Unterfangen war, über Zöllners richtigen Namen eindeutige Aufklärung zu finden.
Du nennst als Verfasser
von Friedrich J. Zöllner ,
Bei anderen heißt er Friedrich Zöllner , 1784
http://gedichte.xbib.de/gedicht_Z%F6llner.htm
oder
Der Affe. Ein Fabelchen.
Autor: Zöllner, J.F. , , Seiten 480 - 484
http://www.ub.uni-bielefeld.de/diglib/aufkl/browse/b…
„Die Autorschaft ist unklar. Schwartz (Schwartz 1925, 8) vermutet den Probst der Nikolaikirche und das Mitglied der Mittwochsgesellschaft Johann Friedrich Zöllner , als Verfasser.“
http://books.google.de/books?id=Is2jSvoAd4IC&pg=PA60…
(Anm. 15, S. 60)
Es ist diese Schrift gemeint:
http://books.google.de/books?id=Is2jSvoAd4IC&pg=PA60…
Noch jemand anderes sagt
„Der Affe / Ein Fabelchen ( J.H. Zöllner , ). In: Was ist Aufklärung? Beiträge aus der Berlinischen Monatsschrift (Hrg. N. Hinske), Darmstadt 1990, S. 370“ (Fußnote S. 55)
Und ein Herr Gerlach macht aus diesem (Druck-?)Fehler einen Johann Heinrich Zöllner:
„Hier schließt sich nun der Kreis direkt wieder zum „Fabelchen“ und seinem Anonymos, denn das Gedicht ist nur mit Z. unterzeichnet. Hinter dem Z. verbirgt sich glaubhafterweise aber eben jener Johann Heinrich Zöllner , seines Zeichens Probst an St. Nicolai, der als Oberkonsistorialrat und Mitglied des preußischen Oberschulkollegiums dem Kreis der berühmten „Mittwochsgesellschaft“ angehörte,“ (S. 56)
http://webcache.googleusercontent.com/search?q=cache…
Nun, am wahrscheinlichsten ist wohl Johann Friedrich Zöllner: laut Google ungefähr 104.000 Ergebnisse für ihn gegen 3 Ergebnisse für Johann Heinrich Zöllner.
Aber auch mit diesem Namen fand ich keine weiteren Gedichte. Hier meine Suchversuche:
http://www.google.de/search?as_q=+&hl=de&num=10&btnG…
http://www.google.de/search?q=Gedicht+OR+Gedichte+%2…
http://www.google.de/search?as_q=+&hl=de&num=10&btnG…
http://www.google.de/search?q=Gedicht+OR+Gedichte+%2…
Nun, so muss meine Recherche nach weiteren Gedichten wohl ohne Aufklärung bleiben.
Aber immerhin habe ich zur Aufklärung des echten Verfassernamens beigetragen
Grüße
Pit
Warum nicht gleich vom Meister
Moin,
was ist Aufklärung?
http://gutenberg.spiegel.de/?id=5&xid=1366&kapitel=1…
Gandalf
Hallo Claus,
unter Aufklärung verstehe ich eine Lehre, die einen befähigt, selbstständig zu denken, eine Lehre, die es möglich macht, auch den Lehrer und seine Lehren kritisieren zu können. Zitat: „Wenn die Meister aufhören zu lehren, werden die Schüler endlich lernen können.
Charles de Montesquieu“.
Unter der Lehre der Aufklärung verstehe ich einen zutiefst demokratischen Prozess, eine Lehre, die Lehrer und Schüler die Freiheit gibt, voneinander zu lernen, wo keine Hierarchie gilt. Denn nur dort, wo der Lehrer bereit ist, vom Schüler zu lernen, hat der Fortschritt eine Chance…
LG Susanne
Hi Mike,
Hans Affe ist des Nachruhms wert,
er hat die Gegend aufgeklärt."
Voller Zynismus gegen das ganze Projekt „Aufklärung“??? Ist doch sehr PAUSCHAL…
Diesbezüglich siehe Posting im Artikelbaum „Wahrheit im Wandel?“ - mit Headline:
„Wahrheit in Selbsterkenntnis“.
Gruß
C.
Nachtrag
der Affen-Vorwurf wurde mir übrigens schon einmal hier gemacht, doch diesen UNBEQUEMEN Schuh zieh ich mir gerne an…
Es müsste dann nicht heißen „der Affe Hans“, sondern „der Affe Claus“, so hast du es ja auch gemeint (und dafür begeisterten Beifall erhalten).
Trotzdem darf es außer „Wahrheitsbesitzern“ bekanntlich ja auch Affen geben, das garantiert die Demokratie mit ihrem Recht auf Meinungsfreiheit für jedermann.
Dass das vielen staatlich geprüften Schulmeistern nicht gefällt, die in ihrer Weltfremdheit in himmelhohen „Wahrheitstürmen“ sitzen und immer Antidemokraten sein müssen, das ist ihr Job als Briefträger „ewiger“ Wahrheit!
D. O.
Hi Gandalf,
dass Kant „Meister“ der Aufklärung ist, ist unbestritten, mit der von Kant vertretenen „Wahrheitsinterpretation“ lebe ich seit 40 Jahren, seine Aufklärung hat mein Denken und Leben wesentlich beeinflusst. Aber Kant lebte nicht in einer Demokratie, um so mehr war er seiner Zeit weit voraus…
Aber die Philosophie hat sich ja seit Kant bekanntlich weiter entwickelte. Für Demokratie und Aufklärung haben sich vor allem Philosophen wie Charles Sanders Peirce, William James und John Dewey eingesetzt.
Für die Gegenwart und Zukunft der Demokratie hat sich der amerikanische Sprachphilosoph Prof. Hilary Putnam mit seinem Werk „Für eine Erneuerung der Philosophie“ große Verdienste erworben.
Zudem ist unter anderem auch der amerikanische Philosoph Prof. Richard Rorty erwähnenswert, mit seinem Werk „Philosophie als Kulturpolitik“. Der Surkamp Verlag schreibt darüber:
„Mit Richard Rorty verstarb im Sommer 2007 einer der einflussreichsten Intellektuellen des 20. Jahrhunderts. Spätestens seit seiner aufsehenerregenden Demonatge des cartesianischen Selbstverständnisses… gehörte er zu den meistgelesenen Philosophen welteit…“
Gruß
C.
Hallo Dahinden,
hast Du diesen Worten keine eigenen hinzuzufügen?!
Gruß, Susanne
PS: Nicht immer muss man „das Rad neu erfinden“. Sehr oft - Gott sei Dank - gab es Menschen vor unserer Zeit, die sich Gedanken gemacht haben zu den gleichen Themen, die uns in unserer Zeit beschäftigen. Was ich teilweise bedaure, denn wenn wir uns immer noch mit deren Gedanken beschäftigen (müssen), bedeutet das für mich, dass wir keinen entscheidenden Schritt weitergekommen sind - seit Jahrhunderten/ Jahrtausenden?!
Wann beginnen wir, unsere Vordenker hinter uns zu lassen? Was für eine Denkkultur ist notwendig, damit „Neudenker“ nicht so leicht diffamiert werden, wie ich das Gefühl habe, dass dem so ist (nur zur Erinnerung: Vor ein paar Jahrhunderten hieß es, dass die Erde eine Scheibe sei, und wer anderes darüber dachte, schwebte in Lebensgefahr…
Gruß, Susanne
Hallo Claus,
„der Affe Claus“
so habe ich es nicht gemeint, ja das Thema an sich sogar geschätzt;
immer Antidemokraten
wo? Wer?
„ewiger“ Wahrheit!
Nun, wenn Du nach Wahrheitsbegriffen allgemein fragst, sollte es auch möglich sein, dass Du nicht hinterrücks vom Bürosessel fällst, wenn sich einer beteiligt, der Wahrheit für möglich hält.
Gruss
Mike
Hallo SusannE,
leider kann ich nicht so gut dichten wie der Dichter damals, und solange das so ist, zitiere ich seine Worte gerne und finde sie sinnvoll. Persönlich kann ich nur anfügen, dass es (leider zuwenig beachtete) Weltanschauungen gibt, die mit sehr guten Gründen von dem abweichen, was tagtäglich in fast allen Zeitungen des deutschen Sprachraumes grossmehrheitlich suggeriert wird, inklusive einem krass verfehlten weil viel zu wohlwollenden und völlig übertriebenen und überzogenen Aufklärungsbegriff. Bisweilen drohen Weltanschauungen zu versinken wie Wassertropfen im Salzsee, ich aber äussere sie weiter.
Gruss
Mike
Hi Mike,
Nun, wenn Du nach Wahrheitsbegriffen allgemein fragst, sollte
es auch möglich sein, dass Du nicht hinterrücks vom Bürosessel
fällst, wenn sich einer beteiligt, der Wahrheit für möglich
hält.
Kann mich nur wiederholen: Bitte lese mein Posting „Wahrheit als Selbsterkenntnis“ (übernächster Artikelbaum), wo ich Wahrheit für möglich halte.
Gruß
C.
Präzisierung
Hallo Claus,
Du musst auch beim Thema „Aufklärung“ ebenso wie beim Thema „Wahrheit“ damit leben, dass einer eine Wahrheit ausserhalb des Menschen für wahrscheinlich hält oder sogar axiomatisch supponiert.
Gruss
Mike
Hi Mike!
Doch - ich bin mir sicher, dass Du - da Du ein Gefühl für solche Texte hast, denn sonst würdest Du keinen zitieren - auch selbst welche verfassen kannst!
Höre auf Dein Herz, lass die Worte aus ihm herausströmen, und schere Dich nicht um irgendwelche Vorstellungen, wie ein Gedicht auszusehen hätte!
Mach’s einfach!
Mir kommt Franz Kafka in den Sinn - etwa seine Geschichte zum Käfer, die Verwandlung… - Kafka selbst soll gesagt haben, dass er seine Geschichte seltsam findet, nicht geglaubt habe, dass er damit Erfolg haben könnte… Sein Satzstil war nicht unbedingt sehr einfach…
Gruß, Susanne
Hallo SusannE,
mein Aufsatz zu Kafka endete damit, dass der Käfer sich zum Schmetterling verpuppte, das wäre dann ungefähr „Aufklärung hin zu relativ früher Vorklassik“ oder gar „Moderne und Postmoderne hin zu Schlichtheit und purer Wiederholung des Lebens“, was zwar macht, dass ich gerne in den Spiegel schaue, aber strenggenommen nicht kafkaesk ist, und auch das „kann man streng nehmen“ (vgl. Leistungsgesellschaft, in welcher ich doch gerade mein Geld mit meinen Ergüssen hätte verdienen müssen…). Ich bleibe somit im Vergleich zu Kafka ein unverbesserlicher Optimissimus und bin darum äusserst überschaubar und naiv; obendrein würde ich lieber im Netz gratis publizieren, als dass ich denken müsste, die Leute kaufen mein Geschreibsel zu überzogenen Preisen, was wiederum dazu führt, dass eines Tages mein Computer abgestellt sein dürfte und ich wiederum gar nicht schreibe, bzw. sich der Schluss aufdrängt, dass ich am Ende arm und (ob dieser unspektakulären Aussicht) von Anfang an relativ faul sein könnte. Was zwar kein Grund ist, überhaupt nicht zu schreiben, denn Mozart schrieb auch, starb arm und gab doch seinem Leben einen Sinn zum Nutzen anderer. Ich bin aber eher der Typ, der selber einen Nutzen haben will (schon wieder Leistungsgesellschaft, aber diesmal bin ich ihr Protagonist, also sowohl zu wenig selbstzufrieden als auch zu wenig erfolgsverwöhnt zum Schreiben…).
Allerdings habe ich ja immerhin jemanden zitiert, und Philosophie ist meiner (und nicht nur meiner) Überzeugung nach auch literarisch. Wenn ich also über die Aufklärung etwas Literarisches vom Stapel lassen müsste, das einigermassen zum Thema passt und doch von mir (mit meinen eigenen Erfahrungen) ist, sodass es gewissermassen „von Herzen“ kommt (aber auch das Herz sträubt sich nicht gegen Verse), dann würde es ungefähr so tönen:
Abklärung
Ein pflichtbewusster Kommissar,
der wusst’, was aufzuklären war,
traf einst auf einen grossen Lehrer,
der wusst’, was leicht ist und was schwerer.
Der Lehrer sagt „ich klär dich auf,
was du nicht weisst, das steht zuhauf
in dicken Wälzern längst geschrieben,
vom Leben, Lachen, Tanzen, Lieben.“
Der Kommissar, nach Schutzmanns Art,
blickt’ finster, strich sich übern Bart,
und meinte: „Der hat was zu sagen,
der weiss etwas, den packt am Kragen“.
Der Lehrer war nicht unberührt,
als man nun bald ihn abgeführt,
der Kommissar sich drum nicht schert,
und prahlt: „Der Fall wird aufgeklärt.“
Der Lehrer liess es sich nicht nehmen,
den Kommissar nun zu beschämen,
und sprach, wie sich ein Meister wehrt:
„Jedoch, das war nicht abgeklärt.“
Gruss
Mike