Das Problem an der ganzen Geschichte: wir kennen nur einen Ausschnitt von wenigen Sekunden der gesamten Geschichte.
Diese wenigen Sekunden stammen aus einem Video. Wir sehen, wie Herr Feldmann recht krampfhaft den „Telefonhörer“ der Sprechanlage vor sein Gesicht hält und mit Blick auf die Mitreiseenden erklärt, dass er vom Personal des Flughafens und des Flugzeugs Ansagen bekam, die wohl in seiner Manneskraft zerbrachen. Man kann in dem Video auch den Eindruck bekommen, als würde von hinten jemand recht robust am Kabel des „Telefonhörers“ ziehen.
Was kann man aus dieser kurzen Szene lesen? Mir erweckt sie den Eindruck, dass Herr Feldmann gegen den Willen des Flugpersonals den Hörer gegriffen hat, um ein Statement abzugeben. Vorrangig bekundet Herr Feldmann in diesem Statement, dass er sich in seiner Rolle als Mann nicht ernst genommen fühlt - zumindest nicht auf die Art, wie er sie versteht.
Was vorher vorgefallen ist, was danach passierte, wissen wir nicht. Zumindest ich konnte dazu keine weiteren Angaben finden. Alle Presseberichte driften ganz schnell in Empörung ab.
Ich bin schon recht oft geflogen und erlebte das Personal am Boden und in der Luft stets mit großer Höflichkeit, selbst in sehr stressigen Situationen. Eine „Ansage“, die mich oder jemand anderen irgendwie „außer Gefecht setzte“ habe ich noch nie erlebt. Man kann aus meiner Sicht also ausschließen, dass Herr Feldmann nur einen schönen Tag wünschte und höflich „Bitte“ und „Danke“ sagte. Was er sagte? Wir wissen es nicht. Wir können nur spekulieren, dass es für das Personal ehrenrührig war.
Statt er, wenn er schon das Wort (und den „Telefonhörer“) ergreift, anständig alle Betroffenen um Entschuldigung bittet, stellt sich dieser Narzist hin und bedauert den kurzzeitigen Verlust seiner Potenz.
Und ja, die Reduktion der Situation auf die nachlassende eigene männliche Potenz, kann man in einer Welt, die umfassende geschlechtliche Gleichberechtigung fordert und in kleinen Schritten erarbeitet, schon als Sexismus verstehen. Wobei mir der Sexismus bei Herrn Feldmann nur eine Randerscheinung seines krankhaft gestörten Egos zu seien scheint.