Was kann man hierzu sagen?

Hallo, ich enschuldige mich im Vorfeld für den wenig deskriptiven Titel, es geht sich um folgende Aussage:

„Ein Mensch braucht sich eigentlich für nichts zu schämen, was er in der Vergangenheit getan hat, denn er tut in jedem Moment das, was er aufgrund seines aktuellen Wissens, Gefühls, Erfahrung und Intelligenz für das beste hält, auch wenn es sich später als falsch heraus stellt. Kein Mensch tut etwas, was er bereits in dem Moment für eine schlechte Idee hält“

Ganz offensichtlich kann man dies nicht auf Schwerverbrecher beziehen, und ebenso offensichtlich würde es ins Chaos führen, wenn dies rechtlich Anklang fände.

  1. Wie aber ist dies für Ottonormalverbraucher zu sehen? Wäre es hier akzeptabel?
  2. Gibt es eine philosophischen Richtung der man dies zuordnen könnte?

Es ist völlig in Ordnung , wenn ihr findet, dass das schwachsinnig ist, solange Ihr erklärt, warum Ihr das so seht, ich bin ja hier für neuen Input.

Vielen Dank =)

Diese Annahme ist schon falsch und sehr naiv.
Jeder, der schon mal auf dem Sofa liegen geblieben ist, während er eigentlich zum Fitnesskurs wollte, weiß, dass das nicht stimmt…
Oder jemand, der sich ins Auto setzt, obwohl er schon einige Bierchen intus hat?
Wer tut schon zu 100% das, was er als richtig erkannt hat? Ich glaube, niemand.
Dennoch oder gerade deswegen ist man natürlich für seine Handlungen verantwortlich.

Philsophie - vielleicht führt Dich dies auf Deinem Weg weiter:
http://www.szondi.ch/Literatur/documents/Holzhey-Kunz_%20Wozu%20eine%20philosophische%20Betrachtung%20der%20Scham.pdf

Scham als ein grundlegendes Gefühl des Menschen spielt im Zusammenleben von Menschen eine wichtige Rolle.
Ich schäme mich, wenn andere Personen bemerken, dass ich mich irgendwie falsch verhalten habe und ich selbst es auch so im Nachhinein bewerte.
Vorherrschende (moralische) Normen beeinflussen das Schamgefühl und umgekehrt erzeugt ein vorhandenes Schamgefühl auch bestimmte Reaktionen der Umwelt.
Das Schamgefühl gehört zu den Mechanismen, die bewirken, dass man als Individuum erfolgreich Teil einer sozialen Gruppe ist. Und das Leben in einer Gruppe ist für einen Menschen meist sehr wichtig/existentiell (außer für Einsiedler :sunglasses:)


Beatrix

Hallo,

das sehe ich anders.

Wenn ich nach einem Arbeitstag eigentlich noch einen regelmäßigen wöchentlichen Termin habe, aber ich mich mal nicht gut fühle, bleibe ich auch zu Hause.
Das wirkt für „Außenstehende“ vielleicht falsch, aber für mich ist es in dem Moment eine gute Entscheidung, da ich mich lieber erholen will.

Es gibt für die Situation zig Beispiele, die von jedem anders beurteilt werden dürfen. :wink:

Ro

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Hallo,

meiner Ansicht nach sind es weniger die Taten, für die wir uns schämen als vielmehr die Charakterzüge, die sich in ihnen offenbaren. Durch unsere Taten lernen wir unseren Charakter gewissermaßen kennen und werden mit unserer (moralischen) Unvollkommenheit konfrontiert. Die Frage, ob die Scham berechtigt ist, verweist also auf die Frage, ob wir für unseren Charakter verantwortlich sind.

FG myrtillus

Hi,

ich denke der Satz passt, aber:

Entscheidend ist bei der Bewertung der folgenden Tat „meine“ oder eine juristische Ansicht oder andere Ansichten. Wil sagen, nur weil der Verbrecher das gut findet, muss ich das nicht auch. Und der Jurist wird nach Recht und Gesetz urteilen. Dem ist dann ziemlich (völlig?) egal, das der Mensch dachte. Und auch ein Verbrecher wird schon im Hinterkopf wissen, dass das was er tut nicht richtig ist. Er halt es aber aus seiner Sicht für angemessen/erfoderlich oder wie auch immer. Deswegen tut er es dann auch.

Oder: Führt diese Einstllung zu einer sozial verträglichen oder gar erwünschten Tat ist alles fein. Wenn nicht meckern wir oder gehen gar vor Gericht.

War so ein erster Gedanke…

fg

Dirk_P

Die Aussage stimmt insofern, als dass er keine extra Erlaubnis ´zur Scham ´braucht´. Inhaltlich verweise ich auf die Forumsteilnehmer, die schon dazu geantwortet haben.

Grüße mki

richtig, die Beispiele werden von jedem anders beurteilt.
IKlar tut man AUCH Dinge , die man richtig findet. Dennoch geht es den meisten Menschen, die ich kenne, so, dass sie des öfteren Dinge tun oder lassen, obwohl sie wissen, dass sie das eigentlich nicht sollten.
Mag ja bei dir anders sein… Das reine Gewissen auf dem Sofa sei dir gegönnt!

Einspruch.

Eine Entscheidung ist stets positiv gerichtet auf eine Absicht oder ein Ziel hin, daher auch richtig. Zum Zeitpunkt der Entscheidung.

Mit gut und böse hat das aber nichts zu tun. Das sind subjektive Wertungen hinsichtlich des Inhalts und den Folgen der Entscheidung. Eine Entscheidung zur bösen Tat ist ebenso stets positiv ausgerichtet und richtig.

Franz

Sehr schön. Insbesondere der Unterschied zwischen einem globalen „unerklärlichen“ Grundgefühl gegenüber einem konkret „begründeten“ Gefühl der Scham wird hier über den Voyeur oder den Beispielen aus der Praxis verdeutlicht.

Die Differenzierung Scham 1 und Scham 2 ist mangels Begrifflichkeiten - analog zu Furcht und Angst, die Furcht vor konkretem und Angst als globales Gefühl - allerdings etwas dürftig, zugegeben auch schwierig offenbar. Aus anderer Quelle kenne ich beispielsweise Scham (global schlecht zu sein) und Bedauern (etwas Schlechtes getan zu haben).

Wenngleich Bedauern jetzt auch nicht der Hit ist. Vielleicht fällt hier jemandem noch etwas besseres ein.

Franz