Was passiert denn mit Deutschland und Europa

… wenn Griechenland pleite geht und was passiert wenn dieses Rettungspaket, von dem gerade alle reden, akzeptiert wird? Bitte um leicht verständliche Antworten. Danke.

Ich fühle mich sehr geehrt, dass ausgerechnet ich eine Antwort auf eine Frage geben soll, auf die alle Finanzexperten, Banker und Poliker offenbar keine Antwort haben. Danke für das Vertrauen, das ich nur sehr eingeschränkt verdiene.
Hier meine Antwort:
Es gibt für Staatspleiten verschiedene Beispiele wie Island vor 3 Jahren, Thailand und ein paar andere Länder. Das funktioniert letztendlich wie eine Pleite bei einem Unternehmen. Der Staat ist zahlungsunfähig, er kann seine Schulden nicht mehr bedienen. D.h. Wer griechische Staatsanleihen besitzt (ähnlich z.B. wie Bundesschatzbriefe oder Bundesanleihen), der kann diese nicht mehr verkaufen und bekommt auch nach Ablauf der Zeit sein Geld nicht zurück. Komplettverlust. Ein Staat schuldet aber auch seinen Beamten (wie Lehrern und Polizisten) ihr Gehalt. Das bekommen diese auch nicht, oder nur sehr wenig davon. Das betrifft in Griechenland sehr viele Menchen, die dann 1. kein Geld zum leben haben, 2. deutlicher Rückgang der Binnennachfrage, weil die Menschen weniger Geld verdienen und damit auch weniger Geld ausgeben können. Obendrein sparen die Leute, die noch gut verdienen ihr Geld lieber anstatt es auszugeben, weil die Zeiten ja noch schlechter werden können. Also: Griechische Handwerker bekommen keine Aufträge mehr, weil keine Häuser mehr gebaut werden und bekommen auch für erledigte Aufträge ihr Geld nicht mehr, weil der Auftraggeber (vielleicht ein Beamter) kein Gehalt mehr bekommt, usw. Das zieht einen langen Schwanz nach sich und die genauen Auswirkungen lassen sich schwer vorhersagen.
Im Ausland sieht es nicht besser aus. Deutsche Banken haben als Geldanlage unter anderem auch griechische Anleihen. Die verlieren natürlich auch diese Anlagen. Da diese oft Teil in einem Fonds sind, verliert der Fonds an Wert, der deutsche Anleger auch und so zieht sich das Problem in die Länge und über die Landesgrenzen.
Außerdem macht so ein Staatsbankrott sehr schlechte Stimmung an der Börse, sodass auch Anlagen, die damit gar nichts zu tun haben, schlechter bewertet werden, z.b. Schwedische Staatsanleihen.

Der „Rettungsschirm“ hätte nun bewirkt, dass dem griechischen Staat von den anderen EU-Staaten so lange Geld geliehen wird, wie er es benötigt oder für die Schulden so lange gebürgt wird, bis er sie wieder selbst zurückzahlen kann. Das heißt gleichzeitig, dass eine Geldanlage in griechischen Staatspapieren zwar hoch verzinst wird, weil hohes Risiko, aber die Wahrscheinlichkeit, dass man das eingesetzte Kapital wieder zurückbekommt, sehr gering ist, allein schon, wenn man sich die Beträge anschaut.
Deutschland hat genauso viel Schulden wie Griechenland, aber eine florierende Wirtschaft, d.h. man traut Deutschland zu, seine Schulden zum Fälligkeitszeitpunkt zurückzahlen zu können, mitsamt Zinsen. Das traut man Griechenland nicht mehr zu. Deshalb Chaos.
In den letzten Monaten bekam ein Anleger für griechische Staatsanleihen bis zu 15% Zinsen, weil hohes Risiko. Deutsche Banken haben solche Papiere gekauft und damit der griechischen Regierung ihr Geld geliehen. Jetzt, wo klar wird, dass das Geld futsch ist, schreien sie nach Hilfe aus der Politik. Aus meiner Sicht ist das eine Sauerei. Wer hohes Risiko eingeht und das auch weiß, muss dafür auch gerade stehen und nicht jammernd zur Regierung laufen. Deshalb fand ich nach dem letzten Gipfel gut, dass die Banken auf 50% ihrer Forderungen aus solchen Papieren verzichten müssen und die Bundesregierung für die anderen 50% nur bürgt und diese nicht komplett übernimmt.

War diese Antwort nun leicht verständlich? Leider ein bißchen lang, aber es ist ein sehr komplizierter Sachverhalt, der sich nicht mit einem Satz darstellen lässt. Bitte um Nachricht, ob diese Antwort verständlich und hilfreich war. Vielen Dank
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