Ein neuer Anlauf
Frohe Gemeinde! So einfach ist das Thema nicht, wie zunächst angenommen. Wenn zwischen Handeln und Nicht-Handeln unterschieden wird, ist das immer eine metaphysische Definition. Ich glaube zwar, dass die Zeit der großen metaphysischen Konstruktionen in der modernen und postmodernen Philosophie (wenige Ausnahmen bestätigen die Regel) vorbei ist (dazu siehe die aktuelle Philosophie von z. B. Prof. Dr. Ernst Erst Tugendhat „Anthropologie statt Metaphysik“ oder von Prof. Dr. Manfred Frank, der sich um eine neue Philosophie der Subjektivität bemüht sowie den Trend zum Pragmatismus), aber der Begriff des Handelns ist nicht von metaphysischen Axiomen zu trennen. Auch die Theorie der Evolution (es gilt Nietzsches Satz „Ohne Hegel, keinen Darwin“) ist von ihrer Grundlage her immer eine metaphysische Aussage, wie eh und je, und das seit Jahrtausenden. Und auch das Modell der Maschine auf das Bild vom Menschen übertragen, ist ja nichts anderes als bloß eine Metaphysik.
Bezogen auf die bewusste Fokussierung des philosophischen Denkens eines so genannten „nach-industriellen“ Zeitalters, ist es endlich der Mensch selbst (es gilt auch hier wieder Nietzsches Satz „Unentdeckt ist immer noch der Mensch“), anstatt die von Platon und Aristoteles begründete Metaphysik, die nachfolgende Philosophen einfach nur traditionell fortgesetzt haben, um die Geschichte des Abendlandes als eine „ewige Wahrheit“ und als „Philosophie perennis“ zu behaupten, so, als gäbe es eine „immerwährende Philosophie“, was aber eher dem Wunsch des Menschen entspricht, seine eigene Sterblichkeit in ein „absolut“ Jenseitiges zu retten.
Wenn also nicht mehr die Metaphysik (zunächst) der logische Ansatz moderner und postmoderner Philosophie sein kann, sondern der Mensch als Realität selbst, nach Nietzsches Erkenntnis einer kulturellen Evolution, dann ist der Pragmatismus das Potenzial, aus dem die Erkenntnisse der neuen Philosophie hervorgehen für die Postmoderne. Der Begriff des Handelns richtet dabei auf ein Ziel, zum Erreichen des Eigennutzens oder des Gemeinwohls (die Ethik des Humanismus ist der Einzelne!)
Wenn ich mich also in meiner von Popper inspirierten Drei-Welten-Methode zuerst mal der ersten Welt zuwende (der Welt der globalen Medienvernetzung, bei Popper ist das die dritte Welt, wobei Popper eine Theorie vertritt, ich dagegen eine Methode des Handelns, schon allein das ist ein Unterschied), dann ist diese Fokussierung sowohl ein passives als auch ein aktives Handeln als Kommunikation, wobei sich in diesem Bereich die Naturwissenschaften mit den Geisteswissenschaften ergänzen. Die Naturwissenschaften beschreiben die Grundlage für ein materielles Handeln, die Geisteswissenschaften für ein geistiges Handeln, wobei die Nawis optimale Voraussetzungen zum geistigen Handeln liefern.
Meiner Ansicht nach geht dem aktiven Handeln immer ein Denken oder besser gesagt, immer eine KOGNITION voraus (darin eingeschlossen sind Gefühle und Empfindungen sowie die Verarbeitung von Sinneseindrücken), um sich in der explosionsartigen Zunahme von Informationen zwischen einem Identifizieren oder Distanzieren zu entscheiden. Dadurch kann man als selbstbestimmter Mensch auch aus dem freien Willen heraus wählen, welche Informationen das Leben verbessern helfen (da können die Nawis viel beisteuern, aber das enthebt den Einzelnen ja nicht von seiner Selbstverantwortung seinem eigenen Lebens gegenüber) und wie man die Informationen nutzen kann, um danach zu handeln, z. B. zur personalen IDENTITÄTSBILDUNG.
Bei mir war das früher mal die östliche Philosophie, von der ich sehr viel profitierte. Was mich an der östlichen Philosophie am meisten beeindruckte, war, dass man durch Methoden zu einem aktiven Handeln motiviert wird, das im weiteren Handeln dann schließlich zu einem gezielten Nicht-Handeln in der Introspektion führt. Und das wichtigste Mittel dazu war in der östlichen Philosophie immer die Meditation, wie sie erst Jahrtausende später auch im Westen übernommen wurde (zunächst als ein geheimes Wissen), wobei ich zuerst mit Muskelentspannung und Autogenem Training experimentierte, weil ich als AKTIVER Manager nicht gewohnt war, NICHT aktiv zu sein (das ist für westliche Manager der schwerste Lernprozess überhaupt, aber zahlreiche Manager meditieren täglich).
Allein dieses Ziel, um durch eine bestimmte Meditation den Nutzen zu erreichen, sich selbst zu erkennen, setzt doch immer schon eine Logik des aktiven Handelns voraus, sonst kann man doch erst gar kein Ziel erreichen ODER??? Wenn aber bestimmte Methoden der Introspektion das Ziel verfolgen, nicht nach außen aktiv zu sein, sondern sein Selbstbewusstsein nach innen zu richten (so, wie man es zuvor nur einseitig nach außen gerichtet hat, jetzt aber bewusst gewendet um 180 Grad), um sich selbst zu erkennen, indem man das Nicht-Handeln dazu BENÜTZT als Methode, um durch ständiges Üben irgendwann einmal (bei mir seit über 30 Jahren!) den Nutzen davon zu haben, so ist das doch ebenfalls ein HANDELN (!!!), nur der typische „Westler“ begreift das mit seinem panischen Rennen durchs Leben nicht, er begreift nicht, dass es auch ein Nutzen sein kann, nicht zu Handeln, dieses Ziel muss man erstreben, als ein Lebensziel, um den Nutzen zu erreichen, MAN MUSS ES TUN!!!
Jetzt kommt aber der Aspekt wieder zum Vorschein, den ich zunächst abgelehnt habe, aus methodologischen Gründen, nämlich die Metaphysik. Ich kann nur von meiner Methode sprechen: Ich habe 28 Körperpunkte, zuerst zwischen den Augen (das dritte Auge habe ich von der indischen Philosophie übernommen). Auf diese 28 Punkte (ich nenne meine Körper-Punkte alle FEEL-Punkte) übe ich mich, um meinen Atmen mit meinen Körperempfindungen zu verbinden und zu beobachten. Natürlich ist dieses passive Beobachten dann die schwerste Übung überhaupt, denn es ist ein Nicht-Handeln (aber so denken doch nur die kläglichen Spießer, die den Handlungsbegriff nur nach außen hin kennen, in ihrer kulturellen Prägung, und die in ihrer Identität fremdbestimmte Sklaven bleiben, lebenslang).
Aber jetzt, nachdem ich alle meine 28 Körperpunkte in einer Form von Spirale, vom dritten Auge ausgehend, runter zum Bauchnabel, und wieder höher hinauf zu den Hüften und dem rückwärtigen Steißbein, und noch höher zum Herzen, und so weiter und so fort, bis hinauf zur Stirn, und wieder hinunter zu den Knien, und wieder hinauf bis zum Scheitel und über den Kopf, dann wieder hinunter zu den Fußsohlen usw., wie eine Spirale, die sich nach oben wie nach unten sukzessiv ausdehnt, in dem ich alle 28 Körperpunkte mit meinem frei schwebenden Bewusstsein durchspiele, beobachte ich, was geschieht. Dies ist kein Handeln im üblichen Sinne, sondern das Gegenteil, aber es kommt die Metaphysik ins Spiel…
Denn…, meine 28 Körperpunkte lösen sich allmählich auf, zu einer gefühlten harmonischen Ganzheit. Das heißt, ich empfinde nur noch ein ewiges Fließen von glückseliger Seins-Identität. Es ist ein ähnliches Gefühl, wie bei einem Orgasmus. Es ist das, was Professor Dr. Sigmund Freud „ozeanisches Gefühl“ nannte, aber es ist keine Regression, wie er es in seinem Modell des Menschen interpretierte, sondern es ist eine Progression, nicht zurück, sondern vorwärts, über das Ich hinaus, es ist eine spirituelle Erfahrung, die ist wie Sex, nur viel, viel feiner ist diese Gefühl, es ist die feinste Energie, die man sich überhaupt jemals vorstellen kann, es ist eigentlich das totale NICHTS, und doch ist es ein irgend ETWAS, es ist ein Fließen, d. h. eine Seins-Identität des ewigen Flows, zumindest ist das bei mir so herausgekommen. Und ob das Gott, Geist oder Omi ist, die so weiß wäscht, wie keine, ist mir SCHEIßEGAL!!!
Jetzt kommt noch etwas Entscheidendes hinzu, nämlich die Meta-Erkenntnis, dass es sich nicht um eine einzige und absolute „Wahrheit“ handeln kann, was ich da in meiner inneren Erfahrung herausgefunden habe, in dem, was ich (sokratische!) Selbsterkenntnis nenne, und was mir zu meinem Selbst-Modell und einem „qualitativen Selbstbewusstsein“ (ein Begriff, den ich von Prof. Dr. Thomas Metzinger entlehne) verholfen hat, sondern dass es nur eines von unzähligen Spielarten ist, mit denen man sich selbst eine Identität konstruieren kann, und das macht die Menschheit seit Jahrtausenden, sich Gott und die Welt selbst KONSTRUIEREN!!!
Ich erfahre keine Körper-Anhaftung mehr, nach dem ich alle meine 28 Körperpunkte durchgespielt habe, und zwar nicht bei einem, und auch nicht nur bei hundert, ja noch nicht einmal bei tausend Wiederholungen, sondern erst nach einem jahrelangen Üben erschloss sich mir dieses Identitätsgefühl, das nicht mehr am Körper anhaftet, sondern einfach nur FREI SCHWEBENDER Geist bzw. fließende Energie „ist“. Diese Meta-Repräsentation kann ich noch steigern, durch eine Meta-Kognition, nach der Meditation oder schon während ihr, in dem meine Meta-Erkenntnis mein konstruiertes Selbst-Modell als Meta-Repräsentation übersteigt, auf einer höheren Ebene des Bewusstseins. Ich erkenne meine eigene „Philosophie des Als Ob“ als eine Selbst-Konstruktion meines eigenen GEHIRNS!!!
Durch diese Meta-Kognition, die höher ist als nur mein erfahrenes ganzheitliches Identitätsgefühl, das eine Meta-Repräsentation meines Selbst-Modells liefert, in das ich alle Informationen meines gesamten Lebens in diese Meta-Repräsentation integrieren kann, wird meine Introspektion dann zur Metaphysik, in dem Sinne, dass während der scheinbaren Auflösung meines Körpers, mit dem spirituellen Geist zu einer ganzheitlichen Identität, mein Körper nach wie vor als selbst handelnder Organismus bestehen bleibt, ohne mein bewusstes Dazutun als Ich, denn Es handelt ja mein biologisches System von ganz alleine als Lebewesen, ohne mein bewusstes ziel-gesteuertes Ich, das sich hier und jetzt aufgelöst hat und unsterblich „ist“. Nicht im Jenseits bin ich unsterblich, sondern nur hier und jetzt, als lebender Organismus dieser Welt!!!
Würde mein Herz nicht alleine HANDELN, als ein sich selbst bewegendes System, und mein Blut nicht von alleine zirkulieren, um mich am Leben zu erhalten, und wären meine Zellen kein fließendes Leben, dann wäre ich tatsächlich nur eine Maschine, ein Leichnam ohne Wesen, also eben kein fühlender, denkender und handelnder ORGANISMUS. Da ich aber aus meiner inneren Selbsterfahrung heraus WEISS, warum ich in der Außenwelt aktiv Handeln WILL, nämlich zuerst darum, um meinen Körper zu erhalten, und zwar nicht nur aus meinem Ich heraus, sondern was mein Körper von meinem Denken und Handeln VERLANGT (bei Popper die erste Welt, bei mir die dritte Welt), definiere ich das Handeln allgemein als einen metaphysischen Prozess, der nach Heraklit ein ewiges Fließen zu sein scheint, und nach Parmenides ein ewiges Sein (siehe auch die Lehre vom Harvard-Professor Alfred North Whitehead und seinem Hauptwerk „Prozess und Realität“). Auf meta-kognitiver Ebene erkenne ich, dass nicht ich es bin, der handelt, sondern ES handelt, absolut im Interesse meines Lebens.
CJW