Lieber/liebe Michi.
Entschuldigung für die späte Antwort - wahrscheinlich ist das Thema längst vergessen…
Aber ich war sehr lange nicht online und sah heut die Frage, und glaube, sie beantworten zu können.
Es handelt sich den Fotos (wenn auch sehr unscharf) und Deinen Beschreibungen nach um einen „Vetter“ des Maikäfers - nämlich um den Junikäfer. Beide gehören zur Gruppe (oder Familie) der Blatthornkäfer.
Die Männchen sind immer viel zahlreicher als die Weibchen, wenn sie nach ihrem zweijährigen Leben unter der Erde (als Larve (bei Käfern auch Engerling genannt)) ans Tageslicht kommen. Sie sind dann unentwegt auf Brautschau und treten oft in (auch schon mal großen) Schwärmen auf. Ich selber habe sie auch häufig unter/an Birken beobachtet - ob dies jedoch Zufall war oder einen bestimmten biologischen Grund hat, vermag ich nicht zu sagen.
Auf jeden Fall handelt es sich um Käfer - die kann man stets daran erkennen, dass das vordere (obere) Flügelpaar zu dicken Panzerplatten umgestaltet ist, die das Tier wie einen Ritter schützen. Im Flug werden sie nur hochgeklappt, d.h. „richtig fliegen“ tut ein Käfer nur mit den hinteren (unteren) Flügeln (ALLE Fluginsekten haben IMMER 4 Flügel - auch wenn man sie manchmal nicht sehen kann, wie bei der Stubenfliege…) . Deswegen sind Käfer auch eher schlechte Flieger…wg. der etwas im Weg stehenden Deckflügel und natürlich auch, weil sie eher kompakt und robust (nicht gerade grazil) gebaut sind… so wie der Junikäfer - der fliegt einem aus Versehen schon mal ins Gesicht : ) meint es aber nicht so!!!
Käfer haben keine Stacheln. Je nach Art sind sie Pflanzenfresser, Allesfresser oder Räuber, aber allen ist gemein, dass sie ihre Nahrung mit ihren Kieferzangen, welche Mandibeln genannt werden, ergreifen, bzw. zerschneiden und essen. Der Junikäfer ist vollkommen harmlos. Wie im Grunde die allermeisten unserer heimischen Insekten.
Libellen haben übrigens auch keinen Stachel - auch wenn ihnen das oft nachgesagt wird.
Heimische Insekten mit Stachel sind vor allem a) Stechimmen (das ist eine Teilordnung der Taillenwespen) mit den Wespen, Bienen, Hummeln etc. (Hornissen sind übrigens ganz normale Wespen, nur recht groß eben…), b) „Wanzen“ (sehen oft ähnlich wie Käfer aus und saugen meistens mit ihrem Stachel Pflanzensäfte… manche Arten saugen auch andere Insekten aus - so wie der Rückenschwimmer - eine Wasserwanze; die heute bei uns selten gewordene Haus- oder Bettwanze saugt als Parasit am Menschen Blut) sowie c) die „Zweiflügler“, zu denen neben vielen anderen die zahlreichen Mückenarten sowie Raubfliegen und Bremsen zählen.
Sofern „Gifte“ bei diesen Stacheltragenden Insekten auftreten, dienen sie meist 1.) der Lähmung der Beutetiere (damit sie sich nicht mehr wehren können) und 2.) der Auflösung der inneren Organe der Beutetiere - die in der Regel nach einigen Minuten wie ein Brei vom Räuber aufgesogen werden können (die Stachel haben oft auch Saugfunktion - wie ein „Strohhalm“). Sie (die „Gifte“) sind für uns Menschen in aller Regel vollkommen ungefährlich. Eine Schwellung, Schmerz oder Juckreiz können natürlich dennoch auftreten. Die Gifte von Stechimmen dienen dazu, „uns“ einen Denkzettel zu verpassen. Sie sind nur darauf ausgelegt, uns „Riesen“ (im Vergleich zu den Insekten sind wir wahre Riesen!) einen solch unangenehmen Schmerz zu verpassen, dass wir uns unser Leben lang erinnern und diesen Tieren nicht mehr zu nahe kommen werden : ) Deswegen haben diese Tiere (wie Wespen) zusätzlich oft noch Signalfarben (wie gelb-schwarz gestreift) - das kann sich jedes Kind leicht merken: „gelb-schwarz gestreift? das tut weh!! Vorsicht Stachel“***. Damit schützen sich diese Tier vor uns Menschen und anderen Säugetieren. Gefährlich werden solche Stiche (bzw. „Gifte“) nur dann, wenn ein allergischer Schock erfolgt. Doch nur wenige Menschen haben tatsächlich so eine Allergie - die Panikmache in den Medien ist meiner Meinung nach ungleich größer. Die beste Therapie, keine solche Allergien zu entwickeln ist es übrigens, wenn man schon als Kind einmal (oder auch zweimal) von solchen Tieren gestochen wird. Denn nur so lernt der Körper früh und rechtzeitig diese Gifte kennen und damit umzugehen (denn der Kindeskörper wächst und verändert sich stetig, passt sich an und „lernt“ mit und von seiner Umwelt - nicht nur in der Schule ; )
So, ist n kleiner Roman geworden, sorry : )
Noch einen schönen Sommer wünschend,
Liebe Grüße von Volker
*** manche Insekten „tun nur so“ als seien sie giftig bzw. hätten sie einen schmerzhaften Stachel: die Schwebfliegen z.B. - sie fliegen vom Frühling bis zum Herbst über den bunten Blumenblüten und stehen (oder schweben - daher der Name) dabei oft auf der Stelle in der Luft - wie ein Hubschrauber. Aber gefährlich sind sie überhaupt nicht. Reine Pollen- und Nektaresser. Jedoch haben sie sich im Laufe ihrer Evolution die Warnfarbe (schwarz-gelb) der Wespen „übergezogen“ - in der Hoffnung, dass man sie mit jenen verwechselt und in Ruhe lässt… : ) - dies nennt man auch Mimikry.