Was ist 'räs'

Hallo,
ich habe vor kurzem den Ausdruck im Zusammenhang mit dem Ton einer Orgelpfeife gehört: Das klinge „räs“ (oder res, oder rähs, rääs, oder rehs ???). Das ist wohl so ähnlich wie mit dem Ausdruck, das schmecke „schleh“, also so, wie eine Schlehe auf der Zunge.

Kennt jemand den Ausdruck? Kommt möglicherweise aus dem schwäbischen oder hohenlohischen. Wie schreibt man ihn richtig, wenn überhaupt. Und meint genau was?

Danke für Tips Antal

Hallo, Antal,

Das klinge „räs“ (oder res, oder
rähs, rääs, oder rehs ???).

Kennt jemand den Ausdruck?

er ist mit der Schreibweise „rä ß“ u. a. im Duden zu finden, auch hier.

Zur Etymologie siehe Grimm:

beiszend, scharf; ein nur auf das hochdeutsche sprachgebiet beschränktes wort, ahd. râʒi, mhd. ræʒe,[…]
jetzt nur noch in oberdeutschen mundarten, schweiz. räsz, eilig, schnell, scharf, beiszend, durchdringend

Und in Fischers Schwäbischem Handwörterbuch:

_räß, …: scharf

  1. physisch.
    [a.] scharf auf der Zunge, scharf gesalzen, versalzen, z. B. von der Suppe…
    Beliebtes Attribut für_
    Käs.
    _b. von anderen Naturdingen. Scharf, von schneidendem Werkzeug, vom Wind.

  2. ethisch, von Menschen und menschlichen Handlungen.
    a. scharf, schneidig, unfreundlich, rauh, kratzig, hitzig._

b. Er ist r. angetrunken.

Gruß
Kreszenz

Hallo antal,

zur Ergänzung der Antwort von der Kreszentia:

hier im Baierischen ist manchmal ein Käse „räß“, wobei das „ä“ nicht das „ä“ von Hände ist, sondern ein helles A, welches (meines Wissens) nur im Baierisch-Österreichischen existiert: Nicht ein A von Amen (dunkel) sondern eben ein helles A wie baierisch „aa“ = schriftdeuscht „auch“. Oder auch der „Hansi“ hat dieses helle A.

Und dieses „räß“ meint eben genau: scharf, man sagt manchmal auch „der Käse ist rassig“. Somit sehe ich eine Sprachverwandtschaft zwischen räß und rassig. Wenn eine Frau rassig ist, ist sie (landläufig) feurig-scharf.

Viele Grüße

Alexander

Und dieses „räß“ meint eben genau: scharf

Scharf trifft es mE nur ungenau, feurig-Scharf noch viel weniger. „raaß“ hat auch Beiklänge von herb, bitter, beißend. Unreife Birnen und Äpfel sind „raaß“, ein kräftiger, kalter Wind in den Bergen ebenfalls. Mit feurig-scharf hat das nichts zu tun.

Somit sehe ich eine
Sprachverwandtschaft zwischen räß und rassig. Wenn eine Frau
rassig ist, ist sie (landläufig) feurig-scharf.

Eine feurig-scharfe Frau würde ich als Bayer niemals als „raaß“ bezeichnend. 2Raaß" ist eher eine spröde, herbe Frau, jemand der vielleicht erst auf den zweiten Blick attraktiv ist.

„Rassig“ kenne ich durchaus auch - aber ob eine Frau oder ein Käse nun „raaß“ oder „rassig“ sind, ist für mich ein deutlicher Unterschied.

Gruß,
Max

Danke Kreszenz,
Kreszenz weiß (fast) immer (fast) alles. Antal

Grüß Euch,
„rass“ ist für mich schon scharf, stechend. A Kren ist z.B. rass.
Zu herben und bitteren Geschmack würd ich eher hantig sagen.
Unreife Äpfel sind für mich eher sauer.

Rass und rassig sind für mich allerdings auch unterschiedlich.
Ich vermute, dass rassig eher von Rasse kommt. Bei Pferden z.B. von
einer guten Rasse/Zucht also edel, temperamentvoll, schön.
Auf Frauen hat man es dann halt übertragen :wink:

Servus,
Roland

danke Roland, ich glaube, das mit „scharf, stechend“ trifft es recht gut. Hätte auch gut in den Zusammenhang gepaßt, in dem es dort verwendet wurde.

Gruß Antal

„rass“ ist für mich schon scharf, stechend. A Kren ist z.B.
rass.

Auf Kren würde ich das Wort nicht anwenden.

Unreife Äpfel sind für mich eher sauer.

Nein, ein unreifer Apfel ist nicht unbedingt sauer. Zitronen sind sauer. Er ist … nunja, ich kenne kein anderes Wiort dafür als „raaß“. Es ist dieses Speichelaustrockende-Mundzusammernziagate des Apfels. :smile:

Rass und rassig sind für mich allerdings auch unterschiedlich.
Ich vermute, dass rassig eher von Rasse kommt.

Ja.

Gruß,
Max

Hallo Max,
ich bin im Oberen Achental geboren und aufgewachsen.Ebenso meine Eltern und Großeltern.
Oiso, ich kenne raß ausschließlich bei Kren oda Radi.(aber dem hat man die Schärfe, sprich „das Raße“ mittlerweile weggezüchtet.)
Aba friara warn aa schoo amoi Radisaln raß.

Gruß
Nastaly

Oiso, ich kenne raß ausschließlich bei Kren oda Radi.(aber dem
hat man die Schärfe, sprich „das Raße“ mittlerweile
weggezüchtet.)

Ih ahbe heute mal mit meiner Mutter und meiner Frau gesprochen, beides Münchnerin.

Meine Murtter gebraucht das Wort wie ich, wobei es bei ihr einen Hauch einer negativen Konnotation hat: „Raß“ ist eine manchmal fast schon zum Unangenehmem tendierende Geschmacksnote. Als Beispiel nannte sie unreife Äpfel, aber auch alten Schweirer Emmentaler.

Meine Frau verwebdet es wie Du: Auf unreife Äpfel würde sie es nie anwenden, wohl aber auf Meerrettich.

Gruß,
Max

Hallo!

„rass“ ist für mich schon scharf, stechend. A Kren ist z.B.
rass.

Ein Radi kann sehr rass sein.

Unreife Äpfel sind für mich eher sauer.

Zugegeben. Aber echt gestaunt habe ich, als ich gelernt habe, dass in Bayern auch das Salz sauer ist.

Gruß!
H.

Hallo,

interessanterweise gibt es im Spanischen das Verb recio, was vor allem für Wein verwendet wird. Und ein Wein, der den Spaniern recio schmeckt, ist geschmacklich absolut deckungsgleich mit einem räßen Wein in Württemberg.

Jetzt mag man noch bedenken, dass große Teile Spaniens lange Zeit von den Sweben bevölkert waren, also eben dem germanischen Volksstamm, aus dem in Deutschland dann die Schwaben wurden.
Wer da jetzt das Wort von wem übernommen hat, lässt sich für mich nicht feststellen.

Ach ja, ein räßer Wein kriegt nicht gerade Medallien. Es ist ein ganz einfacher Tischwein, der sehr viel Säure enthält.

Gruß
Lawrence

Hallo Ihr Bajuwaren,

bei uns Schwaben hier wird dasWort räß nahezu ausschließlich für eine Geschmacksrichtung beim Wein angewendet. Es ist dieser säuerliche, nicht so gut bekömmliche, Sodbrennen auslösender Wein, meist weißer Art.

Gruß
Lawrence

ja, Lawrence, die Applikation kenne ich auch, Antal

Hallo Lawrence,

Deine Zeilen brachten mich auf die Idee, doch mal im Irischen und im Baskischen Wöbu nachzusehen, ob es da was in vergleichbarer Lautung und semantisch ähnlicher Bedeutung gibt.

Ich hatte eigentlich auf Keltisch getippt, bin aber im Irischen Wöbu NICHT fündig geworden.

Im Baskischen, das bekanntlich keinen R-Anlaut erlaubt und statt dessen entweder das Wort mit „er-“ oder „ar-“ beginnen lässt oder aber mit Hilfe eines R-L-Wechsels mit einem L anfängt (Beispiel: baierisch: reiß = Abhang; baskisch leize = Abhang) bin ich jedoch auf eine Spur gestoßen: „latz“ = rau, streng, schrecklich, kräftig.
Quelle: Kühnel: Wörterbuch des Baskischen sv. latz.

weitere ähnliche Stichwörter:
lazgarri = schrecklich
lazki = rauh, sehr außergewöhnlich,
lazo(ki)= faul,
laztasun = Härte, Schrecken

Es sind ja weit über 30% (vermutlich bis zu 60%) aller unserer Wörter eben nicht aus dem Indoeuropäischen, sondern aus älteren Sprachen in unsere Sprache(n) gekommen. So dürfte es ziemlich wahrscheinlich sein, dass dieser baierische Begriff ein Relikt aus längst vergangenen vaskonischen Tagen ist. Denn Viehirten und Käse (

Hallo Alexander,

lange nichts mehr voneiander gelesen.

Im Baskischen, das bekanntlich keinen R-Anlaut erlaubt und
statt dessen entweder das Wort mit „er-“ oder „ar-“ beginnen
lässt oder aber mit Hilfe eines R-L-Wechsels mit einem L
anfängt (Beispiel: baierisch: reiß = Abhang; baskisch leize =
Abhang) bin ich jedoch auf eine Spur gestoßen: „latz“ = rau,
streng, schrecklich, kräftig.
Quelle: Kühnel: Wörterbuch des Baskischen sv. latz.:

Ich erschüttere jetzt mal deine These, denn auch das Wort latz gibt es im Schwäbischen zur Bezeichnung einer Geschmacksrichtung.
Allerdings mit der genau gegenteiligen Bedeutung, nämlich fad.
Ein Wein, der latz schmeckt, schmeckt nach gar nichts.

So dürfte es ziemlich wahrscheinlich sein, dass dieser baierische Begriff:

dieser oberdeutsche Begriff bitte, denn bei uns Alemannen gehört der Begriff, wie gesagt, zu den ganz normal verwendeten und auch von allen Einheimischen verstandenen Wörtern.

Gruß
Lawrence

Ich erschüttere jetzt mal deine These, denn auch das Wort latz
gibt es im Schwäbischen zur Bezeichnung einer
Geschmacksrichtung.
Allerdings mit der genau gegenteiligen Bedeutung, nämlich fad.
Ein Wein, der latz schmeckt, schmeckt nach gar nichts.

Den Ausdruck kenne ich aus dem Baierischen nicht.

So dürfte es ziemlich wahrscheinlich sein, dass dieser baierische Begriff:

dieser oberdeutsche Begriff bitte, denn bei uns Alemannen
gehört der Begriff, wie gesagt, zu den ganz normal verwendeten
und auch von allen Einheimischen verstandenen Wörtern.

Entschuldige, da hast Du natürlich Recht. Es muss „oberdeutsch“ heißen.

Viele Grüße

Alexander

Wein und Käse
Servus,

kommt nicht bloß beim Wein vor:

_Appezeller Mädele, was macht Dein Käs so räß?

  • Ma duat en in a Kibele
    ond druckt en mit em Fidele
    drom ischt mei Käs so räß!_

In diesem Sinne

Dä Blumepeder

Hallo Blumepeder,

Appezeller Mädele, was macht Dein Käs so räß?

  • Ma duat en in a Kibele
    ond druckt en mit em Fidele
    drom ischt mei Käs so räß!

auch eine Methode warum a aa Kaas raß sei ko.

Gruß
Nastaly

Ich erschüttere jetzt mal deine These, denn auch das Wort latz
gibt es im Schwäbischen zur Bezeichnung einer
Geschmacksrichtung.
Allerdings mit der genau gegenteiligen Bedeutung, nämlich fad.
Ein Wein, der latz schmeckt, schmeckt nach gar nichts.

Gruß
Lawrence

Ja, ich kenn auch das wort „lätz“ oder eher „letz“
im Sinn von schwache Leistung in der Schule, beim (Schi)rennen oder auch untermotorisiertes Auto…

Gruss

M@x