Hallo,
Wobei es je nach den eigenen Wünschen manchmal auch gut tun kann, den Verstorbenen nicht sofort abholen zu lassen, sondern noch Zeit für den Abschied zu Hause zu haben. Bei religiöser Bindung kann man auch den Pfarrer zu einer Aussegnung herbitten, das kann ein sehr schönes Ritual sein.
Da sprichst Du einen ganz wichtigen Punkt an. Wir haben uns erst vor nicht gar so langer Zeit daran gewöhnt, den Tod aus unserem Leben und möglichst auch aus unserem Haus heraus zu halten, und damit sind auch viele durchaus gute und positive Rituale verschwunden.
Dabei hilft es vielen Angehörigen ungemein, den Tod im direkten Wortsinn „zu begreifen“, um Abschied nehmen zu können. Die zunehmende Tendenz, schon den noch warmen Leichnam nicht mehr anfassen und ansehen zu wollen wird ja inzwischen oft von der Wegnahme genau dieser Möglichkeit sogar noch überholt. Im Krankenhaus muss man oft schon froh sein, wenn einem noch eine Stunde im Krankenzimmer gelassen wird, oder wenn es einen Aufbahrungsraum gibt. Den haben nicht mal alle Alten- und Pflegeheime. Von der längerfristigen Aufbahrung beim Bestatter oder auf dem Friedhof, die natürlich stark regional unterschiedlich geprägt ist, noch gar nicht zu reden.
In den Einrichtungen, denen meine Frau vorsteht, wird sehr viel Wert darauf gelegt, dass dieses „Begreifen“ des Todes stattfinden kann, und findet immer eine Aussegnung statt, wenn jemand religiös gebunden war, oder sich dies gewünscht hat, und gerade hierzu gibt es enorm viel positives Feedback von Angehörigen.
Privat haben wir es bei einem Sterbefall hier im Haus so gehalten, dass wir ganz bewusst nicht sofort Arzt und Bestatter informiert haben. Der Pflegedienst hat mit den hier zur Verfügung stehenden Möglichkeiten den Leichnam wunderbar fertig gemacht, und alle Angehörigen konnten sich in Gruppen, einzeln noch den ganzen Rest des Tages verabschieden, immer wieder in das Zimmer gehen, miterleben, wie Körpertemperatur und Gesichtsfarbe nachlassen, … und so „begreifen“, was da stattgefunden hatte. Den Arzt haben wir gebeten nach der Praxis auf dem Weg nach Hause vorbei zu kommen. Den Bestatter haben wir am späten Nachmittag kontaktiert, und ihn dann ganz bewusst erst am nächsten Morgen zum Einsargen kommen lassen. Dabei gab es dann auch eine wunderschöne Aussegnung im eigenen Haus in aller Ruhe zu einem Zeitpunkt als jeder wirklich ausreichend Zeit gehabt hatte, Abschied zu nehmen.
Gruß vom Wiz