Was ist das Besondere an gebackenen Camembert?

Aufgrund des für diese Käsesorte typischen ekelhaft-gammeligen Geschmacks mag ich keinen Camembert. Allerdings habe ich schon vor Jahren festgestellt, dass ich den fertig panierten Camembert zum Backen unheimlich gerne mag, da er völlig anders schmeckt. Bisher dachte ich, das liegt am Schmelzen, da Käse ja dabei grundsätzlich seinen Geschmack ändert.
Jetzt haben wir selbst Camembert gebacken, aber obwohl geschmolzen, war der gammelige Geschmack deutlich wahrnehmbar. Daher meine Frage: Was ist das besondere an dem Camembert, der fertig paniert angeboten wird?

Er ist nicht reif, und vor allem ist er durch die Panade gegen die bei Dir offenbar dilettantische Lagerung zumindest ein wenig geschützt.

Ekelhaft gammelig schmeckt Camembert nur, wenn er von Ignoranten gelagert wird.

Wenn Du das unreife Zeug gewöhnt bist, das von Champignon-Hofmeister als angeblicher Camembert vermarktet wird und das nur nicht mehr bröselig ist, seit es (wie mittlerweile praktisch alle industriell produzierten Weichkäse) mit einer absurden Dosierung von Rahm versehen wird, und dieses Zeugs am Ende gar noch magst - lass lieber die Finger nicht nur von (richtigem) Camembert, sondern auch von (richtigem) Brie, Chaource usw.: Du wirst damit nicht glücklich werden. Das hat den Vorteil, dass Du viel weniger für Deinen Käse bezahlst - die Standard-Industriekäse sind deutlich günstiger als richtiger Käse.

Schöne Grüße

MM

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Das hat nichts mit der Lagerung zu tun, sondern ist wohl eher die subjektive Empfindung meines Geschmackssinns. Meine Frau nimmt den Geschmack der selben Camemberts völlig anders wahr.
Was meinst du mit bröselig? Zählt Camembert nicht zu den Weichkäsen? Laut Wikipedia hat “[r]eifer Camembert […] bis zur Rinde eine gleichmäßige, relativ weiche und cremige Konsistenz, sodass er leicht auf ein Brot gestrichen werden kann". Anders kenne ich das nicht…wie ist das bei dem Camembert, den du meinst?

Ich will deinen Geschmack nicht kritisieren. Aber ganz objektiv bevorzugst Du ein geringwertiges Industrieprodukt im Sinne eines Stücks Protein und Fett ohne großen eigenen Geschmack. Denn der entwickelt sich erst durch eine korrekte Reifung. Solche Produkte haben aber tatsächlich gerade erst das Stadium des Käsebruchs verlassen.
Was Du schmeckt, ist insbesondere die Panier, in der diverse Aromastoffe und Geschmacksverstärker stecken, und in der beim Frittieren und in geringerem Maße auch beim Backen im Ofen diverse geschmacksbildende chemische Reaktionen, insbesondere Maillard-Reaktionen stattfinden, die für Röstaromen sorgen.

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doch.

Kein Camembert schmeckt

wenn man ihn nicht in Deine Küche lässt.

der ist aus Rohmilch, hat 45 % Fett i.Tr. und keine 55 oder 60 und ist dafür ordentlich gereift.

die durch übertriebenen Fettgehalt erreicht wird und nicht durch sorgfältige Herstellung und Reifung kannst Du dir in die Haare schmieren und Tante Wiki übers Bett hängen, das geht mich nichts an.

„Kein Camembert schmeckt…“
Diese Aussage zeigt, dass du meinen Post nicht wirklich gelesen hast. Subjektive Geschmackseindrücke sind das Resultat der individuellen Sinneszellen. Bei unterschiedlichen Menschen können unterschiedliche Geschmackseindrücke entstehen. Was für den einen der höchste Genuss sein kann, ist für den anderen ungenießbar. Wie oben erklärt, empfindet meine Frau diesen Geschmack völlig anders.

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Auch Geschmack entwickelt sich, wenn man ihm die Gelegenheit dazu gibt. Wer nur mit minderwertigen Industrieprodukten groß wird, ruiniert seinen Geschmack durch standardisierte, vollkommen unnatürlich überzogene Aromen, Geschmacksverstärker und Co. Wer früh eine große Bandbreite sehr fein differenzierter Aromen kennenlernt und experimentierfreudig ist, Dinge mehrfach probiert, lernt schnell, dass es viel mehr als schmeckt/schmeckt nicht gibt. Gerade Käse ist ein gutes Beispiel, wie man eine unüberschaubare Vielfalt auf eine Handvoll Standard Supermarktprodukte reduziert hat, die es zwar von diversen Herstellern unter diversen Namen gibt, die sich aber geschmacklich kaum unterscheiden. Z.B. Raclette war diese Tage auf ganz vielen Tischen, und die eine übliche Supermarkt Marke wird diese Tische beherrscht haben. Wir haben ein klassisches schweizer Gerät, für das man einen halben runden Laib braucht, den ich immer online bestellen muss. Dabei stößt man dann auf spezialisierte Händler mit einem sehr differenzierten Angebot, durch das wir uns über die Jahre durchgetestet haben, bis sich ein vielleicht auch nicht ganz zufällig prämierter Käse als Favorit ergeben hat, den ich auch gerade gestern wieder bestellt habe. Und es kommt sicher auch nicht von ungefähr, das wir dieses Jahr in den USA mehrfach an einer Großkäserei vorbei gefahren sind, die ob der reichlichen Probiermöglichkeiten in jedem Fremdenführer steht, dafür aber tolle, individuelle Käse auf Farmer-Märkten gekauft haben.

Hallo,

speziell bei Camembert kommt noch hinzu, daß die großen französischen Hersteller für Deutschland jeweils eine spezielle Produktlinie etabliert haben, die „milder“ schmeckt. Die Deutschen sind von ihrem Industriekäse mehrheitlich derart geschmacklich verwirrt, daß ein echter, ausgereifter Camembert von vielen abgelehnt wird.

Das gilt auch für Brie, was zur Folge hat, daß die einzigen „echten“ Bries (Brie de Meaux, Brie de Melun) hierzulande kaum zu bekommen sind.

&tschüß
Wolfgang

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Das, was Du beschreibst, also der Industrie-Camembert ist je kein camembert, sondern eher butterkäse mit aufgesprühtem Schimmel. Sehr lecker, aber beim abkühlen kriegt er Konsistenzen von Gummi bis Kevlar.
Die Halbschwester meiner Ex brachte aus Frankreich immer echten Camembert mit. Da hast keine Alarmanlage beim Kühlschrank gebraucht, wenn einer sich heimlich am Kühlschrank vergriff, das hat sofort die ganze Whng. beglückt.

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Hör mir bloß auf mit „mild“! Ich bekomme immer einen dicken Hals, wenn ich mal einen schön säuerlich Joghurt suche und mir überall „mild“ entgegen geschrien wird. Ebenso beim Sauerkraut. War vor einiger Zeit erwartungsfroh in einen Laden mit regionalen Spezialitäten gegangen, der handwerklich hergestelltes Sauerkraut aus dem Faß anbot. Beim Hinweis auf „ist schön mild“, musste ich schwer an mich halten.

Man muss es nicht so extrem ausleben, wie wir es tun, bei denen die Düfte eines selbst zusammengestellten Fondue noch zwei Tage in der Luft liegen, und wo kein Urlaub vergeht, aus dem wir nicht mit jeder Menge „echter Ware“ zurückkommen. Aber die Verarmung der deutschen Geschmackswelt finde ich wirklich dramatisch.

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Hallo,

ich bin ja ganz bei Dir. Auch ich kann das Wort nicht mehr hören in Verbindung mit Lebensmitteln. „Mild“ steht bei mir immer für geschmacksamputiert, aber es zieht nun mal aus welchen Gründen auch immer bei vielen deutschen Verbraucher*innen.

Warum nicht?

Glaubst Du etwa, daß Du damit allein bist? Auch wir planen bei allen Frankreich- und Spanienfahrten wenn irgendwie sinnvoll und möglich den Rückweg über unsere Lieblingskäserei im Lozere mit ein und haben dafür auch eine extra große Thermobox dabei - Nach der Rückkehr dürfen wir dann viele Freunde zum Käseabend begrüßen.

&tschüß
Wolfgang

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Sagen wir es so: Wir buchen bevorzugt Ferienwohnungen und -häuser wegen der eigenen Küche, haben bei Anreise im Auto immer eine recht umfangreich ausgestattete Küchenkiste dabei und selbst bei Anreise mit Bahn oder Flugzeug immer ein „kleines Besteck“ im Koffer. Wir verbringen regelmäßig ganze Urlaubstage mit der Erkundung lokaler Angebote und in Schweden stand ich tagelang am Herd um Krebse aus dem See zu verarbeiten. In Vancouver wollte mir dieses Jahr jemand keine Austern verkaufen, weil er keine Lizenz für Gastronomie besitzen würde. Er konnte sich nicht vorstellen, dass ein Tourist ein Austernmesser dabei und eine Wohnung mit Küche angemietet hat, um darin die lokalen Delikatessen zuzubereiten. Dabei war das Messer schon in Frankreich, Dänemark und den USA im Einsatz. Wir suchen uns auch die Unterkünfte nach interessanten kulinarischen Angeboten in der Nachbarschaft aus. Wir wohnen in London nicht zufällig immer um die Ecke von Borrogh Market, hatten vor der Reise nach Paris schon den Markt zwei Straßen weiter im Visier, … Also ein wenig sonderlich sind wir schon.

Nun ja,

jetzt sind wir ja schon sowieso o.T. …

Auch wenn ich weder Austern noch Flugreisen mag, aber auch wir suchen idR Hotels

  • am besten gleich im selben Haus
    Und von unseren Visiten zum Senfkauf in Beaune (idR auf der Hinfahrt, weil sich Senf besser hält) sowie den pervers guten speziellen französischen Chips, den hocharomatischen Arbequina-Oliven und dem Tinto meiner bevorzugten Bodegas in Emporda, Somontano oder Navarra war ja noch gar nicht die Rede.

&tschüß
Wolfgang