Was ist und was ist nicht Mensch?

Was ist und was ist nicht Mensch?
Mensch ist …
Ist Mensch:
1)eine Leiche?
2)ein Körper mit totem Gehirn?
3)ein Körper im Koma?
4)ein Körper in künstlichem Koma?
5)ein nich geborenes Kind?
6)ein Fötus?
7)ein Embryo?
8)eine Zelle?
Warum?

Hallo!

Du hast diese Frage:

Was ist und was ist nicht Mensch?

Im Biologie-Brett gestellt. Desewegen möchte ich zunächst biologisch darauf antworten.

Ein Mensch ist ein Angehöriger der zoologischen Familie „Hominidae“, der anatomisch in der Lage ist, aufrecht zu gehen. Dazu gehören nach heutigen Erkenntnissen alle Angehörigen der Gattungen Australopithecus, Paranthropus und Homo. (Natürlich sind nicht alle Angehörigen dieser Arten zum aufrechten Gang fähig, insbesondere dann, wenn sie schon tot sind, aber ich glaube es ist klar, wie ich es gemeint habe … :wink: )

Ob das Individuum am Leben ist, ist für seine Klassifikation unerheblich.

Daher sind alle Deine Vorschläge im biologischen Sinne „Menschen“, mit einer Ausnahme:

8)eine Zelle?

Der Begriff „Mensch“ umfasst das gesamte Individuum. Eine einzelne Zelle ist daher kein Mensch. Man könnte bei der befruchteten Eizelle eine Ausnahme machen, da in diesem Fall das Individuum tatsächlich nur aus einer einzelnen Zelle besteht.

Die ganzen anderen Dinge, die man sich dazu fragen kann, sind allerdings keine biologischen Fragen, sondern moralische, philosophische, theologische, psychologische, … usw. Deshalb werde ich diesen Thread jetzt verschieben.

Gruß, Michael

Was ist und was ist nicht Mensch?

Spannende Frage. Allerdings müßtest Du uns zuerst wissen lassen, welcher Blickwinkel der maßgebliche sein soll. Den biologischen hast Du ja schon bekommen. Dann gibt es noch den rechtlichen (d.h. vor allem „Mensch“ im Sinne eines Rechtssubjekts, das Träger von Rechten und Pflichten sein kann), der sich vom biologischen deutlich unterscheidet. Und ich bin sicher, dass es mindestens auch noch einen religiösen und einen philosophischen Blickwinkel gibt …

Also: Was darf’s denn sein?

Guten Tag Michael Bauer.
Ich hatte die Frage im Brett Biologie gestellt weil gerade die biologiewissenschaftliche Antwort ich wissen wollte.
Wenn Sie diese Antwort schon im Brett Biologie gegeben hätten wäre ich schon mit Beantwortung meiner Frage sehr zufrieden.
Eigentlich haben sie im Grunde meine Frage beantwortet weil mich in dieser Frage nur der naturwissenschaftliche Aspekt interessiert.
Für ihre Antwort bin ich Ihnen sehr dankbar.
Der Mensch (Homo Sapiens) ist doch auch Mensch?
Der Mensch ist das Lebewesen das aufwärts geht und mit den Händen nur arbeitet? Die Tiere gehen und arbeiten mit seinen Händen.
Lebewesen ist der Naturkörper, das Wesen der Natur das selbstständig Energie in sich bildet, diese Energie in Arbeit verbraucht und sich kopiert?
Stammzelle (Eine Zelle.Einzeller), das Embryo, das Fötus, das nicht geborene Kind sind biologisch Bestandteile eines Menschen (einer Frau) und nicht Mensch (selbstständige Körper die aufwärts gehen und mit den Händen arbeiten?
Die Leiche und Körper mit totem Gehirn können auch nicht aufwärts gehen und mit den Händen arbeiten und sind so auch keine Menschen?
Was haben dazu Biologen und Naturwissenschaftler noch zu sagen?
Es wäre noch interessant zu wissen in was die nur menschliche Eigenschaften aller Menschen bestehen.
Danke für ihre Antwort.
Wilwis.

Hallo,

Ich hatte die Frage im Brett Biologie gestellt weil gerade
die biologiewissenschaftliche Antwort ich wissen wollte.

o.k. - das grenzt die Antwortmöglichkeiten ein und mach die Beantwortung einfacher.

Der Mensch (Homo Sapiens) ist doch auch Mensch?

Das wiederum ist eine Tautologie. Was denn sonst? Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose … egal, ob sie rot oder gelb ist.

Der Mensch ist das Lebewesen das aufwärts geht und mit den
Händen nur arbeitet?

Das „nur“ lass mal weg. Das ist ohnehin keine Definition - das sind zwei typische Verhaltensmerkmale. Zwei unter vielen, die jedoch nicht konstitutiv für die Lebensform „Mensch“ sind.

Die Tiere gehen und arbeiten mit seinen
Händen.

Die Wahrheit dieser Aussage hängt wiederum sehr davon ab, wie man „Hände“ und wie man „Arbeit“ definiert.

Lebewesen ist der Naturkörper, das Wesen der Natur das
selbstständig Energie in sich bildet, diese Energie in Arbeit
verbraucht und sich kopiert?

Nein. Lebewesen bilden selbstverständlich nicht „selbstständig Energie“. Sie nehmen Energie auf und überführen sie in eine andere Form. U.a. auch, indem sie sich reproduzieren.

Stammzelle (Eine Zelle.Einzeller), das Embryo, das Fötus,
das nicht geborene Kind sind biologisch Bestandteile eines
Menschen (einer Frau) und nicht Mensch (selbstständige Körper
die aufwärts gehen und mit den Händen arbeiten?

Ich vermute, Du willst uns hier eine petitio principii unterschieben. Wie schon gesagt ist „aufrechter Gang“ und „arbeiten mit den Händen“ keine hinreichende Definition für „Mensch“. Schon gar keine biologische. Biologisch ist ein Mensch vor allem durch seinen Genotyp definiert und abgrenzbar gegenüber anderen Lebensformen. Wann genau in der Entwicklung eines Menschen eine Grenze zwischen einem „Bestandteil“ eines anderen menschlichen Organismus und einem selbständigen Organismus zu ziehen wäre, ist eine Sache von Definitionen. Nicht von biologischen, sondern eher von juristischen. Tatsächlich gibt es da faktisch keine ‚Grenze‘, sondern einen graduellen Entwicklungsprozess. Die Natur macht keine Sprünge.

Die Leiche und Körper mit totem Gehirn können auch nicht
aufwärts gehen und mit den Händen arbeiten und sind so auch
keine Menschen?

Ist ein toter Hund kein Hund? Und ab wann nicht mehr? In Bezug auf den Menschen haben wir ein durchaus komplexes Problem, eine Grenze zu definieren. Aber das ist kein biologisches Problem, sondern ein medizinethisches. Und da wendet man selbstverständlich ganz andere Kriterien an als „aufwärts gehen und mit den Händen arbeiten“.

Es wäre noch interessant zu wissen in was die nur menschliche
Eigenschaften aller Menschen bestehen.

Scharfe Abgrenzungen und Definitionen mögen die Welt verständlicher machen - aber sie bilden nicht die Realität ab, sie schematisieren sie nur.

Freundliche Grüße,
Ralf

Hallo!

Ich hatte die Frage im Brett Biologie gestellt weil gerade
die biologiewissenschaftliche Antwort ich wissen wollte.

Für den Biologen ist der Mensch ein Tier wie jedes andere auch. Es gibt bestimmte Merkmale, an denen man die Art Homo sapiens erkennt. Auch die nahe verwandten, inzwischen ausgestorbenen Gattungen (Australopithecus, Paranthropus) werden als Menschen bezeichnet. Man hat sich irgendwann einmal willkürlich darauf geeinigt, die Grenze zwischen Menschen und Nichtmenschen am aufrechten Gang festzumachen. Das ist kein besonders herausragendes Merkmal, denn auch Pinguine gehen aufrecht. Aber es ist eins, dass sich bei Fossilien viel leichter überprüfen lässt, als wichtigere Merkmale wie Intelligenz, Sprache, handwerkliches Geschick, …

Stammzelle (Eine Zelle.Einzeller), das Embryo, das Fötus,
das nicht geborene Kind sind biologisch Bestandteile eines
Menschen (einer Frau) und nicht Mensch (selbstständige Körper
die aufwärts gehen und mit den Händen arbeiten?

Natürlich handelt es sich dabei um Menschen, denn sie gehören auch zu der Art, deren Mitglieder sich durch den aufrechten Gang von den anderen Affenarten unterscheiden. Natürlich kann ein ungeborener Embryo noch nicht aufrecht gehen und ein querschnittsgelähmter Mensch auch nicht, aber sie gehören doch zweifellos zu dieser Art.

Es wäre noch interessant zu wissen in was die nur menschliche
Eigenschaften aller Menschen bestehen.

Nach allem, was man heute weiß, gibt es keine biologische Eigenschaft, die den Mensch qualitativ vom Tierreich abhebt. Alle Besonderheiten des Menschen tauchen auch bei Tieren auf - wenn auch in geringerem Umfang. Z. B. können sich auch Menschenaffen zumindest vorübergehend auf ihren Hinterbeinen aufrichten. Sie machen das aber eher selten, weil es sehr anstrengend für sie ist (Weil sie ihre Knie nicht durchstrecken können, müssen sie die aufrechte Haltung des Körpers ständig mit Muskelkraft stützen).

Nichtsdestotrotz ist der nicht-biologische Unterschied zwischen Tieren und Menschen augenfällig. Dadurch, dass Menschen viel sprachgewandter sind als alle Tiere, kann Wissen direkt von einer Generation auf die nächste weitergegeben werden. Wenn wir heute bei Wer-weiss-was.de schlaue Gedanken austauschen, dann greifen wir dabei auf die Erfahrungen von mindestens 2 Mio. Jahren Menschheitsgeschichte zurück. Unsere tierischen Geschwister müssen (fast) alles immer wieder selbst neu lernen. Unsere kulturelle Evolution hat also die rein biologische Evolution schon seit langem überflügelt. Allerdings ist die kulturelle Evolution kein Thema der Biologie, sondern eins der Geisteswissenschaften. Deswegen habe ich den Thread verschoben.

Ich weiß, dass Du Deine Frage im naturwissenschaftlichen Umfeld gestellt hast, aber ich bin der Meinung, dass sie nur geisteswissenschaftlich beantwortet werden kann.

Michael

hi

Biologsch gesehen: Menschen sind nichts anderes als eine Tierart aus der Ordnung der Primaten

Eine Art zeichnet sich dadurch aus, das sie sich genetisch von anderen Arten unterscheidet und dass sie nicht mit anderen Arten kreuzbar ist. Die Fähigkeiten, die ein gesundes Mitglied besten Alters einer Art hat ist nicht ausschlaggebend für die Zuordnung zu einer Art.

Ab dem Moment der Befruchtung ist eine Eizelle ein von der Mutter unabhängiger, eigenständiger Organismus mit eigenständigem Stoffwechsel und einem eigenen einmaligen Genom, das dieser Organismus sein Leben lang behält. Das heisst deine Punkte 1 - 7 sind alles Menschen.

Eine Körperzelle ist kein eigenständiger Organismus, sondern nur ein Teil eines Menschen - eine befruchtete Eizelle jedoch ist wie bereits gesagt ein eigener Organismus und somit ein Mensch.

In der Ethik und Philosophie wird werden jedoch anderer Parameter zur Bestimmung herangezogen, ein klassisches Beispiel heutzutage ist die Abtreibung: Aus Gründen, die ich nie ganz nachvollziehen konnte wird ein willkürlicher Zeitpunkt während der Schwangerschaft als Beginn der Menschwerdung angesehen - rein biologisch gesehen gibt es für diesen Zeitpunkt keine Begründung.

Aber es ist seit Anbeginn der Menschheit ein Streitpunkt, was ein Mensch ist und was nicht - und die jeweiligen Ergebnisse dieser Diskussionen führen immer dazu, wie mit mit Menschen, die nicht als Menschen anerkannt werden umgegangen wird: Man darf sie töten.

Gruss, sama

Es gibt verschiedene Selbstkonzepte
Der Mensch ist ein Tier und hat gegenüber allen anderen Tieren die Freiheit, sich für den Sinn seines Lebens selbst zu entscheiden oder sich nicht selbst zu entscheiden und sich von anderen den Sinn vorschreiben zu lassen. Auch wenn der Mensch sich nicht für den Sinn seines Lebens selbst entscheidet, so ist er doch für seine „selbst verschuldete Unmündigkeit“ verantwortlich.

„Auch Insekten treffen Entscheidungen“ schreibt Ulrich Pontes anlässlich eines Interviews mit dem Zoologen Björn Brembs, der in einem erhabenen wissenschaftlichen Fachblatt für ein neues biologisches Verständnis der Willensfreiheit plädiert. Zoologe Brebs behauptet: „Bei der Willensfreiheit geht es im Wesentlichen um die Fähigkeit, in der gleichen Situation unterschiedlich zu handeln - also auf bestimmte Reize mal so, mal anders zu reagieren, oder auch spontan zu handeln, wenn es gar keinen äußeren Anlass gibt. Und diese Variabilität des Verhaltens finden wir auch schon bei Fruchtfliegen.“ Brembs fügt noch hinzu: „Der freie Wille der Fruchtfliegen ist weniger frei als unserer.“

Die Freiheit, für sein Leben eigene individuelle freie Entscheidungen zu treffen, ist also selbst so niedrigen Tieren wie den Fruchtfliegen schon inhärent, sonst würden sich alle Tiere ja nur immer gleich verhalten, was zwar auch stimmt, aber doch auch individuell verschieden ist.

Aber über sich selbst nachzudenken, ist keinem anderen Tier außer dem Menschen möglich. Was der Mensch „ist“ und was der Mensch „nicht“ ist, ist eine Frage der Philosophie seit Jahrtausenden. Ich empfehle das Buch „Modelle des Menschen - Ein Handbuch des menschlichen Bewusstseins“ des englischen Soziologen Prof. Charles Hampden-Turner, wo 60 (sechzig) verschiedene Modelle des Menschen beschrieben werden. Es gibt also nicht nur eine einzige Sicht, die der Mensch von sich selber hat, sondern mindestens 60 bekannte Sichtweisen, und darüber hinaus unzählige mehr, denn es gibt, wie gesagt, unzählige verschiedene Selbstkonzepte.

Tipp: Wer die Zeitschrift „Psychologie Heute“ abonniert, bekommt dieses Buch geschenkt. Jedenfalls war es so bei mir, als ich vor vielen Jahren mal für kurze Zeit diese Zeitschrift abonniert hatte. Das Buch kostet offiziell im Handel ca. 90 Euro.

Hallo,

Was ist und was ist nicht Mensch?

Mensch ist …

Warum?

Gesellschaftlich gesehen beruht die Antwort auf diese Frage immer auf Konvention.

So wurden in verschiedenen „geistigen, kulturellen Strömungen“ auch schon mal Indianer, Nichtarier oder ganz allgemein Kinder als keine „richtigen Menschen“ angesehen.

Wenn wir heute kopfschüttelnd auf diese Ansichten reagieren, sollten wir bedenken das unsere heutigen Ansichten eines Tages vielleicht genauso kopfschüttelnd betrachtet werden und das sie sich ganz bestimmt wieder wandeln werden.

Leute wie der australische Philosoph Peter Singer, versuchen z.B. das Menschenbild zu verändern. Das würde dann völlig neue Märkte und wirtschaftliche Möglichkeiten für eine „Industrie der Menschenverwertung“ mit sich bringen.
Von Arztneimittel aus Embryonen über Organzüchtungen bis zu den neuen tollen Patenten aus der Gentechnologie.

Um die Frage philosophisch zu betrachten würde ich sie erweitern:

ist der Mensch:

die Sonne
die Luft
die Erde
die Gesellschaft anderer Menschen

denn ohne diese Dinge wäre er nicht …

Grüße
K.

Aber über sich selbst nachzudenken, ist keinem anderen Tier
außer dem Menschen möglich.

Hallo,

nun gibt es einige wenige Tierarten, die sich selbst im Spiegel erkennen, also nicht nur ein anderes Tier der gleichen Art sehen.
Dieses Erkennen setzt meines Erachten ein Nachdenken über sich selbst voraus. Dass dieses Denken von unserem abweicht, da unsere umfangreiche Sprache nicht gegeben ist, ist dann eine andere Baustelle.

Grüße

Ulf

Mehrere Definitionsebenen
Hi Wilwis.

Was ist und was ist nicht Mensch?
Mensch ist …

Biologisch ist der Mensch eine Unterart des Menschenaffen (Hominid) mit der Bezeichnung Homo sapiens (der wissende Mensch). Die Hominides gehören zu den Trockennasenaffen (Haplorrhini), welche zu den Primaten gehören. Die Primaten sind eine Ordnung innerhalb der Klasse der höheren Säugetiere.

Das ist die biologische Definition.

Ergänzend lässt sich der Mensch als symbolisierendes Tier definieren, d.h. er ist das einzige Tier, das fähig ist, ein mit Zeichen und Symbolen operierendes komplexes Kommunikationssystem hervorzubringen, welches Kultur ermöglicht.

Natürlich sind weitere Definitionen möglich, die aber bestimmte Prämissen erfordern, z.B. Der Mensch ist ein auf Transzendenz hin angelegtes Tier (Prämisse: Es gibt Transzendenz).

Chan

Meines Erachtens sind 5-8 kein Mensch, weil er da noch nicht vollständig ist.
Wobei 1 eine Sonderform ist, da es dort auf den Zustand ankommt (vor 1Minute gestorben oder nur noch Skelettreste?) Dort sollte man dann eher von menschlich spechen.