Was ist mit dieser Bibelstelle gemeint? Wie kann sie interpretiert werden?

Jeremia 3,18
In jenen Tagen wird das Haus Juda mit dem Haus Israel zusammengehen, und sie werden miteinander aus dem Land des Nordens in das Land kommen, das ich euren Vätern zum Erbteil gegeben habe.

Ich verstehe das so, dass der Stamm Juda zusammen mit Israel aus einem nördlichen Land nach Israel ziehen wird.
Nun Juda ist ja nur ein Stamm, bzw. der Stamm Benjamin hat sich ja mit Juda vermischt.
Israel ist ja bis dato nicht vollständig, da nur 2 der 12 Stämme momentan in Israel leben.
Deswegen war meine Interpretation, dass die Juden zusammen mit den restlichen 10 Stämmen nach Israel ziehen werden.
Nun das muss ja wohl noch in der Zukunft liegen, bzw. kann gleichzeitig nicht in der Zukunft liegen, weil schon sehr große Teile der Juden aus Russland und Europa (Welche nördlich liegen) nach Israel gekommen sind.
Also müssten diese ja theoretisch schon unter den Juden leben, und keiner weiß es bis jetzt, oder es wird nochmals eine starke Fluchtwelle aus den nördlichen Ländern kommen.

Wissen kann das vermutlich Keiner, aber wie interpretiert ihr diese Stelle?

LG zuitt322

Hallo Zuitt322, hier der Text nochmals einer anderen Übersetzung:

NW Jeremia 3:18 18 „In jenen Tagen werden sie wandeln, das Haus Juda Seite an Seite mit dem Hause Israel, und zusammen werden sie aus dem Land des Nordens in das Land kommen, das ich euren Vorvätern als Erbbesitz gab.

Was es zu bedenken gilt: Neben dem buchstäblichen Israel (= Streiter mit/für Gott) gibt es heute auch Streiter für Gott im geistigen Sinn. Seinerzeit lag im N Babylon, wo sie befreit wurden und „aus dem Norden heimkehrten“

Weiter zeigt die Bibel, das es als Vorschau (Vorbild) oft kleine Erfüllungen gab auf die später dann eine weltweite größere Erfüllung folgte.

Hier eine gute Antwort Deiner Frage als Auszug dargestellt:

** w61 1. 2. S. 83 Abs. 10 Die Einheit aller Menschen guten Willens verheißen ***

Man beachte, wie Jehovas Prophet Jeremia sowohl die Rückkehr in ihr Heimatland als auch den Beweggrund ihres sehnlichen Wunsches heimzukehren voraussagte:

9 Zu jener Zeit wird man Jerusalem den Thron Jehovas nennen; und dorthin müssen alle Nationen zum Namen Jehovas in Jerusalem versammelt werden; und sie werden nicht mehr nach der Widerspenstigkeit ihres schlechten Herzens wandeln. In jenen Tagen wird das Haus Juda neben dem Haus Israel wandeln, und sie werden miteinander aus dem Lande des Nordens in das Land kommen, das ich euren Vorfahren zum Erbteil gegeben habe.“ — Jer. 3:17, 18, NW.

10 „ ,In jenen Tagen und zu jener Zeit‘, ist der Ausspruch Jehovas, ,werden die Söhne Israels kommen, sie und die Söhne Judas zusammen. Sie werden unter Weinen daherkommen und werden Jehova, ihren Gott, suchen. Nach Zion werden sie den Weg erfragen, indem ihre Angesichter dorthin gerichtet sind, und werden sagen: „Kommt, schließen wir uns dem Jehova an mit einem bis in unabsehbare Zeit dauernden Bund, der nicht vergessen werden wird.“ Ihr Rückkäufer ist stark, Jehova der Heerscharen ist sein Name. Er wird ihren Rechtsfall ohne Fehl führen, damit er dem Lande wirklich Ruhe schaffe und die Bewohner von Babylon in Unruhe versetze.‘ “ — Jer. 50:4, 5, 34, NW.

VEREINIGUNG — IN ALTER UND IN NEUER ZEIT

11 Bestimmt ist die Republik Israel im Jahre 1948 nicht so gegründet worden, wie Jeremia es beschreibt. Die Rückkehr der natürlichen Juden nach Palästina, wo sie die Republik Israel gebildet haben, bildet keine Erfüllung der Prophezeiung Jeremias. Die erste wirkliche Erfüllung dieser Prophezeiung trat im Jahre 537 v. Chr. ein, nachdem Babylon vor den siegenden Medern und Persern gefallen war. In jenem Jahr erließ der Perserkönig Kores eine Verordnung, nach der ein Überrest jüdischer Zeugen Jehovas Babylon verlassen und in das verödete Land Judas zurückkehren und Jehovas Tempel in Jerusalem wiederaufbauen sollte. Die Bibel berichtet über diese Erfüllung der Prophezeiung Jeremias im Kleinen. (2. Chron. 36:20-23; Esra 1:1 bis 3:13) Dieses geschichtliche Ereignis war an sich ein prophetisches Bild von der vollständigen Erfüllung der Prophezeiung Jeremias, die im Jahre 1919, nach dem Ende des ersten Weltkrieges, in Verbindung mit dem Überrest christlicher Zeugen Jehovas Tatsache wurde. Das ist der Grund, weshalb vor dem Jahre 1919 keine Gruppe der sich als Christen Bekennenden unerschrocken als eine Gemeinschaft von Zeugen Jehovas auftrat, und besonders von 1931 an ist der Name dieser Gott hingegebenen, getauften Christen rings um den Erdball bekanntgeworden. Er wird sogar im kommunistischen Rußland und in seinen Satellitenländern gefürchtet, wo die Sowjetpresse die Zeugen, weil sie sich unterirdisch betätigen müssen, mit „Spinnen“ vergleicht.

12 Während des ersten Weltkrieges, von 1914 bis 1918, benutzten religiöse Verschwörer die überhitzte Kriegsatmosphäre in dem Versuch, diese Christen, die die Bibel studierten, zu vernichten. So kam es, daß Jehovas Zeugen in die Gefangenschaft der Nationen der Christenheit gerieten, eine Gefangenschaft, die jener glich, welche die jüdischen Zeugen in den Jahren 607 bis 537 v. Chr. in Babylon erfahren hatten. Im ersten Nachkriegsjahr (1919) aber wurden sie aus dieser „babylonischen“ Gefangenschaft befreit. Sie hielten in jenem Jahr einen internationalen Kongreß ab, der einer Wiedervereinigung von Tausenden dieser Christen glich, und sie bereiteten sich auf ein christliches Werk vor, das das größte Werk des Zeugnisgebens für Jehova Gott in der ganzen Menschheitsgeschichte werden sollte. Mit Tränen suchten sie sein Angesicht, seine Gunst. Sie beschlossen, ihren Bund mit ihm zu halten, den „Bund mit mir [Jehova] beim Opfer“, den neuen Bund, der sich auf das menschliche Opfer Jesu Christi stützt. (Ps. 50:5, Lu, SB) Obwohl die Zeugen aus vielen Nationen, Rassen, Farben und Sprachen der Welt stammen und besonders aus den vielen Religionssystemen inner- und außerhalb der Christenheit, sind sie doch zu einer Einheit zusammengeschweißt worden, die selbst die faschistischen, nazistischen, kommunistischen und religiösen Verfolger nicht zu zertrümmern vermochten.

Heute gibt es so viele ZJ wie Einwohner in Israel leben.

Bemerkenswert auch: In der Offenbarung, die für unsere Tage geschrieben wurde, sind auch zwölf Stämme erwähnt. Auch die haben selbst heute eine bestimmte Bedeutung aus der Sicht Gottes - auch wenn auf der Erde heute keine zwölf Stämme mehr nachzuweisen sind. Eine „Jude“ im allgemeinen kann nicht dem „Stamm Juda“ zugeordnet werden, das wäre verkehrt.

Soweit hier.

Beste Grüße
Jens

Als Prophet muß er ja irgendwas prophezeien. Wenn man wie Jeremia viel prophezeit, ist die Wahrscheinlichkeit Treffer zu erzielen, hoch.
Die nicht eingetretenen Prophezeiungen werden rasch vergessen und schon gar nicht aufgeschrieben.

Mit dem Land im Norden dürfte höchstwahrscheinlich Assyrien gemeint sein, wohin einige tausend samarische Israeliten im 8. Jh. BCE zwangsexiliert worden waren. Die jüdische Mythologie identifiziert diese Gruppe mit den „zehn verlorenen Stämmen“. Eine Rückkehr dieser „Stämme“ ist nicht bekannt.

Es wäre wieder einmal reine Kaffeesatzleserei, diese fehlgeschlagene Möchtegern-Prophezeiung des Jeremia auf die heutige Zeit zu projizieren, wozu du - wieder einmal - zu neigen scheinst.

Jetzt hat sich auch ein anderer Prophezeiungs-Fan in das Forum eingeklinkt, Jens, vermutlich ein Mitglied der prophezeiungsfreudigen Zeugen Jehovas. Man sollte dessen Glaubensakte nicht zu ernst nehmen.

Genau!:
Es bezieht sich einmal auf das Jahr 537 v. Chr., nachdem Babylon vor den siegenden Medern und Persern gefallen war. In jenem Jahr erließ der Perserkönig Kores eine Verordnung, nach der ein Überrest jüdischer Israeliten Babylon verlassen und in das verödete Land Judas zurückkehren und Jehovas Tempel in Jerusalem wiederaufbauen sollte. Die Bibel berichtet über diese Erfüllung der Prophezeiung Jeremias im Kleinen. (2. Chron. 36:20-23; Esra 1:1 bis 3:13)"

Hallo,

um das vorwegzunehmen: Zu dem wahnwitzigen Unternehmen, aus Texten des Tanach Prophezeihungen für politische Gegebenheiten Jahrtausende später herauslesen zu wollen, werde ich mich nicht äußern. Egal, ob es sich um die Textsammlung „Jeremiah“ handelt, oder die apokalyptischen Texten des Buches „Daniel“ oder auch um die Apokalypse des NT.

Im Jeremiah sollte man zu unterscheiden wissen zwischen dem religionssprachlichen (!) Terminus „Israel“, der sich auf die 12 israelitischen Stämme (in manchen Übersetzungen „Nationen“) bezieht, und dem politischen Terminus „Israel“ (בית-ישראל bet-israel, Haus Israel), der sich auf das „Nordreich Israel“ bezieht, das zur Zeit des Jeremiah bereits vor ca. 100 Jahren von den Assyrern zerstört wurde. Die Einwohner waren teils umgesiedelt, teils unbekannt zerstreut und teils ausgewandert nach Ägypten. Andere Teile der Bevölkerung lebten allerdings auch im Südreich Juda (בית-יהודה bet-jehudah, Haus Juda).

Der judäische Prophet Jeremiah steht nun mitten in der Konkurrenz bzw. Auseinandersetzung zwischen dem mosaischen Priestertum des ehemaligen Israel und dem aaronitischen Priestertum Judas. Beide hatten zu dieser Zeit ihre Standorte in Jerusalem.

Von aaronitischer Seite wurde dem Nordreich mit ethisch-theologischen Argumenten Frevel, teils sogar Gotteslästerung bzw. Götzendienst vorgeworfen (es war die Zeit anfänglicher Bemühungen, die zunächst henotheistische JHWH-Religion zu einem Monotheismus herauszukristallisieren). In diesem Spannungsfeld steht Jeremiah, der aber nicht nur mit ethischen Theologemen gegen Israel wettert, sondern auch nicht an Kritik gegen Juda spart. Alles in der literarischen Gestalt von Gesprächen zwischen ihm und JHWH.

Zugleich, und auch in diesem Kontext, hat er offenbar eine Vorahnung, dass auch Juda von Babylon erobert und Jerusalem zerstört werden würde (Babylon war ja bereits unterwegs). Die Folge sei eine Zersteuung bzw. Aussiedlung auch von Teilen der judäischen bzw. Jerusalemer Bevölkerung. Er spricht ja bereits (z.B. Kap. 24) von einem „Exil“.

Seine „Vision“ ist nun (und die ist in 3.18 vorweg erwähnt), daß sich die zerstreuten, bzw. ausgesiedelten Völker des Nordreiches (Haus israel) und des Südreiches (Haus Juda) irgendwann wieder vereinigen - und zwar nicht mehr in dem vormaligen jahrhundertelangen Streit gegeneinander - und gemeinsam in das „Land der Verheißung“ (ausgedrückt oft durch die Synekdoche „Jerusalem“ bzw. „Zion“) zurückkehren werden. Was ja 539 v.u.Z. auch geschieht.

Das ist schon alles. Darüberhinausgehende Spekulation, auf was sich diese „Prophezeihung“ beziehen könnte, ist wüste Absurdität.

Gruß
Metapher

Du meinst die Rückkehr aus dem Babylonischen Exil. Hast du dabei auch bedacht, dass Jeremias sich seine „Prophezeiung“ im 7. Jahrhundert BCE (= v. Chr.) ausdachte? Du setzt bei deiner Deutung anscheinend voraus, dass er wirklich in die Zukunft schauen konnte, denn die Exilierung der Israeliten nach Babylon fand erst im 6. jahrhundert statt, also nach Jeremias´ Lebenszeit. Damit müsstest du annehmen, dass er nicht nur die Rückkehr aus dem Exil, sondern auch das Exil selbst vorausgesagt hat. Kann doch nicht dein Ernst sein!

Vernünftiger ist es, anzunehmen, dass Jeremias das assyrische Exil gemeint hat, das in seine Lebenszeit fällt. Ich habe oben darüber geschrieben.

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addendum

Die Wirkungszeit des Jeremiah wird nach der Erwähnung der judäischen Könige eingeschätzt: Zwischen 625 und 585. Die Feldzüge Babylons (unter anderem gegen Juda) unter Nebukadnezar II begannen bereits 605. Endgültig zerstört wird Jerusalem 586 von Nebukadnezar. Da brauchte es nicht viel für eine „Vorahnung“, was passieren würde.

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addendum II

Übrigens „aus dem Land im Norden“ ist מארץ צפון mēæræz zapon. Das ist „von der Erde des Nordens“. Damit ist nicht „Staat/Nation“ (dafür gibt es einen anderen Begriff) gemeint sondern einfach das Gebiet, in das die Völker verschleppt wurden bzw. würden. Damit ist also weder direkt Assyrien ausgedrückt (das die Babylonier zu der Zeit eh schon platt gemacht hatten), noch Babylonien (obwohl von dort ja die Feldzüge bereits kamen).

In diversen Interlinearübersetzungen lese ich für „Land“ aber hebräisch „haaretz“, das sowohl Land im nationalen als auch im geologischen Sinne bedeuten kann. Der Name der israelischen Tageszeitung „Haaretz“ bezieht sich dementsprechend auf die Nation Israel.

צָפוֹן עַל-הָאָרֶץ (= Land im Norden)

הָאָרֶץ = haaretz

Oder eher umgekehrt: Für haarez bzw. erez liest du „Land“. Ja, natürlich, völlig richtig. Deshalb schrieb ich ja „Gebiet“!

Obwohl es für die Frage des UP völlig offtopic ist: erez, ארץ, ist zuerst der Boden unter den Füßen, auch der, der manchmal mit „adamah“ bedeckt ist. erez zapon, ארץ צפון, wie es in Jer. 3.18 steht, ist daher zunächst Erde/Land/Gebiet des Nordens. Das kann selbstverständlich auch als Synekdoche gelesen werden, und dann ist damit natürlich unter anderem Babylonien gemeint. Aber auch z.B. Urartu, Gomer (aber, wie gesagt, an dieser Stelle jedenfalls nicht Assyrien). Und dennoch eben das ganze Gebiet (aus dem sich die Israeliten wieder versammeln sollten). So ist erez mizrajim das „Land der Ägypter“ und erez jehudah das „Land des (Stammes) Juda“.

צָפוֹן עַל-הָאָרֶץ (= Land im Norden)

Mitnichten. Das heißt vielmehr „Norden des Landes“ < wörtlich „Norden auf/über dem Land“. Also etwas ganz anderes als ארץ צפון.

Ist es nicht gerade das, was ihn als Prophet qualifiziert?

Denk mal darüber nach, warum Daniel (ca.530 v. Chr.) etwas von Ost- u. Westrom wissen konnte.

Gruss Harald