Was kann ich tun bei pflegeversäumnissen?

Hallo zusammen ,ich bin sehr verzweifelt und bitte um Hilfe .Meine Tochter 33Jahre alt ,lebt mit Partner und Kind in Berlin .Ich in Köln sehe einiges an Versäumnissen bei der Pflege meiner Tochter MS schwerste Form ,der Partner Pflegt Sie mehr oder weniger und ist völlig überlastet und nicht kompetent dafür .Es geht hier sehr um das Pflegegeld meiner Meinung nach .Sie sitzt imRollstuhl und ist zu 100 Prozent behindert mit Vielen Einschränkungen. Es geht meiner Tochter sehr sehr schlecht und niemand kontrolliert einmal was Sie braucht oder was Ihr noch helfen könnte .?Was kann ich tun von hier aus ? Meine Enkelin ist mittlerweile auch traumatisert aus verschiedenen Gründen . Bitte gebt mir Ratschläge .
Vielen Dank !!!

Hallo Angelretina,

tut mir leid, daß Du Dir Sorgen um Deine Tochter machen musst.
Normalerweise muß aber die Qualität der Pflege alle 6 Monate, bei Pflegestufe 3 sogar alle 3 Monate von einem Pflegedienst kontrolliert werden, dieser würde bei schweren Versäumnissen die Krankenkasse informieren, welche dann einschreiten müsste. Wenn Deine Tochter und ihr Mann denen allerdings erzählen, daß alles in Ordnung ist und es optisch keine Auffälligkeiten gibt, passiert natürlich nichts.
Dieses Beratungsgespräch sollte dann auch über evtl. sinnvolle Hilfsmittel und Therapien informieren.

Welche Versäumnisse sind Dir denn aufgefallen und warum denkst Du, daß der Partner Deiner Tochter die Pflege nicht kompetent leisten kann?

Fremde Leute wie z.B. einen Pflegedienst ins Haus zu holen, stellt natürlich einen großen Einschnitt in die Privatsphäre dar und so wird dieser Schritt oft erst gegangen, wenn der pflegende Partner zusammenbricht. Mit Vermutungen, daß das Geld der Grund dafür ist, daß der Partner die Pflege allein übernimmt, würde ich mich an Deiner Stelle (insbesondere Deiner Tochter und ihrem Partner gegenüber) zurückhalten, soviel ist es nun auch wieder nicht…
Und wenn Du ihnen gegenüber so etwas anklingen lässt, wäre das sehr verletzend und könnte zur Folge haben, daß Deine Tochter und ihr Partner den Kontakt zu Dir abbrechen.

Hast Du ansonsten ein gutes Verhältnis zu Deiner Tochter und ihrem Partner? Dann könntest Du ja mal für ein paar Tage nach Berlin fahren, um Dir vor Ort ein besseres Bild zu machen. Dann könntest Du mit Deiner Tochter ein Gespräch führen, wie sie sich in der Zukunft ihre Pflege vorstellt, wenn ihr Mann es evtl. nicht mehr schafft (Burnout) oder sich ihr Gesundheitszustand verschlechtert.
Es gibt speziell ausgebildete MS-Schwestern, welche die Betroffenen über die verschiedenen Therapien und Pflegemöglichkeiten informieren können, vielleicht kannst Du Deiner Tochter helfen, eine solche zu finden.

Anstatt einen Pflegedienst zu beauftragen, könnte Deine Tochter ihre Pflege auch selbst organisieren und das sog. Arbeitgebermodell praktizieren, ihre Assistenzkräfte selbst einstellen. Damit behält man zumindest noch einigermaßen die Kontrolle über die eigene Pflege, kann selbst bestimmen, wer wann ins Haus kommt. Informationen dazu findest Du beim Forum für selbstbestimmte Assistenz www.forsea.de

Nun ja, ich wünsche Dir, Deiner Tochter und ihrer Familie viel Kraft, mit der Krankheit angemessen umzugehen und einen guten Weg zu finden, die Pflege zu organisieren.

Liebe Grüße,
Janis