Was ist das besondere an indien ?

Hallo =)

Was ist so besonders an Indien?
Da gibt es doch viel relative bis absolute Armut? Und wie sehen die Slums in Mumbai aus? wie kann man sie den definieren?

Danke im voraus!

Liebe Ripa,
Du stellst eine schwere Frage. Ich habe vor einiger Zeit einer Freundin einen Brief zu diesr FRage geschrieben, vielleicht findest Du hier erste Antworten:
Bremen, 14. Mai 2009

Liebe Anne,

ich bin nicht sicher, wie viel von meinen Indien-Eindrücken Du wirklich wissen willst. Glaub mir, dieses Land ist furchtbar. Es ist heiß (in der Zeit, in der Du da bist, werden zwischen 34 und 39°C erwartet), laut, staubig (speziell in Rajasthan, natürlich) und ziemlich schmutzig. Eine Freundin fragte mich mal, wonach Indien riecht, und sie stellte sich dabei den feinen Geruch verschiedener Currys vor. Meine Antwort war: „Nach Safran und Mottenkugeln“. Safran hört sich nur romantisch an, riechen tut es bitter und leicht faulig. Und Mottenkugeln? Unter diesem Stichwort (Mottenkugeln in Indien) gibt es über 700 Eintragungen bei Google…
Ich liebe dieses Land, ich war neunmal da, die nächsten beiden Reisen sind geplant, eine gleich im März, aber warum liebe ich es? Ich weiß es nicht, keiner, der es tut, kann es begründen. Immer wieder, wenn ich erzähle, was ich dort erlebt habe, fragen Zuhörer: Ja, warum fährst du dort überhaupt hin?“ Und ich sage: „Weil ich es liebe.“ Und wenn sie dann „Warum?“ fragen, weiß ich es nicht. Ich kann nur rationalisieren: „Weil es so bunt ist, so warm, so anders, so verrückt, weil ich sofort all meine kleinen und kleinlichen Sorgen vergesse …“Aber genau weiß ich es einfach nicht.

Okay, Du fährst nicht nach Dharamsala (wo es übrigens im Frühling zauberhaft schön ist, zum Beispiel weil riesige Rhododendronwälder blühen, und es ist auch nicht Monsun, wenn Du fährst.
Du bist in einer Reisegruppe und damit auch nicht der Willkür indischer Taxifahrer ausgeliefert. Sie bringen einen nämlich selten dorthin, wo man hin möchte, und wenn sie Dich fahren, nehmen sie meist noch jemanden mit, ihren Bruder, ihren Cousin oder auch, höchste Steigerungsform, ihren „brother-cousin“. Auch davon kann ich Geschichten erzählen!!!
Ja, so ist Indien, ein Traum. In Jaipur habe ich allerdings ein Lieblingshotel, preiswert und sauber, das Arya Niwas. Es hat einen Vertrag mit einer Taxi-Gesellschaft. Diese Fahrer sind wirklich gut geschult. Sie bringen ihre Gäste dahin, wo sie (die Gäste!!) hinwollen, warten auf sie (fast immer), bis sie ihre Besichtigung beendet haben. So einen hatte ich auf dem Weg in den Ranthanbore-Nationalpark (in dem es wirklich Tiger gibt). Unterwegs fragte mich der Fahrer in regelmäßigen Abständen, ob ich zur Toilette möchte. Ich verneinte, irgendwann fügte ich hinzu: „Thank you for asking“. Er antwortete in dem wunderbaren Singsang, in dem Inder Englisch sprechen: „That is our duty, Madam.“

Inder sind ausgesprochen freundliche und hilfsbereite Menschen. Manchmal verstehen sie uns Europäer nicht, besonders nicht, wenn wir ihre Hilfe ablehnen; besonders, wenn wir (der Inder und Ich) uns so gut ergänzen könnten, weil er zum Beispiel eine Rikscha hat und ich irgendwo hin will, und ich habe Geld und er braucht welches. Nach langen Kämpfen habe ich es aufgegeben und folge dem Gesetz: „In Indien niemals zu Fuß gehen“. Inzwischen habe ich einige Stellen gefunden, wo es möglich ist. Eine davon kann ich Dir empfehlen: über Jaipur gibt es mehrere Forts. Eines davon ist Fort Nahagarh (Tiger-Fort). Es ist nicht besonders spektakulär, hat aber drei Pluspunkte: Von ihm aus hat man einen wunderbaren Blick über die Stadt, es gibt eine freundliche Cafeteria mit gutem Tee und: es gibt einen gewundenen Fußweg hinab in die Stadt. Man wird höchstens dreimal betteleimäßig angesprochen.
Ach ja, die Bettler habe ich noch nicht erwähnt. Sie können sehr lästig sein und uns ein schlechtes Gewissen machen. (Denk an die Menschen, die Dich leicht strafend und mit hohem Ethos im Blick anschauen, wenn Du erzählst, dass Du nach Indien fährst. „Ich könnte das Elend nicht ertragen“, sagen sie, „und den Schmutz, wie kannst Du das nur aushalten?“ Inzwischen habe ich eine Standardantwort parat: „Muss ich ja nicht aushalten, die Inder müssen es ertragen!“
Und was die Bettler angeht, habe ich (mit Hilfe freundlicher Tibeter) folgenden Umgang entwickelt: Ich gebe nur ganz alten oder schwer beschädigten Menschen Geld (nicht mehr als 10 Rupien, das sind heute etwa 15 Cent. Den anderen gebe ich kleine Geschenke: Lollis, Buntstifte, Luftballons für Kinder, Kugelschreiber, kleine Seifen. Meist freuen sie sich, Geld mussten sie sowieso abgeben, weil das Betteln meist organisiert vonstatten geht.

Ich könnte ein ganzes Buch in diesem Stil weiterschreiben. (Vielleicht tu ich das auch mal.) Hast Du konkretere Fragen?

Und Du wolltest noch Lesevorschläge:

  1. Einer meiner indischen Lieblingsromane ist „Das Salz der drei Meere“ von Anita Nair. Es spielt zwar in Südindien, beschreibt gut und nachvollziehbar, lustig und zum Erbarmen das Leben in Indien anhand des Schicksals dreier Frauen, die zufällig im gleichen Abteil im Zug nach Nagercoil (Tamil Nandu, Südspitze Indiens) sitzen.

2.) Wenn Du ein theoretisches Buch möchtest von jemand, der sich wirklich auskennt, empfehle ich „Die Inder“ von Sudhir Kakar. Herr Kakar ist Inder, Psychoanalytiker, Schriftsteller. Er hat in Hamburg studiert (irgendetwas Technisches). Außerdem hat er noch ein anderes, ganz wunderbares Buch geschrieben:
3.) „Die Frau, die Gandhi liebte“ (Sudhir Kakar). Ein phantastischer Roman mit viel Realität über die englische Dame, die im Film „Gandhi“ von Attenborough immer hinter Gandhi herläuft. (Im wirklichen Leben hat sie viel mehr getan). Gandhi nannte sie Mira-Bai nach der Dichterin, von der ich Dir das letzte Mal erzählt habe. Dieses Buch – und auch der Film – führen Dich tief in das Herz Indiens. Und das kannst Du nur selbst entdecken. Ich bin gespannt, ob Du nach Deiner Reise immer oder nie wieder nach Indien willst.
Bei mir war es so, dass ich nach der ersten Reise fast ein halbes Jahr „nie wieder“ wollte. Beim zweiten Mal hat das „Nie-Wieder“ immerhin noch sechs Wochen gedauert. Jetzt ist es so, dass ich sofort wieder könnte, kaum bin ich zu Hause. Eine Freundin prägte den Spruch „Nach Indien ist vor Indien“. Sobald ich weiß, wann ich das nächste Mal reise, beginnt die Vorfreude. Frag nicht, warum …

Liebe Ripa, warst Du je in Indien?
Es gibt so viel zu entdecken aber fahre beim ersten Mal nicht alein! nicht, weil es so gewalttätig ist, sondern weil es so fremd und überwältigend ist.

Herzliche Grüße,
Angelika

Hallo Ripa,
„Was ist so besonders an Indien?“
Da Deine Frage allgemein ist, kann ich nur allgemein antworten: ALLES VIELFALT FARBEN RELIGION MENSCHEN LANDSCHAFT BENEHMEN VERKEHR GEDRÄNGE ARMUT UND REICHTUM
SPEISEN GESCHÄFTE GERÜCHE LÄRM CHAOS KULTUR SCHMUTZ FREUNDLICHKEIT ANTWORTEN DIE NICHT IMMER STIMMEN…
„wie sehen die Slums in Mumbai aus?“
Das kann ich schwer beschreiben. Ich empfehle youtube.
Aber es gibt schlimmeres. Menschen die kein Dach über dem Kopf haben und auf der Strasse leben und schlafen…
PS. Mit unseren Werten kann man es schwer messen. Nichtsdestotrotz lachen die Menschen und wirken entspannt und gelasen…
Alle Gute
Gruß
Ivo

Hallo Ripa,
das ist eine sehr allgemeingehaltene Frage, zu der ich hier schlecht antworten kann. Wäre zu umfangreich. Aber im Netz findest du viele Informationen Wikipedia. Z.B. Stichwort ‚Slums in Mumbai‘-> Wikipedia

Das Interessante an Indien ist wohl die Vielfalt der Menschen, Möglichkeiten, Lebensweisen … in einer Athmosphäre, die vom Hinduismus geprägt ist, aber auch offen gegenüber anderen Glaubensrichtungen ist. (Dort, wo nicht, hat es politische, historische Ursachen.) Leider aber auch mit großer Armut und Diskriminierung von Frauen und Minderheiten, aber auch mit Toleranz und Offenheit gegenüber anderem und anderen. All dies zusammen ist in Kurzform für mich das Interessante und Liebenswerte an Indien.

Biele Grüße
Butha

Liebe Ripa,

das Besondere an Indien ist, dass es ein Tag wie das Paradies und den nächsten Tag wie die Hölle sein kann. Oder manchmal auch am selben Tag. Menschen sterben vor Deinen Augen auf der Strasse, leben im absoluten Dreck und Müll, daneben Luxus pur, absolute Schönheit und herrlichstes Essen.
Die Slums sind zu gefährlich, da würde ich nur unter einheimischer Begleitung hin gehen.

Viele Grüße
rupert

Hallo Ripa,
Ich finde das Besondere ist die Spiritualität die noch gelebt wird und gleichzeitig sehr, sehr alt ist.
Ja absolute Armut und Reichtum gibt es dort vieler Orts, was Mumbai betrifft, weiß ich
nicht so, weil ich in Delhi und Rishikesch am Ganges war.
Es ist zu schwierig Sie zu definieren, es ist eine Armut und Hoffnungslosigkeit, die wir
hier nicht kennen.
Mit freundlichen Grüßen,
A.Steinberger

Hallo, besonders an Indien ist eine reiche spirituelle Tradition die es zuentdecken gilt…die Auswirkungen einer internationaler Kapital Diktatur sorgt dort ebensomwie bei uns zunehmend zu,sozialer Kälte und bitterer Armut…Gruß Malook

Hallo,
über das Thema könnte man Romane schreiben. Ich bin dazu leider momentan nicht zeitlich in der lage. Es gibt wirklich viele interessante Bücher zu dem Thema, vielleicht schaust Du dich diesbezüglich mal um?
Als Einstieg empfehle ich den Film „Slumdog Millionaire“
Gruß
Jens