Was ist eine philosophische Wahrheit?

Hallo,

Ist nun vorstellbar, dass jemand der selber bestätigt, dass
1914-18 Krieg herrschte, dann doch aus religiösen Gründen zu
einer philosophisch-religiösen Wahrheit gelangt, nach der es
in dieser Zeit keinen Krieg gab?

Ja das geht, das ist juristischer Alltag.

Und er somit gleichzeitig
zwei sich widersprechenden Aussagen Glauben schenkt?

Vermutlich wird das bei einem psychisch Gesundem nicht funktionieren.

Es wird gemacht - aber i.d.R. nur um etwas zu „verkaufen“.
Diese „Zweite Wahrheit“ ist genauso wahr wie die Freiheit frei und das Abenteuer abenteuerlich im neuen Herrenparfüm zu finden sind.

Ein großer Begriff wird an ein Stück Mist geklebt um es dann als Sachertorte zu verkaufen.

Grüße
K.

Hallo Klaus,

Da ist ein Prozess und meine Meinung habe
ich gar nicht vertreten, nur zum Ausdruck
bringen wollen, dass es eben nicht
so einfach mit der Wahrheit ist, wie
FraLang und viele andere denken.

Aber das genau ist doch DEINE Meinung…

Nein, eben nicht, das ist ein Fakt.
Die Ursprungsfrage war:
Was ist eine philosophische Wahrheit?

Die Antwort ist:

Eine philosophische, gemeinsame Bestimmung
des Begriffes Wahrheit gibt es nicht.
Die relevantesten Auffassungen versucht
man neuerdings unter dem Oberbegriff
„Wahrheitstheorien“ wenigstens ein wenig zu
systematisieren.

Doch meiner Meinung nach (da ist sie wieder) sollte man sich
bei so simplen Dingen wie „Wahrheit, Freiheit, Gerechtigkeit,
etc.“ - nachdem man sich in den Irrungen und Verwirrungen der
Philosophien darüber informiert hat - wieder besinnen und
fragen wie man diese Dinge täglich gebraucht.

Das ist natürlich völlig i.O. Niemand und ich
am allerwenigsten, wird dir das Recht auf deine
freie Meinung streitig machen. Nur wenn explizit
nach „was ist eine philosophische Wahrheit“
gefragt wird, kann man doch nicht mit seiner
Meinung argumentieren. Da liegt wohl das
Missverständnis.

Ich finde es gut diese Vorstellungen auseinander zu nehmen und
zu analysieren - aber muss man in den vielen Ansichten darüber
stecken bleiben - oder sollte man nicht selber wählen und
sagen diesem stimme ich zu und jenem nicht? Um hinterher sagen
zu können: „Wahrheit ist so und so!“.

Selbstverständlich hat jeder Mensch eine eigene
Vorstellung der Dinge. Wenn man sich aber mit
Philosophie beschäftigt und nachvollzieht,
wie sich ganze Dynastien von hochbegabten
Wissenschaftlern und Philosophen in kontroversen
Debatten und Diskursen keine Einigung, nur
verschiedene, teils sehr kontroverse Theorien
erarbeitet haben, wie überheblich müßte man da
sein, wollte man glauben: ich habs!?
Ich halte es auch mit Picasso, der gesagt hat:
„Da wo ich stehlen kann, da stehle ich.“
Nur ob das der Weisheit letzter Schluss ist,
sei einmal dahingestellt.

Viele Grüße
Paul

Ich verstehe nicht, wie man aus religiösen Gründen zu einer
anderen Wahrheit kommen sollen kann?

Ich verstehe es auch nicht.

Gibt es da vielleicht doch ein konkretes Beispiel auf das du
dich beziehst aber das du dich bisher nicht zu nennen getraut
hast?

Ja, ich nannte schon 2 Beispiele: die jungfräulichkeit Marias und die Wunderheilungen Jesu. Wenn mir jemand sagt, er glaubt an beides nicht, aber aus religiös-philosophischer Sicht sind es Wahrheiten, dann versteh ich ihn schlicht nicht.

Gruß FraLang

Hallo Klaus,

juristischer Alltag… bei einem psychisch Gesundem nicht
funktionieren. Es wird gemacht - aber i.d.R. nur um etwas zu „verkaufen“.

Hier kommen wir der Sache schon näher. Jemand muss B sagen, obwohl er A glaubt. Aus verschiedenen Gründen, vielleicht weil er seinen Job nicht verlieren will oder weil er es seiner Mutter versprochen hat. ???

Nun legt er sich für B eine schöne Begründung zurecht, so kompliziert wie möglich, sodass keiner mehr widersprechen kann.

Ein großer Begriff wird an ein Stück Mist geklebt um es dann
als Sachertorte zu verkaufen.

Und niemand mehr kann die Sachertorte so einfach wegdiskutieren.

Gruß Fralang

Hallo Paul,

kann A und nicht A gleichzeitig wahr sein ?

kann der erste Weltkrieg gleichzeitig stattgefunden und nicht stattgefunden haben?

Gruß FraLang

Hallo FraLang,

kann A und nicht A gleichzeitig wahr sein ?

kann der erste Weltkrieg gleichzeitig stattgefunden und nicht
stattgefunden haben?

Kann man halbschwanger sein? :wink: Natürlich nicht,
das weißt du selbst.

Auf dein Beispiel zurückgegriffen:

Jemand sagt:
a1. Maria war nicht Jungfrau als sie Jesus gebar
a2. Jesus wirkte keine übernatürlichen Wunder

Dann sagt er, eine religionsphilosophische Wahrheit ist aber:
b1. Maria war Jungfrau
b2. Jesus wirkte Wunder

brauchst du also nur noch herausfinden,
welche von beiden Aussagen zutrifft
oder ob überhaupt eine von beiden
zutrifft.

Dass b1,b2 keine religionsphilosophischen Wahrheiten
sind, wurde dir bereits gesagt. Und ob es Maria
überhaupt gegeben hat ist auch eine ungeklärte
Frage. Wie wäre es, wenn du diese Bibelgeschichten
nicht so wörtlich nimmst, sondern als Allegorie
oder Gleichnis?
Denk an Georg den Drachentöter!
Es gibt doch gar keine Drachen…
Nur ein Sinnbild.

Gruß
Paul

Hallo,

Die Ursprungsfrage war:
Was ist eine philosophische Wahrheit?

Das stimmt - so stehts in der Überschrift. Aber im Inhalt wird die Frage konkreter. Es wird gefragt ob etwas „wahr“ ist wenn es eine philosophische Wahrheit sei, die aber unter anderen Gesichtspunkten falsch ist.
Es wird - nach meiner Auffassung - nach einer Art letzten Instanz gefragt, die diese Antwort mit ja oder nein beantworten kann.

Die Antwort ist:

Eine philosophische, gemeinsame Bestimmung
des Begriffes Wahrheit gibt es nicht.

Das sehe ich auch so.

Nur wenn explizit
nach „was ist eine philosophische Wahrheit“
gefragt wird, kann man doch nicht mit seiner
Meinung argumentieren. Da liegt wohl das
Missverständnis.

Ja, da liegt es wohl. Denn ich habe den weiteren Frage-Text so interpretiert, das eben nicht nach verschiedenen philosophischen Wahrheiten gefragt wird, die gleichberechtigt nebeneinander stehen bleiben können. Sondern das eine Entscheidung gesucht wird, welcher „Wahrheit“ man sich anschließen sollte.

Grüße
K.

Hallo,

Hier kommen wir der Sache schon näher. Jemand muss B sagen,
obwohl er A glaubt. Aus verschiedenen Gründen, vielleicht weil
er seinen Job nicht verlieren will oder weil er es seiner
Mutter versprochen hat. ???

Nun legt er sich für B eine schöne Begründung zurecht, so
kompliziert wie möglich, sodass keiner mehr widersprechen
kann.

Ein großer Begriff wird an ein Stück Mist geklebt um es dann
als Sachertorte zu verkaufen.

Und niemand mehr kann die Sachertorte so einfach
wegdiskutieren.

Das würde ich unter dem Begriff „Fassade“ laufen lassen und nicht als Wahrheit. Sie wird in der Regel aufrecht gehalten durch Angst ist furchtbar anstrengend und lässt im allgemeinen nicht durch Philosophie lösen …

Grüße
K.

1 Like

Für mich ergibt das keinen Sinn. Es gibt immer nur eine Wahrheit. Selbst wenn keiner die Wahrheit kennt, z.B. ob es einen Gott gibt, dann kann es nicht gleichzeitig einen Gott geben und keinen Gott geben.

Ich weiss auch nicht was diese Begriff religiös-philosophische Wahrheit soll. Das scheint mir so ein Konstrukt um irgendwie das Wesen der Philosophie mit einem Aberglauben zu vermixen. So wie es den Begriff „Wissenschaft der Spiritualität“ gibt. Da wollen dann Welche den Anspruch erheben auf wissenschaftliche Weise Spiritualität bewiesen zu haben indem sie gleichzeitig wissenschaftliche Fakten zu widerlegen versuchen. So nach dem Motto: „Alle Wissenschaftler irren sich, und ich kann das wissenschaftlich begründen.“

Was füm mich vorstellbar ist, ist wenn man sagt, dass die Schöpfungsgeschichte in der Bibel nicht wahr sein kann, bzw nicht so passiert sein kann wie es geschrieben steht, weil das den Fakten widerspricht die wir kenne. Und gleichzeitig kann man doch der Meinung sein, dass Gott die Welt erschaffen haben kann, weil die Schöpfungsgeschichte als Methapher zu verstehen und nicht wortwörtlich zu nehmen ist.
Aber wie man das auf deine Beispiele anwenden könnte, ist mir schleierhaft.

Hi,

es gibt nur eine Wahrheit.
Wenn gestern wirklich die Sonne schien, dann hat sie auch gescheint.
Auch wenn andere Leute sagen, es regnete gestern, es war Sonnenschein!

mfg,

Hanzo

Was steckt hinter der Jungfrauengeburt?

Welche Botschaft bringt uns denn die jungfräuliche Geburt?
Vielleicht ist es das, was ich nicht verstehe.

Offensichtlich verstehst du es deshalb nicht, weil du voraussetzt, dass es nur eine einzige „Wahrheit“ gibt und weil du offensichtlich nicht die Absichten der Individuen und Gruppen verstehen kannst oder verstehen willst. Im Gegensatz zu den Tieren schufen sich die Menschen eine Identität, die nicht nur mit körperlichen Bedürfnissen korreliert, sondern mit emotionalen und geistigen. Das ist ein Thema, das Menschen seit der Erfindung der Kunst (vielleicht vor ca. 30 000 Jahren als die Höhlenmalerei begann und Götter als Fetische und Tonfiguren erfunden wurden) zur Begründung ihrer Identität benützen, im Gegensatz zu den Tieren. Viel später entstanden dann die monotheistischen Religionen als „Völkerpsychologie“.

Wenn jetzt der von den Juden erwartete Messias von den Christen als Gottes Sohn mit dem verklärten Wunsch auf körperliche „Reinheit“ einer Jungfrauengeburt als einzige und absolute „Wahrheit“ verkündet wird, muss man sich diese Absicht vor Augen führen, die hinter diesem Glauben steht.

Was die ganze Philosophiegeschichte seit Thales von Milet aufzeigt, ist eine andere Art des Denkens zu dem der Religionen, aber es ist aber auch dieselbe Absicht, sich eine künstliche Identität zu schaffen, die Menschen so sehr verinnerlichen können, dass sie zu ihrer „wahren“ kulturellen Natur wird, wobei zu fragen wäre, ob es denn für uns Menschen je eine wirkliche Unterscheidung geben kann zwischen dem, was Identität und dem, was bloße Identifikation ist (wie zum Beispiel der deutsche Philosoph Professor Ernst Tugendhat meines Erachtens ziemlich naiv postuliert. Naiv deshalb, weil der Mensch im Gegensatz zu den Tieren gar nicht sein Denken nur rein auf körperliche Bedürfnisse reduzieren könnte, denn das wäre für den zivilisierten Menschen völlig unmöglich).

Wenn ich mich als Kind mit dem Märchen identifiziere, dass nachts alle Spielsachen angeblich „lebendig“ werden, dass man es aber deshalb nicht beweisen könne, weil man, sobald man sie beobachten wollte, dies die „Lebendigkeit“ sofort töten würde, dann entspricht dieser Glaube ja auch total meiner kindlichen Identität. Ich reagiere mit Abwehr gegen alle Aufklärungsversuche. Erst wenn ich reifer werde und mehr von der Welt begreife, verändert sich meine Struktur dieser naiven angeblichen „Wahrheit“. Solange ich aber mit dieser „Wahrheit“ 100% identifiziert bin, ist sie meine Identität und letztlich kämpfen alle darum, diese zu VERTEIDIGEN.

CJW

Hi Claus.

Das ist ein Thema, das Menschen
seit der Erfindung der Kunst

Das setzte aber voraus, dass sie, wenn sie vor der Wahl standen das nahmen was als mehr zu bieten ihnen erschien und nicht das was in dem Fall sonst genügt hätte.

Dieses Verhalten ist (und Ramachandran weist das so einfach wie genial nach)sogar bei der Maus ist schon klar da.
Fazit sie versteht schon „Kunst“.

Wenn man sie auf einen Quadrat dressiert hat(dahinten ist ein Stück Käse)und sie das richtig deuten gelernt hat, tut man neben den Quadrat einen genau so hohe aber längere Viereck, dann rennt sie dorthin, denkend wauuu was für eine schöne Käse ist da:smile:

Ob sie das selbst auch (irgendwie mit irgendwas) macht ist die Frage.
Vögel zeigen aber in diese Richtung.
Mann muss noch den Tieren viel mehr Aufmerksamkeit widmen, wenn wir verstehen wollen was uns in der Wirklichkeit so treibt:smile:
Nicht umsonst hat gerade Lorenz der Philosophie einen neuen Anfang (Aussöhnung mit der Empirie)ermöglicht.
Der Philosoph heute ohne massiven überwölbenden wissenschaftichen Hintergrund ist der Sprücheklopper vom Dienst:smile:

Da ist der Glaube naturgemäß nicht sonderlich behilflich:smile:

Gruß

Balázs