Was ist der Vorführeffekt? Was passiert da aus neurobiologischer Sicht?

Hallo beisammen. Man spricht doch im Allgemeinen, wenn etwas vor anderen Leuten nicht klappt von dem sogenannten Vorführeffekt. Wie kommt der Zustande? Was passiert da mit einem, dass alles schief geht? Handelt es sich hierbei um ein neurobiologisches oder doch um ein psychologischen Phänoen?

Das ist rein umgangssprachlich. Eine signifikante Häufung von Pannen ausgerechnet in Vorführsituationen ist m.E. keine tatsächliche Gesetzmäßigkeit.

Psychologisch z.B. dass man vor Publikum aufgeregter ist und dadurch die Dinge nicht so macht wie ohne…

Beatrix

Hallo,

ich habe da zwei Ideen:

Im Rahmen einer Vorführung ist man sicherlich etwas angespannter, daher können auch eher mal „Fehler“ gemacht werden. Insbesondere wenn man aus dem Publikum gt gemeinte Anregungen bekommt wie „Klick doch mal da“ oder „Gib mal das ein“ etc. Das sind dann auch schnell Sachen, die man vorab nicht getestet hat und dann zu einem Fehler führen können. Also: Tatsächlich kann ich mir vorstellen, dass bei einer Vorführung Fehler auftauchen, mit denen man nicht gerechnet hat. (Wenn ich schon mal programmiere befasse ich mich viel mit dem Abfangen bzw. Verhindern von Fehlern. Und alle denkbaren Szenarien testet man wahrscheinlich nie…)

Oder auch: Man nimmt es einfach mehr wahr. Wie wir wahrscheinlich alle wissen, beschäftigen uns Probleme und Fehler mehr als das was klappt. Ich kann mir also auch vorstellen, dass die Fehler, die bei einer Vorführung auftreten, einfach viel präsenter sind und dadurch „gefühlt“ mehr schief geht.

In Summe würde ich den Vorführeffekt also auf die besondere Situation und die „gestörte“ Wahrnehmung schieben.

fg

Dirk_P

Der sog. Vorführeffekt ist nichts anderes als ein willkommenes Alibi, um von der eigenen Panne abzulenken. Faktisch und objektiv gibt es ihn nicht.

Ich kenne bei meiner Arbeit den „umgekehrten Vorführeffekt“.
Ein Kollege hat ein Problem bei der PC-Arbeit (Programm macht nicht das, was gewünscht/erwartet wird oder Fehlermeldung kommt). Ich gehe hin, um mir das Problem anzuschauen, der Mitarbeiter will es mir vorführen - das Programm macht brav alles so, wie es soll - Problem gelöst :smile:

Beatrix

Hallo,

das hat nicht immer mit dem Menschen alleine zu tun und fällt daher unter Murphy`s Law

Beispiel:
Pkw springt morgens nicht sofort an, erst nach mehrmaligen Versuchen, am zweiten Tag genauso,
am dritten ruft man den ADAC und bei dem springt der Wagen sofort an —> voila Vorführeffekt
Wobei es aber doch einen technischen Grund dafür gab, das er nicht ansprang davor.
Der Meister des ADAC empfahl eine Platine der Steuerelektronik kontrollieren zu lassen und siehe da,
das war der Fehler.

Naja, es gibt da die Vorführeffekte, an denen der Präsentierende nicht schuld ist. Wer erinnert sich noch an die Präsentation von Windows 98 mit Bill Gates?

Hier soll gezeigt werden, wie Win 98 völlig selbständig Treiber sucht, findet und installiert. Sicherlich tausendmal von den Microsoft-Entwicklern getestet, aber hier schmiert der Rechner gleich ganz ab.

Dann gibt es die Fälle, in denen bei einem Vortrag irgendwas anders ist. Vielleicht wurden Geräte zur Verfügung gestellt, mit denen etwas nicht klappt.
Als Beispiel war ich in einem Vortrag, in dem jemand zeigen wollte, daß er eine 3D-Visualisierung für etwas programmiert hat, und wollte das gleich dem ganzen Publikum zeigen. Es wurden also 3D-Brillen für Anaglyphen ausgeteilt, also die mit einer roten und einer grünen Folie.
Dummerweise stellte sich der 3D-Effekt ganz und gar nicht ein, weil der Beamer eine völlig andere Farbwiedergabe hatte. In der Pause durften wir dann nach vorne, und es auf einem Monitor betrachten, wo es dann auch funktionierte.

Man könnte sich fragen, ob man das nicht vorher hätte testen können. Bei dem Computer mit Sicherheit, bei der 3D-Geschichte nicht unbedingt, wenn man vorher nicht mit dem Beamer spielen darf.

Das genannte Beispiel mit dem Auto kann auch auf andere Umstände zurückzuführen sein. Vielleicht war es wärmer / trockener, als der ADAC gerufen wurde, so daß das Auto da ansprang?

Aber es gibt eben auch die reinen Zufälle, die einfach so passieren.

Davon abgesehen gibt es die Fälle, die man selbst verbockt. Vielleicht ist man mehr mit dem Vortragen und dem Publikum beschäftigt, so daß man „die Sache“ nicht sorgfältig genug durchführt, und Fehler macht.
Ein größeres Publikum, das gebannt auf einen schaut, macht einen nervös, was der Sorgfalt nicht grade zuträglich ist. Man bekommt leicht einen Tunnelblick, oder eher eine Art teilweisen Blackout, die einen außer Stande setzt, „die Sache“ korrekt vorzuführen, oder bei einem Problem richtig zu reagieren. Zurufe aus dem Publikum machen das nicht besser, sondern oft schlimmer.

Aber man muß auch sagen, daß es häufig eine Mischung von mehreren Ursachen ist. So funktioniert etwas nicht wie geplant, weil die äußeren Umstände anders sind. Der Vortragende merkt das nicht / zu spät, und ist wegen des Blackouts nicht in der Lage, entsprechend zu reagieren, weshalb „die Sache“ dann vollends schief geht.

Hier wurde auch der umgekehrte Fall genannt, daß der Computer bei der Vorführung plötzlich doch wieder tut, was man will. Häufig ist man bei der Bedienung etwas eingeschliffen, und übersieht vielleicht etwas. Wenn man das Problem dann demonstrieren will, geht man meist an den Anfang des ganzen, und führt dann jeden einzelnen Schritt sehr gewissenhaft durch, und merkt nicht, daß man diesmal natürlich auch die vorher fehlenden Schritte durchführt, so daß jetzt alles funktioniert.
Ich weiß gar nicht, wie häufig ich ein Problem melden wollte, alle Schritte präzise aufgelistet habe, um dann, wenn ich mich an diese Liste halte, festzustellen, daß es damit doch klappt.

Der Vorfuehreffekt hat noch eine ganz andere Seite. In mehr als 90% der Faelle funktioniert das vorgefuehrte wie erwartet. Das ist so normal, dass man dafuer keine Bezeichnung brauch. Nur, die Ausnahme, wenn also mal etwas NICHT klappt, hat es zu einem Namen geschafft. Die Frage nach dem Grund fuer die Ausnahme laesst sich leicht beantworten: Zufall.

Murphy´s Law, Zufall oder doch Schicksal… ich werds wohl nie erfahren :smiley: Fakt ist, ich bin leider so ein Pechvogel, dem immer in der falschen Situation etwas misslingt oder eben gelingt (siehe ADAC), damit werd ich wohl leben müssen.