Was meint Bourdieu damit?

In dem Vorwort zur deutschen Ausgabe seines Werkes „Die feinen Unterschiede“ beginnt Bourdieu mit folgender Bemerkung:

„Ich habe allen Grund zur Befürchtung, daß dieses Buch dem deutschen Leser als ‚sehr französisch‘ erscheinen wird - was, wie ich weiß, nicht immer als Kompliment zu verstehen ist.“

Was könnte Bourdieu damit gemeint haben? Was könnte der deutsche Leser als „sehr französisch“ empfunden haben?

Gruß
Jenna

Hallo!

Was könnte Bourdieu damit gemeint haben? Was könnte der
deutsche Leser als „sehr französisch“ empfunden haben?

Soweit ich mich richtig erinnere, meinte er damit v.a. dieses sehr französische System der Distinktionen (wenn du das Buch kennst, weißt du ja was damit gemeint ist, also die ganzen feinen Abgrenzungen) und des Habitus, das einfach sehr auf französische Verhältnisse beschränkt ist. Er verwendet meiner Erinnerung nach ja auch nur französisches Datenmaterial.

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Hallo!

Soweit ich mich richtig erinnere, meinte er damit v.a. dieses
sehr französische System der Distinktionen (wenn du das Buch
kennst, weißt du ja was damit gemeint ist, also die ganzen
feinen Abgrenzungen) und des Habitus, das einfach sehr auf
französische Verhältnisse beschränkt ist. Er verwendet meiner
Erinnerung nach ja auch nur französisches Datenmaterial.

Was nebenbei eine exquisite Distinktion zur deutschen
Hausmannkost impliziert, jedenfalls für den frankophilen
Kenner. Etwa in der Differenzierung Proust-Hesse. Ebenfalls
„Feine Unterschiede“. :smile:

Gruß
Powenz

Hi Powenz

Etwa in der Differenzierung Proust-Hesse. Ebenfalls
„Feine Unterschiede“. :smile:

Wusstest du, dass Teddy Adorno sich auch zu diesen beiden zusammenhanglich geäußert hat? Etwa in dem Sinne: Proust bedeute ihm mehr als Hesse, was tief Gefühltes, Innerliches etc. angeht.
Ich mag übrigens beide. Beziehungsweise alle drei. :wink:
Gruß,
Branden

Hi Branden,

Ich mag übrigens beide.

Ich auch! :smile:

Die „feinen Unterschiede“ sind auch eher mentaler
und nicht qualitativer Art. Was das Herz des
Hermeneutikers in uns höher schlagen lässt! :wink:
Aber bevor ich hier völlig ot werde…

Gruß
Powenz

Was das Herz des
Hermeneutikers in uns höher schlagen lässt! :wink:

Wohl wahr! So sind wir! Und so bleiben wir!

Was nebenbei eine exquisite Distinktion zur deutschen
Hausmannkost impliziert, jedenfalls für den frankophilen
Kenner. Etwa in der Differenzierung Proust-Hesse. Ebenfalls
„Feine Unterschiede“. :smile:

Auf jeden Fall, lieber Powenz, Hermann Hesse finde ich ja wirklich sehr H, also Hallemand, so wie Hegel, Heidegger, Holzhammer.

Ein nettes Beispiel für Distinktion -und Bourdieu geht es ja um die Distinktion zwischen Klassen und Klassensegmenten- ist der 2CV, den in den 70er und 80ern ganz Heerscharen von Akademikern und Intellektuellen gefahren haben um damit ihre Individualität anzudeuten.

Bourdieu ist übrigens auf jeden Fall genial gewesen, gerade was die Selbstreflektion des Akademikers anbelangt.

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der 2CV, den in den 70er und 80ern ganz Heerscharen von
Akademikern und Intellektuellen gefahren haben um damit ihre
Individualität anzudeuten.

Du hast uns wieder mal durchschaut, bester Candide!
Es grüßt dich
Branden