Was muss man beachten wenn man einen Arbeitnehmer kurzfristig ins Ausland entsendet?

Hallo zusammen,

mir stellt sich grad die Frage was ein Arbeitgeber (AG) alles beachten muss, wenn er einen Arbeitnehmer (AN) ins Ausland entsendet?

Was muss er dann alles beachten? Ich meine sowas wie aktualität des Reisepasses, des Impfausweises (evtl. Allergien) Auslandskrankenversicherung weitere medizinisch organisatorische Aspekte?, zusammenstellen der Reisedokumente, Händynummer im Ausland, eine person die im Falle eines Notfalls kontaktiert werden soll?

Gibt es eine Art Checkliste im Netz? Wie gesagt es geht um die kurzfristige Entsendung, praktisch von heut auf morgen, was sollte man für einen solchen Personenkreis im Vorfeld geklärt haben.

Ich interessiere mich nicht nur für die Pflichten, sondern auch dafür was Sinnvoll sein kann

Lg. Nemo

Hallo zurück!

Die Frage ist ja: Was brauche ich, wenn ich im Ausland krank werde.
 Und ich kann Ihnen darauf antworten, was das medizinische Personal sehen möchte :smile:

  1. Versicherungsnachweis / Wer übernimmt die Kosten
     Im europäischen Ausland inklusive Schweiz ist in den Krankenhäusern die europäische Krankenversicherungskarte sehr wichtig. Auf der Rückseite sind in blauen Fenstern alle Nummern abgedruckt, mit denen man die Leistungen dann leicht abrechnen kann. 
    Diese Praxis wird aber nicht überall durchgeführt. Hausarztpraxen und Zahnärzte verlangen direkte Bezahlung. Dies kann je nach Umfang der Leistung einen Vorschuss von 300 - 2000,-€ betragen. Also ist das wichtigste Hilfsmittel überhaupt im Ausland die Kreditkarte.

 Wenn man eine Privatversicherung hat, braucht man auch von dieser umbedingt einen schriftlichen Nachweis ( gültige Karte ).

  1. Handy
    mit gespeicherten Nummern 
    a) zur kontaktierenden Notfallperson in der Familie
    b)Direktwahlnummer 24h-Hotline der Krankenversicherung
    c) Hausarztnummer

  2. Bei bestehenden Grunderkrankungen ist eine Diagnoseliste immer sinnvoll. Man wird danach gefragt, aber viele Personen sind mit solchen Fragen in Notfallsituationen überfordert. Das gleiche gilt für Allergien. Ein Allergiepass ist hilfreich. 

  3. Impfausweis. Bitte mitbringen als Nachweis erfolgter Impfungen und für Einträge, falls vor Ort geimpft wird.

  4. Unfälle werden teilweise über die Unfallversicherung des Arbeitgebers abgerechnet. Wenn dies so ist, bitte Name und Nummer der Unfallversicherung angeben.

  5. Welche Daten werden abgefragt: Name,Geburtsdatum, Adresse, private Telefonnummer, Angehörige mit Adresse und Telefonnummer, einweisender Arzt, Hausarzt ( evtl. mit Telefonnummer ), Krankenversicherung + Versicherungsnummer,  Heimatland, evtl. Religion

  6. Sprachkenntnisse: Am besten natürlich die Landessprache. Mit Englisch kommt man auch relativ weit. Ansonsten möglichst von vorn herein einen Übersetzer finden.

  7. Wer betreut vor Ort nach einer ambulanten Behandlung? - Manche kranken oder verunfallten Personen sollten nach einer ambulanten Behandlung die nächsten 24h nicht allein bleiben. Daher wäre sinnvoll zu wissen, welche Person die Betreuung dann übernehmen kann ( inklusive Transporte usw ).

  8. Auslandskrankenversicherung: Sind sinnvoll, um einen Teil oder die gesamte Summe der Krankenkosten rückerstattet zu bekommen, werden vor Ort aber nicht als Garant akzeptiert. In diesem Fall muss trotzdem zuerst bezahlt werden, bar oder Kreditkarte. Das gilt ebenso für den Medikamentenbezug in Apotheken.

  9. Gibt es einen polizeilichen Konflikt ( Zoll, Vd. Drogenkonsum, Alkoholkonsum, Unfallverursacher usw ), dann kann es sein, dass die Person bis zur Zahlung einer Kaution im Gewahrsam behalten wird. Diese Summe kann mehrer Tausend Euro betragen.

  10. Sinnvoll ist es insgesamt, wenn die Person zu einem Auslandsaufenthalt ihre eigene kleine Hausapotheke dabei hat. EIgene Medikament, ansonsten rezeptfreie gegen Fieber, Übelkeit, Durchfall, Schmerzen, Magenprobleme. EIn kleines Verbandsset für Wunden, etwas Desinfektionsmittel. Je weiter weg von Deutschland - umso größer die Vorsorge :smile: Dabei aber die jeweiligen Zollvorschriften des Landes beachten. Unbeschriftete Medikamente können zu falschen Verdächtigungen führen!

So, mehr fällt mir momentan nicht ein. Bei speziellen Fragen einfach noch einmal melden!

MfG

Hallo Nemo,

nun, dann gehen wir das mal systematisch an, wobei ich auf den ganzen Krempel, der auch bei nem „normalen“ Umzug anfällt (Gas, Wasser, Strom abmelden, Telefon etc.) nicht eingehe. Und ich möchte darauf hinweisen, dass es nen Unterschied macht, ob man von Deutschland nach Österreich umzieht oder nach Timbuktu :smile:

  1. Reise
    Der Kerl muss ja irgendwie von seinem Wohnort zum neuen Arbeitsort kommen: Da braucht er Tickets, ggf. ein Auto
    Dann braucht man erfahrungsgemäss recht schnell nach einer Ankunft Kleingeld in der zuständigen Landeswährung

  2. Einreise
    Was für Dokumente braucht er? Pass? Visum? Spezielle Impfungen?

  3. Unterkunft
    Irgendwo muss er sein müdes Haupt niederlegen können. Hotel? Möblierte Wohnung? Umzug mit Sack und Pack?

  4. Aufenhalt dort
    Braucht’s ne Aufenthaltserlaubnis? Sprachkurse? Ggf. kulturelle „Einweisung“? Kann der deutsche Wohnsitz behalten werden?

  5. Familie
    Muss/soll/kann die Familie mit? Wer kümmert sich um deren Belange (Schule? Kindergarten? Umzug? etc.)

  6. Heimreisen
    Trägt der Arbeitgeber dazu bei? Buchung? Kostenerststattung?

  7. Weitere Spesen
    Wird die heimische Wohnung beibehalten? Wer zahlt das? Muss in einer besonders „teuren“ (da sicheren) Gegend gewohnt werden? Gibt’s für den Auslandseinsatz ne fette Gehaltserhöhung? Gibt’s Aufwendungen für Sicherheit, die in D so nicht anfallen würden? Firmenhandy? Laptop? Firmenwagen „vor Ort“?

  8. Sozialversicherungen
    Bleibt man in Deutschland versichert? Sozial? Renten? Pflege?
    Zur Krankenversicherung wurde ja schon einiges gesagt

  9. Dauer des Aufenthalts
    Was ist, wenn der Typ wieder nach Hause beordert wird? Wie lange ist der Aufenthalt geplant? Wer hilft dann bei der Bürokratie rückwärts?

  10. Gehalt
    Wird Auslandsaufschlag gezahlt? Wie ist der zu handhaben, wenn der Auslandsaufenthalt rum ist?
    Wie ist wann und wo zu versteuern? In welcher Währung wird bezahlt? Kann/will/muss er sein deutsches Konto behalten?

Und diese Liste deckt vermutlich nur einen Bruchteil dessen ab, was auf den Typen und seinen Arbeitgeber zukommt :smile:

*wink*

Petzi

Hallo zurück,

für den Fall der Krankheits- und  Unfallvorsorge kann ich einiges beantworten.

Für den Fall, dass jemand medizinische Hilfe in Anspruch nehmen will ( oder muss ), sollte diese Person folgendermaßen gerüstet seit:

europäisches Ausland / Schweiz: europäische Krankenkassenkarte, auf deren Rückseite in bläulich unterlegten Feldern verschiedene Nummern stehen, über die abgerechnet werden kann. In Krankenhäusern meistens als Garant ohne weitere Zuzahlungen akzeptiert. 
Trotzdem eine Kredikarte oder Bargeldreserve im Umfang von 2000,- €, falls nichts anderes akzeptiert wird.
AUslandskrankenversicherung ist insoweit gut, dass man Zahlungen für eine Behandlung einer AKUTEN Erkrankung zurückerstattet bekommt. Vor Ort wird diese Versicherung aber nicht als Zahlungsmittel akzeptiert, man muss Vorkasse leisten. Vorteilhaft ist evtl. eine Versicherung über den ADAC, weil die teilweise schon während der Behandlung helfend eingreifen.
 
Impfausweis: bitte mitbringen, da dann der aktuelle Impfstatus nachweisbar ist und eventuelle Impfungen vor Ort eingetragen werden.

Handy: Speicherung der 24h-Versicherungs-Hotline
            Speicherung, wer als Notfallangehöriger informiert werden kann

Welche Daten werden abgefragt:

  • Name, Geburtsdatum, Adresse, private und geschäftliche Telefonnummer, einweisender Arzt, Hausarzt, Krankenversicherung + Nummer, Unfallversicherung + Nummer, Angehörige mit Adresse und Telefonnummer, Auslandszugehörigkeit, Religion
  • je nach Unterlagen auch eine Unterschrift füt die Kostenübernahme
  • je nach Versicherung einen Nachweis / Unterschrift wegen einer privaten Zusatzversicherung
  • je nach sprachlicher Verständigung und fehlenden Versicherungen Pass oder Personalausweis ( wird kopiert )

medizinische Unterlagen:

  • möglichst aktuelle Medikamentenliste der Person / eigene Medikamente mitbringen
  • Allergiepass
  • sämtliche Pässe über Implantate / weitere medizinische Nachweise
  • möglichst aktuelle Diagnoseliste bestehender Erkankungen

Verständigung:

  • möglichst in Landessprache; mit englisch kommt man meistens auch relativ weit, ansonsten nach einem Übersetzer Ausschau halten

Nachbetreuung: nach mancher ambulanter Behandlung ist evtl. eine betreuende Person notwendig ( Beobachtung über Nacht, Transporthilfe ) -  muss selbst organisiert werden

Arzt-/ Zahnarztpraxen und Apotheken verlangen Bezahlung vor Ort, meist in bar, evtl. Kreditkarte.

Für alle  kleinen Unpässlichkeiten eine kleine Reiseapotheke zusammenstellen: etwas Verbandsmaterial und Desinfektionsmittel für kleinere Kratzer; Medikamente gegen Fieber, Schmerzen, Durchfall und Magenprobleme ( kann man sich in der Apotheke beraten lassen ). Je nach Reiseland über dortige Stammkrankheiten informieren und eigene Apotheke dementsprechend anpassen. Je weiter weg, desto größer die Reiseapotheke. Abhängig auch von der Unterbringung. Wenn man in einem großen internationalen Hohel wohnt, kann man dort gut um Hilfe bitten.

Führerschein: Mietwagen fahren ist mit deutschem / europäischen Führerschein kein Problem. Sobald man sonst ein einheimisches Fahrzeug fährt, muss man schauen, ob man dafür einen internationalen Füherschein braucht. Fahrten mit dem eigenen Wagen ins Ausland benötigen den grünen Versicherungsschein. Dort auch kontrollieren, ob das anvisierte Reiseland mitversichert ist. Zusätzlich die Verkehrsregeln des jeweiligen Landes studieren. Evtl. Vignetten erwerben; für Frankreich die Alkoholtests (2) für das Auto parat halten. Warnwesten und weiteres kontrollieren. 

Bei polizeilichem Gewahrsam ( Delikte wegen Zoll-, Verkehrsverstößen, Alkohol- und Drogenproblem usw ) kann man mit einer Zahlung für die Kaution von bis zu mehreren Tausend Euro rechnen. 
Evtl. Auslandsrechtschutzversicherung abschließen.

Zollvorschriften des Reiselandes studieren. Höchstgrenzen vom Warenwert beachten, besonderes Augenmerk auf Lebensmittel, Pflanzen und Tiere ( sehr vieles verboten ). Plagiate von Produkten vermeiden, Mitbringsel aus der Natur kontrollieren usw. Deutsche Zollvorschriften auch noch einmal studieren: Warenhöchstwert usw, Geldtransfer.

Bei Flugreisen technische Geräte und Kabel möglichst geordnet in Plastiktüten in der Tasche verstauen und bei der Röntgenkontolle so vereinzelt legen, dass nichts übereinander liegt und für den Kontrolleur die Funktion schnell ersichtlich ist. Bei zuviel Kabeldurcheinander auf dem Röntgenbild der Tasche landet man sonst schnell bei der Bombenkontrolle. Laptop immer einzeln legen. Regenschirm nicht in der Tasche lassen. usw…

So, mehr fällt mir jetzt nicht ein. Sonst einfach noch mal nachfragen :smile:

MfG