Hallo
Der Philosoph Søren Kierkegaard sagt: " Neid ist nichts als unglückliche Selbstbehauptung. Bewunderung dagegen ist glückliche Selbstverlorenheit."
Was meint er genau damit?
Danke
Hallo
Der Philosoph Søren Kierkegaard sagt: " Neid ist nichts als unglückliche Selbstbehauptung. Bewunderung dagegen ist glückliche Selbstverlorenheit."
Was meint er genau damit?
Danke
Hi, @careless_whisper!
Für mich als Banause klingt das, als hätte da ein Philosophie - Student alter Grieche spielen wollen.
Heureka, für die Entschlüsselung des menschlichen Geistes!
Wilhelm Busch meinte mit weniger Worten:
„Der Neid ist die aufrichtigste Form der Anerkennung“
Wo er recht hat …
Gruß; k.
Wenn Du auf dich selbst und das schaust, was Du bist und was Du erreicht hast, dann trägt dies positiv zur Selbstbehauptung bei. Wenn Du aber darauf schaust, was andere sind und erreicht haben, und dann neidisch wirst, weil sie besser sind/mehr erreicht haben, macht Dich dies unglücklich und trägt somit nicht zur Selbstbehauptung bei.
Wenn Du statt neidisch zu sein, andere einfach für das, was sie sind und haben bewunderst, kann Dich das wiederum glücklich machen, wenn Du dabei gerade nicht auf Dich selbst im Vergleich schaust, sondern Dich dabei außen vor lässt.
Hallo Kudo,
Wie spielt man denn alter Grieche?
Ich finde das Kierkegaard-Zitat übrigens klar und präzise formuliert.
Dann bin ich wohl ein bisschen doof.
Ich verstehe gar nichts.
Aber vielleicht sollte ich eine Mütze aufsetzen wenn ich in der Sonne stehe.
Das finde ich auch, klingt aber für mich trotzdem nach „jetzt studierst Du schon 30 Semester, lass Dir bis morgen irgendeine Weisheit einfallen, die die menschlichen Schwächen spiegelt und Dein Stipendium rechtfertigt“.
Mit Betonung auf „klingt so“, dürfte ja doch ein bekannter Denker gewesen sein.
Gruß, k.
Nun ja, wir wissen nicht, wo das Zitat herkommt, in welchem Zusammenhang es steht. Vielleicht ist es ja nur ein Gedanke, auf den Kierkegaard aufbauend zu anderen Problemen kommt.
Soweit ich weiß, war Kierkegaard ein zutiefst unsicherer Mensch ohne jeden Dünkel.
Vielleicht kann careless uns ja mehr sagen.
Zunächst: Das Zitat ist verdreht. „Bewunderung ist glückliche Selbstverlorenheit, Neid ist unglückliche Selbstbehauptung“ (Mit diesem Wortlaut in einer - mir unbekannten - neueren Deutsch-Übersetzung)
Es findet sich in der Schrift „Die Krankheit zum Tode“, 1849, von Kierkegaard (1813-1855). In dieser Schrift (eigentlich ein Essay) geht K. aus (in der „Einleitung“) von dem scheinbaren Widerspruch einer Passage im Johannes-Evangelium: Jesus bekommt die Nachricht, sein Freund Lazarus sei krank und liege im Sterben. Er sagt dann zunächst
Joh. 11.4 „Diese Krankheit ist nicht zum Tode“, und „Lazarus, unser Freund, ist eingeschlafen. Ich gehe hin ihn aufzuwecken“
Aber dann
Joh. 11.14 „Lazarus ist tot“
Daran schließt K. einen umfangreichen Gedankengang an über die Begriffe „Verzweiflung“, „Bewusstsein“, und vor allem „(das) Selbst“. Das ist Thema im 1. Abschnitt: Ich zitiere aus der ersten deutschen Übersetzung „Gesammelte Schriften“, 1851
"Verzweiflung ist eine Krankheit im Geist, im Selbst, und kann so ein Dreifaches sein: daß man, in der Verzweiflung, sich dessen nicht bewußt ist ein Selbst zu haben; daß man, verzweifelt, nicht man selbst sein will; daß man, verzweifelt, man selbst sein will.
Das hier von mir Markierte verweist bereits auf die Bedeutung „unglückliche Selbstbehauptung“ im besagten Zitat.
Im 2. Abchnitt der Abhandlung ist Thema der Zusammenhang dessen mit dem christlichen Begriff der Sünde „Verzweiflung ist die Sünde“ (Näheres dazu ist für das o.g. Zitat hier nicht nötig). Dort gibt es im Kapitel „Stufen des Selbstbewußtseins“ eine „Beilage“ (d.h. ein Exkurs).„Daß´die Definition der Sünde die Möglichkeit des Ärgernisses enthalte; eine allgemeine Bemerkung über das Ärgernis“
Dort findet sich u.a. das o.g. Zitat, für dessen Verständnis der gesamte Absatz davor unabdingbar (und m.M.n. hinreichend) ist:
"Will man das Ärgernis verstehen lernen, so studiere man die menschliche Mißgunst, ein Studium, das ich als ein Extrapensum aufgebe und selbst gründlich getrieben zu haben mir einbilde. Mißgunst ist versteckte Bewunderung. Ein Bewunderer der fühlt daß er durch Hingebung nicht glücklich werden kann, greift zur Mißgunst gegen das was er bewundert. Nun redet er eine andere Sprache; in seiner Sprache heißt es nun: das (was er eigentlich bewundert) sei gar nichts, sei etwas Dummes, Fades, Sonderbares und Überspanntes. Bewunderung ist glückliche Selbsthingabe, Mißgunst ist unglückliche Selbstbehauptung."
[Zeichensetzung original. Hervorhebung von mir]
Gruß
Metapher
Hi Alf,
Nur beiläufig erwähnt: Kierkegaard ist einer der bedeutendsten, einfluss- und folgenreichsten (Husslerl, Heidegger, Sarte, Dilthey, Gabriel Marcel u.a.m.) Philosophen des 19. Jhdts.
Gruß
Metapher