Hi,
die lateinische grammatische Terminologie geht auf Übersetzungen bzw. Übertragungen der ersten griechischen Grammatik aus dem 2. Jhdt. v. Chr., der → Τέχνη Γραμματική des Διονύσιος ο Θραξ zurück, die in Fragmenten erhalten ist.
Dort, in → Kap. 15, unterscheidet er bezüglich der Verbformen zunächst drei Tempora:
χρόνοι τρεῖς, ἐνεστώς (Präsens), παρεληλυθώς (Vergangenheit), μέλλων (Futur).
Und dann macht er in der Vergangenheit nochmal vier Unterscheidungen (διαφορὰς):
τούτων ὁ παρεληλυθὼς ἔχει διαφορὰς τέσσαρας, παρατατικόν (Imperfekt), παρακείμενον (Perfekt), ὑπερσυντέλικον (Plusquamperfekt), ἀόριστον (Aorist) …
Und dann bestimmt er nochmal drei Verwandtschaftsbeziehungen (συγγένεια) zwischen diesen:
… ὧν συγγένεια τρεῖς, ἐνεστῶτος (des Präsens) πρὸς παρατατικόν (zum Imperfekt), παρακειμένου (des Perfekt) πρὸς ὑπερσυντέλικον (zum Plusquamperfekt), ἀορίστου (des Aorist) πρὸς μέλλοντα (zum Futur).
Daraus vermute ich, daß er den Aorist, also den Aspekt einer zeitlichen Unbegrenztheit, so versteht, daß hierbei (wie eben auch beim Futur) der Topos der Erzählform nicht in eine Zeitspanne (!) eingebettet ist: Aorist nicht in eine Spanne ausgedehnt, Futur nicht auf eine Zeitspanne beschränkt.
Gruß
Metapher