hallo! ich muss in ethik ins mündliche und zwar über das thema inzest… mein lehrer meinte es gibt da so einen indianer stamm, der ausgestorben ist,weil dort inzest betrieben wurde. ich hab leider nichts darüber gefunden… denkt ihr das stimmt?
Hallo!
Dass ein kompletter Stamm durch die direkte Auswirkungen von Inzest ausstirbt, kann ich mir nicht vorstellen. Was denkbar ist: Durch Inzest über mehrere Generationen entwickelt sich eine Population, die relativ wenig variabel ist. Das ist an und für sich nicht schlimm.
Nun ist es aber so, dass beim Auftreten einer Infektionskrankheit immer ein Teil der Bevölkerung gesund bleibt, weil er zufällig resistent gegen den Erreger ist oder zufällig eine Immunität entwickeln kann, während der andere Teil vom Erreger hinweggerafft wird. Ist die Poputlation sehr homogen, dann kann es passieren, dass alle Individuen gleichermaßen von dem Erreger betroffen sind. Insofern ist es möglich, dass inzestiöse Gesellschaften (vor allem wenn sie relativ klein sind), von Epidemien viel härter getroffen werden.
Das ist aber eine biologische Frage. Da Du das Thema in Ethik hast, ist es viel wichtiger, sich mit den moralischen Problemen dieser Fragestellung auseinanderzusetzen.
Michael
K.
Hiu,
für die biologische Komponente wurde ja schon ein Ansatz erläutert.
Eine pragmatische Frage: Wie wird in solch einer Gesellschaft mit der vermehrten Zahl an Personen mit Missbildungen umgegangen(je mehr Generationen desto höher die Wahrscheinlichkeit)?
Hier könnte man bestimmt ein paar Szenarien entwickeln.
Dann die die grundlegende Frage, ist nur Inzest zwischen Personen der selben Genration erlaubt(Bruder/Schwester/Cousin/Cousine) oder auch Generationen übergreifend(Vater/Tochter/Mutter/Sohn Onkel/Tante/Neffe/Nichte).
Bei letzterem besteht die Gefahr des sexuellen Missbrauchs aus einem Abhängigkeitsverhältnis heraus, so dass es nicht mehr freiwillig ist sondern eine Vergewaltigung.
Dann die nächste Frage nach dem Mindestalter. Da über 80% aller sexuellen Missbrauchsfälle von Kindern von Verwandten oder nahen Bekannten begangen werden, stellt sich die Frage in wie fern sich dies in absoluten Zahlen erhöhen würden und sich eine ganze Schicht von Personen mit psychische Schäden bildet.
MFG
Nein ! Ich denke, unter anderem auch aufgrund der fehlenden Beweise, daß es diesen „dubiosen Indianerstamm“ nicht gegeben hat und er von Deinem Lehrer nur „zitiert“ wurde (ein beliebtes Instrument der schlechten Rhetorik ist es, schwammige und nebulöse „Beispiele“ ohne Konkretisierung anzuführen, um schwache Argumentationen zu „untermauern“), um seine (unterschwellige) eigene Ansicht zu diesem Thema zu bekräftigen.
Schließlich gibt es ethnischen Inzest in vielen kleinen reklusiven Gemeinschaften, seien es etwa die Inuit, die Pygmäen oder, näherliegend, kleine Land- und Berggemeinden Europas in der Vergangenheit (und manchmal selbst heute noch). Auch die europäischen Herrscherhäuser oder die ägyptischen Pharaonen mögen als Beispiel dienen, auch in der Bibel findet sich so einiges in dieser Hinsicht, und selbst die Wissenschaft ist sich mittlerweise darin einig, daß zur „Auffrischung des Genpools“ nur alle zwei bis drei Generationen neue Gene hinzukommen sollten…
Von ethischer Seite her wäre vielleicht anzumerken, daß eigentlich nichts wirklich gegen inzestuöse Beziehungen spricht, solange sich diese aus „freien Stücken“ entwickeln und nicht von der Gemeinschaft „aufgezwungen“ werden. Wobei der Aspekt der „freien Entscheidung“ natürlich relativiert zu betrachten ist, respektive sich die Frage stellt, inwieweit in der heutigen Gesellschaft (die ja den Inzest größtenteils als verwerflich betrachtet) tatsächlich diese „Entscheidungsfreiheit“ in sexuellen und Beziehungsangelegenheiten so gegeben ist, wie sie propagiert wird und nicht ebenfalls von Faktoren wie gesellschaftlichem Gruppenzwang und ähnlichen beeinflußt wird…
Grüße
nicolai
Inzest pro und contra
Hi Nicolai.
Von ethischer Seite her wäre vielleicht anzumerken, daß
eigentlich nichts wirklich gegen inzestuöse Beziehungen
spricht, solange sich diese aus „freien Stücken“ entwickeln
und nicht von der Gemeinschaft „aufgezwungen“ werden.
Das Thema ist ziemlich kompliziert und ermöglicht eine Reihe von Argumenten pro und contra. Ich liste einige auf.
Pro:
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Inzest kann möglicherweise Erbschäden verursachen - ja. Aber es gibt andere Risikogruppen (siehe verlinkter Artikel), bei denen das auch gilt - und denen wird Beischlaf nicht verboten.
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Inzest mag ein Risiko sein, aber nur in dem Fall, dass Sex ungeschützt stattfindet. Erbschäden sind nicht zu befürchten, wenn es zur Fortpflanzung gar nicht kommen kann.
Contra:
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Wird Inzest legalisiert (auch Vater mit Tochter), könnten Familien auf legale Weise zu emotionalen Brandherden mutieren. Es wird nicht jede Mutter begeistert sein, wenn ihr Gatte mit der 18jährigen Tochter schläft. Eine so weit gehende Legalisierung würde Väter auch dazu anspornen, ihre etwas jüngeren Töchter ins Visier zu nehmen. Ich kenne eine junge Inderin, die als Kind von ihrem Vater regelmäßig beschlafen wurde. Das brachte ihr ein Trauma und eine Psychotherapie ein.
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Wird Inzest nur auf der Geschwister-Ebene legalisiert (auch als Minderjährige dürfen sie miteinander Sex haben), könnte das in manchen Fällen zu einer frühen gegenseitigen Fixierung von Geschwistern führen, die ihre anderweitige Beziehungsfähigkeit beeinträchtigt.
Der Ethnologe Claude Levi-Strauss hat das Inzestverbot historisch so rekonstruiert:
Die rivalisierenden Familien und Sippen der Frühzeit benötigten ein Tauschmittel, das ihn erlaubte, miteinander zuverlässige Allianzen einzugehen. Dieses Tauschmittel waren - die Frauen. Nur „unberührte“ Frauen galten als guter Deal. So kam es zu diesem Verbot.
Chan
Zur weiteren Vertiefung ein Link:
Hallo
- Wird Inzest nur auf der Geschwister-Ebene legalisiert (auch als Minderjährige dürfen sie miteinander Sex haben), könnte das in manchen Fällen zu einer frühen gegenseitigen Fixierung von Geschwistern führen, die ihre anderweitige Beziehungsfähigkeit beeinträchtigt.
Ich wette, die wenigsten Eltern achten sonderlich darauf, ob ihre Kinder Sex miteinander haben, oder sprechen da irgendwelche Verbote aus. Weil die das so gut wie nie vorkommt (wenn die Geschwister miteinander aufgewachsen sind).
Außerdem könnte man mit dem Argument der frühen gegenseitigen Fixierung auch Ehen zwischen (früheren) Kindergartenfreunden oder Nachbarskindern verbieten.
Viele Grüße
Hallo, (
Hi Simsy.
- Wird Inzest nur auf der Geschwister-Ebene legalisiert (auch als Minderjährige dürfen sie miteinander Sex haben), könnte das in manchen Fällen zu einer frühen gegenseitigen Fixierung von Geschwistern führen, die ihre anderweitige Beziehungsfähigkeit beeinträchtigt.
Ich wette, die wenigsten Eltern achten sonderlich darauf, ob
ihre Kinder Sex miteinander haben, oder sprechen da
irgendwelche Verbote aus. Weil die das so gut wie nie vorkommt
(wenn die Geschwister miteinander aufgewachsen sind).
Bei letzterem muss ich widersprechen. Ein Bekannter hat mal mit seiner Schwester geschlafen (da waren sie Teenies). Auch ich hatte als 11jähriger mehrmals ein effektives (…) Petting mit meiner etwas jüngeren Schwester, die mich vor ein paar Jahren nochmal ins Bett locken wollte, was ich aber ablehnte (bin verheiratet). Aus all dem schließe ich, dass die Dunkelziffer (für faktischen und potentiellen Inzest) ziemlich hoch sein muss. Ich beziehe mich dabei auf beiderseitig einvernehmliche Fälle.
Außerdem könnte man mit dem Argument der frühen gegenseitigen
Fixierung auch Ehen zwischen (früheren) Kindergartenfreunden
oder Nachbarskindern verbieten.
Na ja, das ist nicht ganz dasselbe. Zwischen Geschwistern besteht bekanntlich eine besondere Bindung. Mein Argument war aber nicht dramatisch gemeint, ich schrieb ja nur: „in manchen Fällen“. Grundsätzlich habe ich gar nichts gegen Geschwistersex.
Chan
Literaturempfehlung
Hallo,
ich kann Dir Claudia Jarzebowski empfehlen - sie hat sich ausgiebig mit den Thema wissenschaftlich befasst und vielleicht wäre das Buch ja für Dich interessant - ist zwar historisch, aber das ist ja die angeblich ausgestorbene Indianerstamm auch.
Viele Grüße
Hallo,
ich denke dass „moralisch“ das Abhängikeitsverhältnis als höchstes zu berücksichtigen ist. Deswegen dürfen auch Psychologen nicht mit ihren Klienten oder Lehrer nicht mit Schülern. Wenn zu dem Abhängigkeitsverhältnis auch noch Verwandtschaft dazu kommt, wird es sehr heikel, was die Bewältigung selbst angeht und auch gesellschaftlich.
Unter Geschwistern kann man das als Spielerei sehen. In unserer Gesellschaft auch Cousins (was in anderen Kuluren recht normal ist), kommt es aber zu einer Schwangerschaft wird es erst richtig interessant - die Eltern ein Enkelkind aus ihrer direkten Familie. Die Problematik ist vorprogrammiert.
Viele Grüße
Servus
- Wird Inzest legalisiert (auch Vater mit Tochter), könnten
Familien auf legale Weise zu emotionalen Brandherden mutieren.
Es wird nicht jede Mutter begeistert sein, wenn ihr Gatte mit
der 18jährigen Tochter schläft.
Ich finde das geht am Thema vorbei. Ich wage zu behaupten, dass fast jede Frau nicht begeistert ist, wenn ihr Gatte fremdgeht. Ob das mit einem Familienmitglied, Bekannten oder Fremden geschieht dürfte hier wohl egal sein.
Lg,
Penegrin
Hi.
Was dann passieren wird?
Warum stellen wir nicht die Frage erst mal umgekehrt.
Wir wären dann halt nicht da ist dann die klare mathematische Antwort:smile:
Gruß
Balázs
Hi.
Ich wage zu behaupten,
dass fast jede Frau nicht begeistert ist, wenn ihr Gatte
fremdgeht.
Mag sein. Die geht aber selbst fremd und das ist keine Behauptung sondern Tatsache.
Es ist nämlich bekanntlich so, dass dazu halt immer ein Partner benötigt wird (in der Regel:smile:
Lg,
Penegrin
Balázs
Beischlaf zwischen Cousins = Inzest?
Hallo MFG
Dann die die grundlegende Frage, ist nur Inzest zwischen Personen der selben Genration erlaubt(Bruder/Schwester/Cousin/Cousine)…
Wenn Beischlaf mit Cousin/Cousine Inzest ist, dann habe ich über 40 Jahre lang mit kirchlicher und staatlicher Erlaubnis Inzest getrieben.
Ich war mit meiner Cousine verheiratet, und diese entstammte, herrjemine, ebenfalls einer Ehe zwischen Cousin und Cousine.
Gruß merimies
Es gibt wohl auch eine biologische Inzest-Sperre. Kinder, die schon miteinander im Sandkasten gespielt haben (bis ca. 5 Jahre) finden sich als Erwachsene nicht sexuell anziehend.
Offenbar fördert diese Disposititon eine größere genetische Diversität.
MfG
Klaus
Es gibt wohl auch eine biologische Inzest-Sperre. Kinder, die
schon miteinander im Sandkasten gespielt haben (bis ca. 5
Jahre) finden sich als Erwachsene nicht sexuell anziehend.
Hmm. Ich habe meine Frau dort kennengelernt:smile:
Bin ich jetzt einer Perverse?
Im Ernst, statistisch stammt nur jede zehntausende Ehe aus dem Kindergarten.
MfG
Klaus
Balázs
Hallo
Ich wage zu behaupten, dass fast jede Frau nicht begeistert ist, wenn ihr Gatte fremdgeht. Ob das mit einem Familienmitglied, Bekannten oder Fremden geschieht dürfte hier wohl egal sein.
Das erstere stimmt, aber wenn es die eigene Tochter ist, dann hätte das ganz sicher noch eine völlig andere Qualität, und es wäre nicht egal. Auch wenn die Tochter erwachsen ist, das wäre Sex mit Abhängigen und Schutzbefohlenen, das geht also gar nicht.
Übrigens ist es einem normalerweise auch nicht egal, ob es jemand Fremdes oder jemand aus dem eigenen Freundes- oder gar Verwandtenkreis ist.
Viele Grüße
Hallo
Servus
Ich wage zu behaupten, dass fast jede Frau nicht begeistert ist, wenn ihr Gatte fremdgeht. Ob das mit einem Familienmitglied, Bekannten oder Fremden geschieht dürfte hier wohl egal sein.
Das erstere stimmt, aber wenn es die eigene Tochter ist, dann
hätte das ganz sicher noch eine völlig andere Qualität, und es
wäre nicht egal. Auch wenn die Tochter erwachsen ist, das wäre
Sex mit Abhängigen und Schutzbefohlenen, das geht also gar
nicht.
Wir haben es hier ja mir einer ‚was wäre wenn‘ Frage zu tun. Also was wäre, wenn Inzest nicht verboten/von der Gesellschaft abgelehnt wird.
Übrigens ist es einem normalerweise auch nicht egal, ob es
jemand Fremdes oder jemand aus dem eigenen Freundes- oder gar
Verwandtenkreis ist.
Es ging um die Aussage, dass „nicht jede Mutter begeistert sein [wird]“, wenn sie mit ihrer Tochter betrogen wird. Ich wage zu behaupten, dass eine Frau nie begeistert sein wird, von ihrem Mann (mit wem auch immer) betrogen zu werden.
Viele Grüße
Lg,
Penegrin