Frage:
Was ist der göttliche Rhythmus (rhythm divine)?
Der „göttliche Rhythmus“ ist offenbar ein Begriff der (christlichen?) Religion oder der Philosophie.
Kann mir jemand sagen:
Was ist der göttliche Rhythmus?
Wer hat diesen Begriff geprägt?
Gibt es Literatur die sich mit dem göttlichen Rhythmus befasst (z.B. die Bibel)?
Jom:
Ich kann darauf nur aus meiner Sicht als transkonfessioneller Philosoph antworten - also über die Grenzen von Einzel-Religionen hinweg.
Jede Religion hat ihre eigenen Namen für Gott und seine himmlischen Helfer; und sogar Quantenphysiker reden manchmal schon fast wie Religionsphilosophen.
Die Hindus z.B. nennen ihre Religion gar nicht Hinduismus, sondern „Sanatana Dharma“ - das bedeutet so viel wie „ewiges Gesetz, ewiger Ablauf des Seins“.
Dies ist eine der tiefsten Ideen, die man in Religionen überhaupt findet.
Auch die Quanten- und Astrophysik sind ja auf der Suche nach diesem „ewigen Gesetz“ - nur das sie natürlich darauf hoffen, es in Gestalt einer greifbaren mathematischen Formel zu finden.
Sowohl die religiösen Philosophen als auch diese Physiker kommen dabei immer wieder an eine ganz grundsätzliche Frage: verläuft dieses Universum zyklisch? Entwickelt es sich über die Jahrmilliarden hinweg in einer Art gigantischem kosmischen Kreislauf?
Bei den Physikern ist ja die Urknall-Hypothese eine der populärsten; und sie fragen sich eben, ob sich das Universum, wenn es sich nach dem Urknall immer weiter ausdehnt, irgendwann auch wieder einschrumpft.
Ist es dann irgendwann wieder so klein wie ein Punkt? Gibt es dann einen neuerlichen Urknall?
Wenn ja, dann wäre dies ein kosmischer Rhythmus, und zwar der wohl größte Rhythmus überhaupt.
In den Religionen, so etwa im alten Indien oder in zahlreichen Stammesreligionen, kennt man diesen Gedanken auch seit alters her.
Der Weltenschöpfer atmet Welten aus, und er atmet sie wieder ein. Ein Atemzug des Schöpfers hat die Dauer eines ganzen Universums.
Ein anderes uraltes Symbol ist die Weltenschlange, die ihren eigenen Schwanz verfolgt, und so den Ur-Kreis des Lebens bildet.
Seit je beobachten die Menschen die Zyklen in der Natur- die Jahreszeiten, Saat, Blüte und Frucht, Geburt und Sterben, den Wechsel der Generationen, den Lauf von Sonne, Mond und Sternen usw.
Astronomie (heute Physik) und Astrologie (heute eher Religion) waren ursprünglich nicht zu trennen.
Die Rhythmen der Gestirne wusste man früher oft schon sehr genau zu berechnen.
Selbst Sonnenfinsternisse und Kometen konnte man tlw. vorhersagen - Ereignisse also, deren Rhythmus sich über ganze Jahrzehnte (!) erstrecken kann.
Früher erlebten die Menschen das große Weltganze als gott-durchdrungen.
Und sie erlebten es als rhythmisch, wiederkehrend.
Die göttliche Ordnung erlebten sie als göttlichen Rhythmus - das ganze Universum schwingend in einem hochkomplexen, allumfassenden Rhythmus.
Später, als in Europa die ersten mechanischen Uhren erfunden waren, wurde dann das Uhrwerk zum Lieblingssymbol der frühneuzeitlichen Astro-Physiker (Kopernikus, Galilei, Newton usw.).
Und weil das Uhrwerk nun einmal eine Erfindung von Menschen ist, eine Maschine, nahm die ganze Wissenschaft allmählich diese Richtung ein: heute betrachtet die Schulwissenschaft das Universum eher als Mechanismus, nicht mehr als belebt und gottdurchdrungen.
Anders gesagt:
Früher saß für die Menschen hinter den Kulissen des Universums ein echter Drummer (in fast allen alten Religionen spielte das Trommeln eine absolut zentrale Rolle!).
Heute denkt man, das Universum sei bloß eine automatische (Quanten-)Beatbox
Aber ich kann nur sagen: den Groove kriegt keine Beatbox hin.
Nur eine äußerst lebendige
Vielleicht hilft dir das ja als Puzzleteil für deine Antwort.
Mystische Grüße
vom Baba Jom