Weder noch?
Hi kitty,
Es gibt ja den Ansatz, daß es ein Ereignis gibt- dieses wird
bewertet- und dann folgen Emotionen.
ich will jetzt nicht auf die Feinheiten des Unterschieds zwischen Gefühl und Emotion eingehen.
Sondern darauf, dass es zwei verschiedene Art der Bewertung gibt, die bewusste und die Unbewusste. Wenn nur wenige Fakten oder Faktoren zu berücksichtigen sind, ist die bewusste oft die bessere. Wenn es dagegen zig oder hunderte sind, kommst du ohne Hilfsmittel wie Tabellen, Schemata, Berechnungen usw. kaum aus. Das ist die Domäne des Unbewussten. Alles was wahrnimmst, geht dorthin, und alles was du schon weißt, ist schon dort. Dann wird fleißig gerechnet, und am Ende „fühlst“ du dich gut oder mulmig oder wer weiß was.
Da gehen auch Faktoren ein, von denen du vielleicht gar keine Ahnung hast, dass sie eine Rolle spielen.
So kommt es zustande, dass man etwas „im Urin“ hat, oder ein „Bauchgefühl“.
Ich hab ja lange als Programmierer gearbeitet. Nur mit diesem Bauchgefühl kann man Aufwandsschätzungen machen, weil die Infos recht dürftig sind. Wenn ich dann in mein Excel-Sheet „3 Tage“ eintrage, grummelt es, bei „20 Tage“ muss ich schmunzeln, und weil wir ja Konkurrenz haben, tippe ich „5 Tage“ und fühle mich gut.
Auch bei komplexere Fragestellungen hilft das Bauchgefühl. Während die meisten Kollegen dachten ein Projekt scheitert, fühlte ich auf meinen Bauch. Nix kribbelt, also schaffen wir’s.
Dazu ist natürlich eine gehörige Portion Erfahrung nötig. Denn da gehen auch Faktoren ein, die mir nur teilweise bewusst sind, sehr verallgemeinernd als „Stimmung“ zu bezeichnen.
Für mich, schwer zu verstehen, denn eine Bewertung kann doch
erst durch ein Wertesystem entstehen und wird das nicht immer
emotional sein?
Letztlich ja. Auch hohe Werte wie Freiheit beruhen ja auf schlechten Erfahrungen mit der Unfreiheit, usw.
Will mal hoffen, dass mein Beispiel nicht zu pragmatisch war, aber auch da geht es um einiges. Ob zig Leute 6 Monate mit Spaß anner Freud „ranklotzen“ oder sich 12 Monate krankschuften.
Ich sag mal- ganz archaisch in letzter Instanz als „Lust“ oder
„Unlust“ gegliedert?
Und Lust wird mit angenehmen Gefühlen gekoppelt sein- Unlust
mit dem Gegenteil.
Ich bin da Spitzfindigkeiten gegenüber eher abgneigt. „Lust“ ist ein angenehmes Gefühl, oder ein Sammelbegriff dafür. Ich „gehe mit Lust an die Arbeit“, oder ich hab Spass dran. Egal.
Und Emotion heißt doch „Herausbewegung“, als auf deutsch eher „Ausdruck“ eines Gefühls. Man drückt ein Gefühl aus, oder geht aus sich heraus. Dass ist m.E. der einzige Unterschied zwischen Gefühl und Emotion, dass man es zum Ausdruck bringt.
Wenn Gefühle aus der Bewertung kommen…also umgekehrt als
es mir einleuchtet…wo kommt dann die Bewertung her? Und
woran orientiert sich dann dieses Wertesystem?
Das Gefühl ist die Bewertung, so zumindest meine Behauptung, und zwar durch das Unterbewusstsein. Mag sein, dass wir Mitteleuropäer die Gewohnheit haben, es als „von außen kommend“ zu betrachten, von außerhalb unseres Kopfes. Wir „haben“ ja eher Kopfschmerzen, als dass uns etwas im Kopf weh tut.
Hoffe, du kannst mir meinen Ausführungen was anfangen, Zoelomat