Methodischer Wahn
Hi.
Oder meinen die es wirklich so gut, wie sie sich darstellen?
Da fällt mir sofort das Bonmot ein:
_Was ist das Gegenteil von ´gut´?
´Gutgemeint´._
Die Stifterin dieser Organisation leidet vermutlich unter Wahnvorstellungen, die ihre sozialen Kompetenzen aber nicht einschränken, welche zweifellos in hohem Maße gegeben sind. Ihre ´Lehre´ ist ein sehr simplifizierendes Gemenge aus Gnosis, Hinduismus und Vulgäresoterik.
Folgendes Zitat von Gabriele Wittek stammt aus Walter Hofmanns Buch „Ein ehemals geistig unwissender Mensch auf dem Pfad zu Gott“ (Quelle ganz unten):
Nach dem 4. oder 5. Tag meldete sich Jesus Christus, sinngemäß mit den Worten: Ich bin Jesus Christus, der Welten Erlöser! Ich erschrak und wollte den inneren Strom unterbinden. Daraufhin kamen die liebevollen Worte: Fürchte dich nicht. Ich begleite dich während deines ganzen irdischen Lebens. Du standest immer in meiner Obhut. Denn du bist ausgegangen, um Mein Wort aufzunehmen und es der Welt wiederzugeben.
Das ist typisch für eine Konfusion von subtiler (feinstofflicher) Wahrnehmung und mythogischem Denken, ermöglicht durch eine fundamentale Kondionierung des Unbewussten auf die Inhalte einer bestimmten Mythologie. Diese Inhalte verselbständigen sich, wenn es zu einem visionären Zustand kommt, zu scheinbar realen Figuren, deren Projektionscharakter für den Erlebenden nicht erkennbar ist.
Die Formel „Fürchte dich nicht“ bzw. „Fürchtet euch nicht“ erscheint im AT etwa 20 Mal und im NT 30 mal. Dass sie dann auch in der Vision der Wittek auftaucht, kann nicht überraschen, sie hat sich durch die vorausgehende Bibellektüre tief in ihr Unbewusstes eingegraben.
Teresa von Avila berichtete im 16. Jh. von folgender Vision:
Unmittelbar neben mir sah ich einen Engel in vollkommener körperlicher Gestalt. Der Engel war eher klein als groß, sehr schön, und sein Antlitz leuchtete in solchem Glanz, daß er zu jenen Engeln gehören mußte, die ganz vom Feuer göttlicher Liebe durchleuchtet sind; es müssen jene sein, die man Seraphe nennt. In der Hand des Engels sah ich einen langen goldenen Pfeil mit Feuer an der Spitze. Es schien mir, als stieße er ihn mehrmals in mein Herz, ich fühlte, wie das Eisen mein Innerstes durchdrang, und als er ihn herauszog, war mir, als nähme er mein Herz mit, und ich blieb erfüllt von flammender Liebe zu Gott. Der Schmerz war so stark, daß ich klagend aufschrie.
An anderer Stelle heißt es in Witteks Buch:
Etwa 6 Monate nach dem Durchbruch des Inneren Wortes klärte mich Jesus Christus auf, wer der Bruder Emamuel ist. Er sagte, Bruder Emanuel sei einer seiner sieben Cherubs, [Dazu in einer Fußnote ergänzt: „Die sieben Cherubs sind die sieben Gesetzeshüter Gottes. Sie stehen jeweils einer der sieben Grundregionen der Schöpfung vor.“] und zwar der Cherub der Göttlichen Weisheit. (…) Als ich von dem Cherub hörte, von dem Gesetzesengel der Weisheit, wurde mir sehr bange. Ich hatte Bruder Emanuel als meinen Lehrer ins Herz geschlossen. (…) Als ich aber von dem Gesetzesengel gehört habe, da wurde mir Angst und Bange. Ich versuchte, mit Emanuel keinen Kontakt mehr aufzunehmen. Das wurde auch respektiert. Ungefähr ½ Jahr lang belehrte mich dann ausschließlich Christus, der Sohn Gottes.
Das klingt alles recht detailliert, was der Wahnvermutung aber nicht widerspricht. Ich kenne einen Vietnamesen, der unter der Wahnvorstellung von drei Personen leidet, die ihn fast ständig begleiten und völlig realistisch wirken. Manchmal warten sie in der Küche auf ihn, wenn er nach Hause kommt, und verwickeln ihn in eine Unterhaltung. Oder sie laufen an seinem Arbeitsplatz zwischen seinen Arbeitskollegen herum. Natürlich nimmt er Tranquilizer, um damit umgehen zu können.
Chan
Quelle für Wittek-Zitate:
http://www.michelrieth.de/gabi1.htm