Hallo,
ich habe für meine Magisterarbeit eine Inhaltsanalyse gemacht
und bin mir jetzt etwas unsicher, was ich mit meinen Daten
machen kann.
Im Prinzip habe ich eine Klumpenstichprobe mit anschließender
Vollerhebung aller Artikel zu einem bestimmten Thema in zwei
bestimmten Zeiträumen über sechs Jahre gezogen.
Allerdings habe ich die Medien nicht zufällig ausgewählt,
sondern wollte bestimmte Regionen abdecken Ost- West- Nord-
und Süddeutschland und musste dort je auf Medien
zurückgreifen, die für mich verfügbar waren.
Meine Frage ist nun, was ich mit den Daten anfangen kann. Im
Prinzip kann ich ja für die ausgewählten Medien zu den
Zeiträumen relativ gesicherte Aussagen treffen. Aber schätzen
verbietet sich doch, oder?
Ich kann doch zum Beispiel keine verallgemeinernde Aussagen
über Ost- oder Westdeutsche Zeitungen treffen, wenn die
Zeitungen nicht zufällig ausgewählt worden sind, oder?
Ich habe 4 westdeutsche und 3 ostdeutsche Zeitungen.
Mal sehen ob ich es richtig verstanden habe …
Nein, Du kannst die verallgemeinernden Aussagen zu „die deutschen Zeitungen“ im Sinne mathematisch-statistischer Modelle nicht treffen, weil Du nicht zufällig, sondern bewusst/systematisch ausgewählt hast.
Solltest Du aber eine „qualitative“ Arbeit geschrieben haben, dann musst Du einfach begründen, wie und warum Du so ausgewählt hast; qualitative Studien erheben in der Tat ja sowieso nicht den Anspruch dieser Form von Repräsentativität.
Vermutlich (schätz ich jetzt nach Deiner Fragestellung mal) ist Deine Arbeit aber schon an statistischer Repräsentativität ausgerichtet; ich frage mich, warum Du dann dennoch auf diese Art vorgegangen bist, aber nachträglich bringt das Nachfragen ja nichts mehr …
M.E. hast Du übrigens nicht einmal im Ansatz „im Prinzip eine Klumpenstichprobe“, da Du anscheindend weder sauber abgegrenzte Klumpen verwendest, noch eben diese per Zufall auswählst, sondern willkürlich herausgreifst; du hast schlichtweg keine Zufallsauswahl.
Ich sehe auf den ersten Blick 2 Möglichkeiten, die jetzt gehen könnten - hängt natürlich von den vereinbarten Vorgaben Deines Betreuers ab:
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pragmatische Erklärung: Du führst in der Einleitung klar aus, wie die Methode, nach der Du arbeitest, eigentlich sein müsste, und legst nachvollziehbar dar, warum Du aus monetärer und zeitlicher Ressourcenknappheit im Rahmen einer Magisterarbeit davon abweichen musstest;
wenn dies gut nachvollziehbar ist, dürfte das u.U. akzeptabel sein, dann „definierst“ Du Deine Arbeit die MA halt als eine „Vorstudie“ oder als eine Art „Exploration“ eines bestimmten Themengebiets.
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Welche 7 Zeitungen hast Du ausgewählt? Ich denke, hinter der Auswahl wird irgendeine Systematik stecken, z.B. die 7 auflagenstärksten, oder jeweils die auflagenstärksten aus 7 Regionen, etc.
In diesem Fall musst Du halt die Grundgesamtheit, über die Du Aussagen triffst, entsprechend einschränken, und Dein Thema reduzieren auf z.B. „Inhaltsanalyse der Artikel zum Thema XY der Jahre 200X bis 2000Y der 7 auflagenstärksten Zeitschriften der BRD“ oder ähnliches;
damit umgehst Du das Auswahlproblem einfach, hast eine Vollerhebung dieser Artikel und kannst daher saubere Aussagen treffen;
wäre u.U. ja auch ok, es sei denn natürlich Deine Aufgabe wäre die Arbeit mit Zufallsauswahlverfahren gewesen.
Wie gesagt: bei einer qualitativen Ausrichtung ist die Problematik sowieso eine ganz andere; falls das der Fall sein sollte, lass wieder was von Dir hören.
Viele Grüße
Franz