Servuus! Ich hab folgendes Problem: Die Familie meines neuen Freundes ist christlich und betet immer vor dem Essen. Ich persönlich bin nicht gläubig und möchte oder könnte auch gar nicht mitbeten. Obwohl ich generell natürlich nichts dagegen habe, dass sie ihren Glauben ausleben ist mir diese Situation immer sehr unangenehm, da ich nie weiß wie ich mich während des Tischgebetes verhalten soll. Bitte helft mir.
LG Ex
Servus,
wenn Du nicht gläubig bist, wird es Dich kaum stören, die Hände zu falten, und dreißig Sekunden Besinnung vor dem Essen sind ja auch nichts Verkehrtes - auch, wenn Du weißt, dass den Kartoffelvollernter nicht das Jesuskind gefahren hat. Auf solche Einzelheiten kommt es da nicht so an. Für Dich selber wirst Du in diesem Moment immer auch ein Motiv für Dankbarkeit finden, mit dem Du einig gehst.
Mehr wird zur Stunde nicht von Dir erwartet.
Irgendwann ist dann eh die Gretchenfrage auf dem Tisch, daran kommst Du nicht vorbei.
Schöne Grüße
MM
Hallo
Ich war und bin des Öfteren bei Leuten, die ein Tischgebet beten: Hände in den Schoss, ruhig bleiben und nicht unbedingt die anderen anstarren oder vor Ungeduld auf dem Hintern hin und her rutschen. Mehr wird von Gästen - auch zukünftigen Schwiegertöchtern - in der Regel nicht erwartet.
Eine kirchliche Hochzeit oder getaufte Enkelkinder werden aber wahrscheinlich durchaus gewünscht, aber bis dahin ist ja noch Zeit und steht jetzt noch nicht zur Debatte.
Gruss, Sama
aber nur im oberdeutschen Bereich
Gruß
HH
Äh, wie jetzt - wegen des „eh“? Oder sagen die nordelbischen Hardcore-Christen „på bordet“ oder so ähnlich?
Schöne Grüße
MM
Nö, aber hier hab ich es noch nicht erlebt, selbst bei Hardcore-Christen nicht, dass nach dem Tischgebet tatsächlich zu Tisch über den Glauben diskutiert wird, insbesondere dann nicht, wenn „Neulinge“ dabei sind.
Ganz anders auf der Alb … Da wurd’ ich als Gast gleich mal in den Gottesdienst der Freikirche im Ort eingeladen (Hab nur die Hälfte verstanden :)) und danach wurde auch zu Tisch über Gott und die Welt (d.h. die von dir genannte Gretchenfrage) diskutiert.
Gruß
HH
Servus,
die Gretchenfrage kommt ja auch erst später, wenn es dann um „was Festes“ geht.
Hübsch fand ich, wie seinerzeit A’s Vater, als er den meinigen zum ersten Mal sah, diesem im klassischen Doubletalk-Modus des rheinischen Katholizismus auf den Zahn fühlte: Er hatte vermutlich den Verdacht, der sei als evangelischer Psychiater gleich auf doppelte Weise mit dem Bösen im Bunde - wollte das aber nicht direkt ansprechen und sprach dann, als es sich irgendwie ergab, davon, dass die Freidenkerei ja in Schwaben wohl eine bedeutende Tradition habe. Bekam darauf ein Stegreif-Referat über den schwäbischen Liberalismus von Wieland bis Heuss zu hören und wusste so viel wie vorher.
Schöne Grüße
MM
Hallo,
freu Dich aufs Essen!
Im Ernst - damit triffst Du auf säkulare Weise ziemlich den Kern eines Tischgebet.
Wenn Du den Moment, in dem die anderen beten, für Dich selbst nutzen kannst, wirst Du Dich weniger unwohl fühlen.
Viele Grüße,
Jule
Moin,
beim Barras hieß das in solchen Momenten „Helm ab und stillet Jebet bis Hundert!“
Du musst nicht beten, aber Du solltest die Gastgeber dabei nicht stören. Also einfach Hände falten, stille sitzen, Schnabel halten, Ohren spitzen und - naja, stillet Jebet bis Hundert. Oder bis die Gastgeberin zur Kelle greift.
Gruß Ralf
Wenn Du es respektierst, dass die Familie Deines Freundes betet, sollte das eigentlich kein Problem sein. Setz Dich einfach dazu. Du kannst Deine Hände ja unter den Tisch halten, ohne sie zu falten - damit demonstrierst Du keinen Trotz, aber bist selbst nicht genötigt, „äußerlich“ selbst zu beten.