Hallo zusammen!
Da ich es leid bin, immer wieder aufs Neue erklären zu müssen, was eine naturwissenschaftliche Theorie ist (und vor allem was sie nicht ist), habe ich mich mal hingesetzt und eine FAQ zu diesem Thema verfasst. Ich möchte sie hier zur Diskussion stellen, also her mit Euren Verbesserungsvorschlägen und Ergänzungen!
Wenn dann in ein paar Tagen eine konsensfähige Fassung steht würde ich Kubi oder Gandalf bitten, sie in die FAQs („Naturwissenschaften allgemein“) aufzunehmen.
Gruß, Michael
_Was ist eine Theorie?
Eine Theorie ist in der Naturwissenschaft ein Gedankengebäude, das einen definierten Teilbereich der Natur zu beschreiben versucht. In der Regel bedient sie sich dabei mathematischer Mittel. Sie stellt Regeln auf (so genannte Naturgesetze). Aufgrund dieser Regeln lassen sich Voraussagen machen, die sich durch Beobachtung und Experimente überprüfen lassen. Stimmt eine Beobachtung mit den Voraussagen der Theorie nicht überein, dann muss die Theorie angepasst oder – falls dies nicht möglich ist – verworfen werden. Noch so viele experimentelle Bestätigungen der Theorie führen jedoch niemals zu einem endgültigen Beweis.
Häufige Missverständnisse:
- Das Gegenteil von „Theorie“ ist nicht „Praxis“. Kirchhoff sagte: „Es gibt nichts praktischeres als eine gute Theorie“. In der Umgangssprache hört man häufig: „In der Theorie ist das so und so, in der Praxis sieht es ganz anders aus.“ Da aber die Theorie die Natur zu beschreiben versucht, stimmt sie entweder mit der Natur überein – oder sie ist schlicht und ergreifend falsch.
- Das Wort „Theorie“ sagt überhaupt nichts über die Gewissheit der Erkenntnis aus. Viele Menschen glauben, man sei sich nicht sicher, ob die Evolutionstheorie richtig sei, weil sie ja „nur eine Theorie“ sei. Tatsächlich wird in der Naturwissenschaft jedes Erklärungsmodell, das so funktioniert wie oben beschrieben, als Theorie bezeichnet, auch wenn es schon lange als quasi unumstößlich gilt (z. B. die spezielle Relativitätstheorie). Wenn ein Wissenschaftler sagt, dass eine Beobachtung „in der Theorie“ verstanden sei, so ist das nicht einschränkend gemeint, sondern bekräftigend, weil man sie dadurch in einen weiteren Zusammenhang stellen kann. Behauptungen, die noch als ungesichert gelten, werden nicht als Theorie, sondern als „Hypothese“ bezeichnet.
- Dass eine bestimmte Theorie nicht bewiesen werden kann, ist kein Mangel dieser Theorie, sondern es ist ein Wesenszug aller naturwissenschaftlichen Theorien.
- Theorien erklären nicht, sondern sie beschreiben. Z. B. stellt die Urknall-Theorie fest, dass sich das Universum seit einer Singularität an seinem Anfang fortwährend ausdehnt. Diese Singularität wird Urknall genannt. Warum es einen Urknall gegeben hat, beantwortet die Urknalltheorie jedoch nicht._