Hallo,
Ich müsste für die Schule wissen, was Hegels Dialektik (und Dialektik im Allgemeinen) ist und wie diese funktioniert. Leider werde ich aus den Texten im Internet nicht schlau, da diese oft extrem kompliziert sind… Philosophische Texte eben. Kann mir das vielleicht jemand erklären und vielleicht ein Beispiel dazu geben?
Tja,
wenn du schon Texte im Internet, Kurzzusammenfassungen wie bei Wikipedia, nicht verstehst, erscheint es mir schwierig, wenn ich keiner der wirklich studierten Fachleute bin, noch kürzer Hegels Dialektik zu erklären.
Ich gebe dir eine Schulbinsenweisheit, die vielleicht langt, den Kern zu treffen, wenn auch nicht vollkommen zu erfassen.
Letztlich nimmt Hegel an, dass der Verstand Dinge wahrnimmt oder als existierend setzt. Der Verstand weiß aber gleichzeitig, dass dem nicht so sein muss, also dass das Ding nicht existiert, er negiert also sofort das eben Definierte.
Aus diesem Widerspruch entsteht die Dynamik des Denkens mit dem Ziel, diesen Widerspruch in der Synthese mit einem Mehrwissen-Mehrgewinn in der Sache selbst aufzulösen.
Ein wohl blödes Beispiel: Geschwindigkeit als Fortbewegung; das Gegenteil? Rückwärtsfahren? Ist ja auch eine Geschwindigkeit, nur eine andere Orientierung. Vereinen könnte man dies letztlich in positiver und negativer Geschwindigkeit.
Temperaturen: Kälte und Wärme? Kälte wäre dann Wärme, nur in einem bestimmten Gradbereich, zB über null Grad warm unter kalt, also wäre Kälte nur negative Wärme. Erkenntnisgewinn: Ich benötige nur einen Parameter, es existiert nur Wärme, keine Kälte. Dies zeigt sich im physikalischen Modell: Absoluter Nullpunkt ist dort, wo es keine Molekülbewegung mehr gibt, alles andere ist also Wärme und darunter gibt es nichts. Damit ist „bewiesen“ (innerhalb dieser Theorie), dass Kälte nichts eigenständig Existierendes ist, nur Wärme.
Hallo,
das ist natürlich ein sehr anspruchsvolles Thema, mit dem es auch Studenten der Philosophie nicht leicht haben. Ist das Prinzip der Dialektik klar? In der Dialektik trifft eine Aussage auf eine gegenteilige Aussage. Der Widerspruch wird durch eine dritte Aussage aufgelöst. Es ist ein wenig wie ein alltäglicher Kompromiss, nur dass es hier nicht um Meinungen und Wünsche geht, sondern um das, was wir für wahr halten, also um Erkenntnisse.
Ich nenne ein Beispiel, von denen es sicher bessere gibt: Die erste Aussage lautet: Der Mond kreist um die Erde (These). Und die zweite: Der Mond kreist, nicht um die Erde, sondern um die Sonne (Antithese). Ein scheinbarer Widerspruch. Wenn mann jedoch weiß dass sich der Mund um die Erde bewegt und die Erde um die Sonne, bewegt sich deshalb der Mond auch um die Sonne (Synthese). Der Widerspruch ist aufgelöst.
Hegel formuliert alles ein bisschen komplizierter. Für ihn beschreibt die Dialektik die Logik schlechthin: http://de.wikipedia.org/wiki/Dialektik#Hegels_Dialektik
Die Vernunft arbeitet nach ihm dialektisch. Salopp formuliert betrachtet sie Dinge, die wir verstehen und erkennen wollen von verschiedenen Seiten. Die Vernunft ist praktisch die Instanz, die Widersprüche erkennt und diese auflösen kann. Vielleicht habt Ihr in der Schule auch Kant besprochen. Auch Kant beschreibt Grundprinzipien unserer Vernunft, ein wenig anders, aber das Anliegen ist verwand. Beide fragen danach, wie unsere Vernunft eigentlich funktioniert.
Wenn ich etwas erkenne oder mit anderen Worten: etwas für wahr halte, dann kenne ich den Unterschied von wahr und falsch. Falsch ist das Gegenteil von wahr. Und damit habe ich ein Grundprinzip der Logik.
Für einfache Erklärungen mochte ich früher dieses Buch: http://www.amazon.de/Jugendlexikon-Philosophie-Gesch…
Selbst als Student der Philosophie habe ich es hin und wieder hervorgeholt.
Beste Grüße von Jörg
Hallo Jörg,
Deine Erklärung hat mich dem Thema ein ziemliches Stück weitergebracht. Auch mit dem Bezug zu Kant erscheinen mir einige Texte nun etwas leichter verständlich. Danke dafür.
Allerdings habe ich auch schon öfters gelesen, dass Hegel die Worte These, Antithese und Synthese nicht als Ideal verwendet werden sollen, da Hegel selbst sie angeblich nie verwendet hat.
Liebe Grüße Sabine94
Hallo Sabine94,
In eines der wichtigsten Bücher von Hegel, der Phänomenologie des Geistes, verwendet er diese Begriffe tatsächlich nicht. Auf Hegel beziehen sich aber wieder viele spätere Philosophien wie Fichte, der für seine Bücher über Logik bekannt geworden ist, die heute noch Gültigkeit haben.
In der Philosophiegeschichte wurden also die Begriffe verwendet. Die Worte sind deshalb nicht „ideal“ weil Hegel die Dialektik nicht für eine bloße Methode hielt wie eine Anleitung zum logischen Denken, sondern bereits für eine Eigenschaft unseres Denkens. Es ist so wie Kant gesagt hat, dass unsere Wahrnehmung der Wirklichkeit immer in Raum und Zeit geschieht.
Nach Hegel gab es also die Hegelianer. Der berühmteste ist vielleicht Karl Marx, der die Überlegungen von Hegel zu unserem Denken auf die Geschichte übertrug. Durch Revolutionen (Antithese) werden Gesellschaftsformen (These) abgelöst durch eine neue Gesellschaft (Synthese) wie etwas der Kommunismus.
Wenn ich mich erinnere, gibt es auch in dem Buch „Sophies Welt“ ein Kapitel über Hegel. Auch wenn mein Studium schon hinter mir liegt, gefällt mir das Jugendbuch immer wieder. Vielleicht findest Du das Buch in der Schulbibliothek. Es gibt auch einen Film von dem Buch.
Beste Grüße von Jörg
Ganz allgemein und ganz heruntergebochen kann man sich Dialektik als eine art „Hin und Her“ vorstellen.
Zum Beispiel bei einem Gespräch: Eine Person sagt etwas, und eine zweite Person antwortet. Darauf gibt die erste Person wieder eine Antwort und dann die zweite und so fort. Dialektik ist also eine Bewegung zwischen zwei Dingen, z.B. Menschen mit zwei verschiedenen Meinungen.
Es gibt aber nicht DIE eine allgemeine Dialektik und dann noch Hegels Dialektik. Tatsächlich ist Dialektik etwas, was sehr verschieden verstanden wird. Jeder Philosoph hat seine eigene Vorstellung und Erklärung von Dialektik.
Adorno zum Beispiel hat in seinem Buch „Dialektik der Aufklärung“ sich die Geschichte angeschaut und eine Dialektik darin gesehen. Er hat gesagt, dass es in der Gesellschaft Zeiten gibt, in denen man etwas denkt, zum Beispiel im 18. Jahrhundert „Wissenschaft ist besser als Religion“. Hundert Jahre später ist die Gesellschaft dann vielleicht wieder der Meinung, dass Religion besser ist.
Es gibt also immer eine Bewegegung, in der Gesellschaft, in der Wissenschaft, in Gesprächen. Dieses „Hin und Her“ ist Dialektik.
Hegels Dialektik kann man kaum in einem Satz erklären, weil sie sehr kompliziert ist. Meistens beschäftigt man sich in der Schule deshalb nur mit der sogenannten „negativen Dialektik“. Negativ bedeutet in diesem Fall nicht „schlecht“, sondern „verneinend“. Das bedeutet, dass die beiden Widersprüche, z.B. die beiden verschiedenen Meinungen, sich gegenseitig aufheben. Man schaut also nicht mehr die einzelnen Dinge (z.B. Meinungen) an, sondern das ganze Gespräch mit seiner Dialektik. Auch wenn die Meinungen im Gespräch sich widersprochen haben, ist ja das Gespräch an sich nicht widersprüchlich sondern ganz normal. Also hat sich das widersprüchliche, „negative“, in etwas nicht widersprüchliches, „positives“ gewandelt.
Ich muss dazu sagen, dass Hegel nicht das Beispiel mit dem Gespräch und den verschiedenen Meinungen benutzt. Das habe ich jetzt nur, um es ganz einfach zu erklären ohne dass es zu sehr nach „philosophischem Text“ klingt.
Hallo,
in Weiterentwicklung der griechischen Dialektik als Kunst der Gesprächsführung bei Sokrates/Platon, hat Hegel Dialektik als Mechanismus beschrieben, mit dem sich Logik und Erkenntnis weiter durch die Geschichte bewegen - und zwar linear immer weiter aufsteigend.
Grundthese ist, dass einer Aussage/These nicht nur immer eine Aussage/These entgegengestellt werden kann (deshalb Anti-These), sondern dass es auch immer irgendwann eine Synthese beider gibt, die sie zusammenführt und aufhebt. Aufheben hat hier einen dreifachen Sinn von ungültig machen, aufbewahren und höher heben.
Mehr fällt mir ad hoc leider nicht ein und ein Beispiel auch nicht. Habe Mut, selbst eins zu suchen.
Viele Erfolg, G.
Hallo Sabine,
das Thema ist ja n’bischen größer, als daß es mal so eben nebenbei behandelt werden kann.
Insofern auch ein wirklich anspruchsvolles für ein Referat.
Habe eben selber etwas gegoogelt und fand den folgenden Link recht übersichtlich: www.re-wi.de/dialektik.pdf
Nach dem Durchlesen kannst Du mir gerne etwas konkretere Fragen stellen; ich werde schauen, inwieweit ich Dir da helfen kann.
Gruß Volker
Hallo, tut mir leid, dass ich mich erst jetzt melde. Und leider habe ich von Hegel überhaupt keine Ahnung.
Gruß
Anne
Ich müsste für die Schule wissen, was Hegels Dialektik (und
Dialektik im Allgemeinen) ist und wie diese funktioniert.
Leider werde ich aus den Texten im Internet nicht schlau, da
diese oft extrem kompliziert sind… Philosophische Texte eben.