Hallo!
Gedankengebäude:
Ein Gebäude beschreibt nicht. Ich würde weiter eher in
Richtung „Eine Theorie umfasst in der Naturwissenschaft eine
Sammlung von Gedankenmodellen (alternativ: Erklärungsmodelle
oder Denkansätze), die einen definierten Teilbereich der Natur
zu beschreiben versuchen“ tendieren. Modell deswegen, weil sie
zum Zwecke des Abbilds und Beschreibung von Beobachtungen etc.
dienen und Bestandteil von Theorien sind.
Ich weiß, dass das Wort Gedankengebäude nicht jedem gefällt. Ich findes es auch komisch, habe aber kein besseres gefunden. Unter einem „Gebäude“ stelle ich mir ein Ding vor, dass aus vielen Einzelteilen in sinnvoller Art und Weise zusammengefügt ist. Man hätte es auch „Konstruktion“ nennen können, wobei es das Wort „Gedankenkonstruktion“ meines Wissens nicht gibt. Es ist mehr als eine „Sammlung“ (denn diese legt ja nicht notwendigerweise Wert auf einen guten Zusammenhalt). Den Modellbegriff habe ich in der Definition vermieden, weil sonst die Theorie über einen anderen Fachterminus definiert werden würde. Dann müsste man erst noch definieren, was ein Modell ist und hat die Schwierigkeit nicht beseitigt, sondern nur verlagert.
Letztendlich ist es aber nur ein Wort und bei weitem nicht das wichtigste.
Sie stellt Regeln auf (so genannte Naturgesetze).
M.E. versucht Theorie Gesetzmäßigkeiten von Beobachtungen etc.
zu erkennen, zu erfassen. Und formuliert diese anschließend
z.B. mittels Mathematik.
Keinesfalls stellt eine Theorie
Regeln/Gesetzmäßigkeiten/Naturgesetze auf.
Tja, das ist - wie ich an anderer Stelle schon sagte - eine schwierige philosophische Frage. Nehmen wir mal eine Messreihe zum Ohmschen Gesetz:
U in V | 0 10 21 33
I in A | 0 1 2 3
-------------+----------------------------
R = U/I in Ω | - 10 10,5 11
Daraus kann man ableiten, dass R = const. ist. Ist das die Realität? Wäre es nicht richtiger zu sagen, dass R ≠ const.? Schließlich scheinen die Werte ja zuzunehmen? Oder sind nicht vielmehr die hier einzeln aufgelisteten Werte die Realität und jede Formel, die wir zur Beschreibung verwenden eine Extrapolation des Menschen?
Ich glaube, beide Standpunkte haben ihre Berechtigung:
a) Es gibt Naturgesetze und der Mensch versucht sie zu erraten.
b) Der Mensch schafft Naturgesetze, indem er Beobachtungen in mathematischen Formeln fasst.
Aber für die tatsächliche Arbeit ist es unerheblich, welcher der beiden Standpunkte der richtige ist.
Mir ist bis heute nicht klar, weshalb du im Parabrett deine
von mir kritisierte Aussage als Theorie bezeichnest.
Auch wenn es hier offtopic ist: Das bezog sich nicht auf eine Aussage von Dir sondern von mir. Ich sagte, Gespenster kann es nicht geben, weil sie sämtlichen Naturgesetzen (und damit Theorien) widersprechen. Daraufhin sagtest Du (sinngemäß), dass wir in ein paar Jahrhunderten vielleicht auf unsere Zeit zurückblicken und feststellen, dass unser heutiges Weltbild unzureichend war und dass wir dann vielleicht glauben, dass es Geister doch gibt. Dem habe ich entgegnet, dass einmal erworbenes Wissen durch besseres Wissen nicht falsch wird.
Das meinte ich genau in diesem Sinne:
Wird eine alte Theorie durch eine neue ersetzt, dann muss
die neue Theorie in diesem Sinne besser sein als die alte, und
mindestens alle Aussagen der alten Theorie mit enthalten.
Du lebst Erkenntnis ist
irreversibel! , ich möchte diese Erkenntnis aber nicht als
auf ewig unwiderrufbar sehen. Darin unterscheiden wir uns.
Das mag sein. Ich hatte Dich gebeten ein Gegenbeispiel für diese Irreversibilität zu nennen. Dazu hast Du Dich nicht geäußert. Deswegen halte ich daran fest.
Ich halte diese Aussage übrigens für wichtig. Viele Esoteriker möchten uns glauben lassen, dass die Druiden, Hexen und Schamanen im Mittelalter über viele Dinge bescheid wussten, die heute längst in Vergessenheit geraten seien. Ich glaube aber, dass wir heute über diese Welt mehr, besser und präziser bescheid wissen, als jede Generation vor uns.
Michael