Was man nach dem Zahnziehen falsch machen kann

Hier ein paar Erörterungen zu dem Thema, weil sonst manche w-w-w Leser Fehler machen könnten.

Antibiotika nach Extraktionen, oder anderen invasiven Eingriffen in der Mundhöhle:

Vor dem Eingriff

Es gibt Fälle, wo man VOR einem chirurgischen Eingriff Antibiotika geben muß. Chirurgischer Eingriff in diesem Sinne kann sogar schon eine Zahnreinigung sein. Jede Maßnahme im Mund die blutet, führt auch zu einer Verteilung von Bakterien in die Blutbahn. Bestimmte Patientengruppen müssen deshalb prophylaktisch Antibiotika bekommen. Die Erfordernis dafür ist in der Regel beim ersten Besuch in einer Zahnarztpraxis besprochen worden, weil der Fragebogen bei der Erstaufnahme von Patienten den Anlaß dazu gibt. Es ist ein Hinweis auf Sorgfalt, wenn ein Zahnarzt in solchen Fällen Rücksprache mit dem Hausarzt nimmt.

Nach dem Eingriff

NACH einer invasiven Maßnahme gibt es Antibiotika NUR vom (Zahn)arzt und nur bei entsprechender Indikation und keineswegs die übriggebliebenen Clindamycin-Kapseln aus dem Badezimmerschrank. Menge, Art und Dosierung hochwirksamer Medikamente hängen von der Erkrankung und vom Patienten ab. Es besteht die Gefahr, daß das Medikament nicht wirkt, daß Bakterien übrigbleiben (Resistenz), daß Bestandteile nicht vertragen werden. Also - ohne (Zahn)arzt geht da gar nichts!

Schwellungen nach zahnärztlichen Maßnahmen

Es gibt zwei Gründe für solche Schwellungen.

Grund 1: Trauma

Extraktionen sind gewaltsame Maßnahmen. Weichgewebe werden eventuell dabei traumatisiert und schwellen deshalb unter Umständen an. Genauso wie ein Knie anschwellen kann, wenn man darauf fällt. Ist der Extraktion eine Infektion (Zahn ‚auf Eiter‘) vorausgegangen, wird traumatisiertes Gewebe noch lieber anschwellen. Abhilfe: Kühlen! So früh wie möglich, so lange wie man’s aushält. Wenn es wehtut, kann (und soll) man Schmerztabletten nehmen. Wenn man Glück hat, sind sie vom Zahnarzt verschrieben. Schmerztabletten dämpfen auch die Schwellungsbereitschaft. Ungefähr ab dem zweiten Tage hat Kühlung keinen Effekt mehr. Im Gegenteil, jetzt kann Wärme beim Abbau der Schwellung helfen.

Grund 2: Infektion

Entzündete Zahnnerven, tiefe Zahnfleischtaschen, halb durchgebrochene Weisheitszähne können u.A. Grund für die plötzliche Zunahme von Bakterien an den Wurzelspiten oder im Bereich der Weichgewebe sein. Dann können Abszesse entstehen. Auch da kann es sein, daß Antibiotika mehr schaden als nützen

Sonstige Komplikationen

Die häufigste Komplikation nach Zahnextraktionen dürfte die Alveolitis sein. Dabei wird das schützende Blutgerinnsel, das das Zahnfach ausfüllen soll entweder gar nicht erst gebildet, oder wieder abgebaut. Dann liegen Knochenwände bloß, was zu heftigen Abwehrmaßnahmen führen muss. Das geht nicht ohne Schmerzen.

Was kann man tun um Komplikationen vorzubeugen

In den Stunden nach dem Eingriff NICHT spülen. Nicht mit Wasser, nicht mit Schnaps, nicht mit Chlorhexidin (!) und nicht mit Kamillentee D6. Über 130 chemische Reaktionen müssen ungestört ablaufen, bis so ein Blutpropf stabil ist. Je mehr man verdünnt, desto weniger Reaktion läuft ab, je mehr Fremdstoffe eingebracht werden, desto mehr Störungen sind zu erwarten.

Nach Zahnziehen besser nicht rauchen

Zigarettenrauch ist steril - Wundinfektionen sind davon also nicht zu erwarten. Teer - siehe oben. Nachdem Nikotin aber ein Gefäßgift ist, macht es die Blutgefäße im Atemrhythmus auf und zu. Der Körper will aber bei der Wundheilung nicht, daß ihm jemand in die Steuerung seiner Durchblutung hineinpfuscht. Deshalb erst wieder rauchen, wenn das Blutgerinnsel stabil ist. Wenn das am nächsten Tag nicht der Fall sein sollte, braucht man eh fachmännische Hilfe.

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