Was sagen die 3 monotheistischen Religionen über andere Götter?
Nicht viel. Fangen wir an mit dem Alten Testament: Das AT setzte ursprünglich den Polytheismus, d. h., mehrere Götter voraus. Die alten Juden glaubten zum großen Teil und recht lange an mehrere Götter und verehrten sie. Im jüdischen Tempel fand man eine Statue von Ashera, der Frau des obersten Gottes El. Diese hatten zwei Kinder: Jahwe und Baal. Überall in Israel befanden sich die „Altäre auf den Höhen“, an denen die alten traditionellen Götter verehrt wurden. Der Pantheon der Götter hatte einen Namen: Elohim.
Die Bibel (AT) fängt an mit den Worten:
Am Anfang schuf (!) die Götter (= Elohim) Himmel und Erde …
Auch an anderen Stellen finden wir eine redaktionelle Überarbeitung. Offensichtlich war die Urfassung des AT polytheistisch. Überall im AT finden wir eine fortwährende Verdammung der „Altäre auf den Höhen“. Wir finden auch die Erwähnung anderer Götter, etwa Tammuz, einem sterbenden und wieder auferstehenden (!) Gott.
Israelitische Archäologen nehmen an, dass die Bibel ursprünglich polytheistisch war, Bis dann kurz vor dem Beginn unserer Zeitrechnung eine neue Priesterkaste auftritt, die von ihnen „Jahwe-Allein-Bewegung“ genannt wird. Siehe für die Details: Finkelstein, Israel, und Neil Asher Silberman. 2006. Keine Posaunen vor Jericho : die archäologische Wahrheit über die Bibel . München: Dt. Taschenbuch-Verl.
Diese monotheistische Bewegung fängt zunächst damit an, dass von allen Göttern nur noch Jahwe alleine verehrt werden sollte (daher der Name). Dazu erfindet diese Gruppe eine monotheistisch geprägte jüdische Geschichte, man denkt sich Moses aus, konstruiert eine (falsche) Geschichte über den Exodus der Juden aus Ägypten, der wie in der Bibel beschrieben niemals stattgefunden haben kann. Tatsächlich dauerte der Exodus der Fremdarbeiter aus Ägypten etwa 200 Jahre, und man verließ Ägypten nicht, weil man dem Fron entkommen wollte, sondern weil man von den Ägyptern gemobbed und vertrieben wurde. Man nahm lange Zeit an, dass diese Ereignisse historisch waren, weil man jede in der Exodus-Geschichte genannte Stadt ausgegraben hat. Erst später fand man heraus, dass keine einzige dieser Städte vor dem Jahr 600 vor Beginn unserer Zeitrechnung entstanden sein konnte. Was bedeutet, dass die Exodus-Geschichte, die um 1.200 v. B. d. Z. geschehen sein soll, frühestens 600 Jahre nach den Ereignissen aufgeschrieben worden sein kann. Wäre die Geschichte früher entstanden, hätte ein Leser sich über die Nennung von lauter Ortschaften gewundert, die damals noch nicht existierten.
Man erfand diese Geschichte, um den Israeliten eine gemeinsame Vergangenheit anzudichten. Auch die anderen Figuren der Bibel, die zwölf Stämme Israels, wurden erfunden, um ein gemeinsames Band zu erschaffen. Auch die Eroberung Israels wurde erdichtet, denn die frühen Israelis wanderten friedlich in das spätere Israel ein und verbanden sich mit den dort lebenden Ureinwohnern – ganz ohne Krieg. Sie übernahmen von denen auch den Polytheismus und verehrten deren traditionelle Götter an den „Altären auf den Höhen“.
Um ein einiges Israel zu erschaffen erfand also die Jahwe-Allein-Bewegung eine gemeinsame Geschichte. Das ist der Stand der konservativen israelischen Archäologen. Einzig von David nimmt man an, dass er wirklich gelebt haben könnte, allerdings hängt diese Geschichte an einem seidenen Faden, einer stark verwitterten Stele, auf der David erwähnt wird. Aber die Schrift ist kaum zu entziffern, und es gehört etwas Fantasie dazu, wenn man dort den Namen „David“ lesen will. In jedem Fall, so die konservativen Wissenschaftler, war David kein König Israels, sondern ein ehemaliger Räuberhauptmann, der als eine Art Warlord über ein paar Dörfer herrschte. Salomon hingegen ist wieder frei erfunden. Dass man früher anders dachte liegt daran, dass man vorausgesetzt hat, dass die Bibel ein akkurates Geschichtsbuch ist, und man die gefunden Daten und Ausgrabungen anhand der Bibel deuten muss. Aber die Widersprüche wuchsen, und man „emanzipierte“ sich schließlich von der Bibel und deutete die biblischen Geschichten anhand neuerer wissenschaftlicher Erkenntnisse und Datierungen. Das führte in der Archäologie zum Minimalismus, der Ansicht, man könne biblische Ereignisse nur dann als historisch betrachten, wenn man dies mit wissenschaftlichen Methoden bestätigen kann. Dieser Minimalismus ist inzwischen Mainstream in der Archäologie.
Also wird im AT tatsächlich die Existenz anderer Götter zunächst vorausgesetzt, um dann im Laufe der Überarbeitung aus der Bibel zu verschwinden. Die „redaktionellen Nähte“ dieser Überarbeitung kann man noch heute finden, die Bibel wurde von einem polytheistischen Buch zu einem rein monotheistischen. Im Exodus und den dazu geschriebenen Geschichten wird der Polytheismus zunehmend verbannt, die Babylonier beispielsweise verehrten die Sterne als Götter. Sie bauten dazu einen Turm, den berühmten Turm zu Babel, um die Sterne beobachten zu können. Im Gegensatz zu der biblischen Geschichte wurde dieser Turm fertig gestellt und lange Zeit benutzt.
Aus den babylonischen Göttern Baal und Luzifer wurde der Teufel. Luzifer war der Morgenstern, die Venus, der erste Stern, der morgens das Licht brachte. Luzifer heißt wörtlich „Lichtbringer“ oder „lichtbringender Morgenstern“. Daher heißt beispielsweise das Enzym, das Leuchtkäfer benutzen, um zu leuchten, auch „Luziferin“. Aus Baal, aus dem Baal-Zebub (später Beelzebub) wurde, dem Bruder von Jahwe, wurde ebenfalls der Teufel. Aus einer durch und durch positiven Gottheit, dem Lichtbringer, wurde bei den Juden eine negative Gottheit gemacht. Dies geschah mit so ziemlich allen anderen Göttern, die entweder mit dem Teufel verschmolzen wurden (wie etwa Baal), oder zu Dämonen stilisiert wurden. Wir sehen in der Bibel selbst eine kulturelle Evolution, eine Entwicklung vom Polytheismus mit dem Pantheon der Elohim, in denen Jahwe ein Gott unter Vielen ist, hin zum Henotheismus, bei dem es viele Götter gibt, von denen nur einer – Jahwe – verehrt werden sollte, bis hin zum lupenreinen Monotheismus, bei dem dann nur noch Jahwe existiert, und alle anderen Götter quasi „zum Teufel“ sind. Sie verschwinden oder werden zu negativen Kräften.
Man kann dies auch als eine Art Rache der Israelis an den Babyloniern sehen: Die Babylonier hielten die Sterne für Götter, und Jahwe war es, der die Sterne gemacht hat. Jahwe ist der Gewinner eines kulturellen Wettlaufs: Mein Gott ist größer als Deiner. Wenn man sich die Geschichte um die Baalspriester im AT ansieht, kann man diesen Wettstreit direkt in einer Geschichte verfolgen.
Bei allem handelt es sich nicht um Geschichte, sondern um Mythologie. Es ist tragisch, dass man im Monotheismus versucht hat, aus Mythologie Geschichte zu machen, beruhend auf einer Serie von Fehldeutungen und Irrtümern. Mit dem Aufkommen des Fundamentalismus im Protestantismus im 17. Jahrhundert ist dann die Deutung des Mythos als reale Geschichte vollendet, man nimmt die Bibel wörtlich oder literal, was dann zum Biblizismus ausartet, der noch heute grassiert. Weder die alten Juden noch die katholische Kirche haben die Bibel je wörtlich verstanden, lediglich die römisch-katholische Kirche fing damit an, Teile des menschengemachten Mythos für real zu halten.
Im alten Heidentum basierte man seine Religion auf Mythologie, also auf von Menschen erfundenen Geschichten, die der moralischen Belehrung dienten. Im Heidentum waren die Götter Naturkräfte, die man mentalisierte (so nennen wir Psychologen das), denen man also menschliche Eigenschaften zuschrieb. Die Götter stehen nicht über der Natur, sie sind vielmehr Teil der Natur. Siehe dazu auch: Cicero, Marcus Tullius, Ursula Blank-Sangmeister, und Klaus Thraede. 1995. De natura deorum = Über das Wesen der Götter: Lateinisch/Deutsch . Stuttgart: P. Reclam jun.
Die alten Heiden (und auch die neuen) sehen wie der vorchristliche Autor Cicero die Götter als:
- Personalisierte Naturkräfte, oder
- menschliche Archetypen, oder
- in Mythologie beschriebene moralische Leitbilder.
Siehe dazu auch: Mang, Andreas. 2014. Aufgeklärtes Heidentum: Philosophien, Konzepte, Vorstellungen . 2., erw. Aufl. Remda-Teichel: Ed. Roter Drache.
Im Monotheismus entstand „der eine Gott“ als eine Abstraktion der Götter, aus Naturkräften wurde schließlich im Verlaufe einer kulturellen Evolution eine Macht, die „über der Natur steht“. Schon rein sprachlich ergibt diese Konstruktion keinen Sinn. Aber diese Erfindung gibt den Priestern mehr Macht über die Menschen, da sie die alleinigen Mittler sind für eine Macht, die man weder sehen noch spüren kann, man muss den Priestern blind vertrauen. Im Heidentum kann man die Götter unmittelbar erfahren. Der Gott Poseidon steht dabei für die Launenhaftigkeit des Meeres, das Leben nehmen und geben kann. Das muss man nicht glauben, dass ist etwas, was man unmittelbar erfahren kann, wenn man zur See fährt. Aus der heidnischen Erfahrungsreligion wurde so die monotheistische Glaubensreligion. Siehe dazu auch: Assmann, Jan. 2003. Die mosaische Unterscheidung oder der Preis des Monotheismus . München: Hanser. Der Preis ist die inhärente religiöse Intoleranz, während die Heiden andere Religionen vollumfänglich tolerierten, war im Monotheismus Schluss damit. Wer nicht denselben Gott verehrte, war ein Ketzer, ein Häretiker, ein Apostat, den man verfolgen und bestrafen musste. Damit gewannen die Priester an Macht, und Konstantin, ein skrupelloser Machtmensch, erkor dann das Christentum zur Staatsreligion. Mit den Eroberungen der Römer und später der Europäer verbreitete sich dann der Monotheismus, der sich als besseres Herrschaftsinstrument zur moralischen Gängelung der Massen erwies als das Heidentum, das von der katholischen Kirche nahezu ausgelöscht wurde. Die Kirche hat systematisch fast alle heidnischen Schriften verbannt und vernichtet. Dazu gehörten selbst die Werke des heidnischen Philosophen Aristoteles, der erst mit der Renaissance nach Europa zurückkehrte.
Trotzdem hat sich die Verehrung heidnischer Gottheiten im Katholizismus bewahrt – in Form der Heiligenverehrung. Die ist aber, das muss man dazu sagen, den Katholiken freigestellt. Ein Priester, der die Heiligenverehrung für eine Abirrung hält, würde man von Seiten der Kirche nicht am Zeug flicken. Das gilt erst recht für Laien.
Im Grunde basiert die Verehrung von Jesus auf heidnischer Mythologie – dem Mythos des sterbenden und wieder auferstehenden Gottes. Das Christentum beruht auf einer Verschmelzung heidnischer Mysterienkulte mit dem jüdischen Monotheismus. Wenn man so will, hat mit Jesus eine heidnische Gottheit es in die trinitarische Vorstellung des monotheistischen Gottes geschafft, was damals wie heute nie unumstritten war.
Das Verhältnis zwischen heidnischen Göttern und dem Monotheismus ist also recht kompliziert. Einfacher ist es im Islam, der einen strikten Monotheismus verfolgt. Während, laut Koran, Mohammed zunächst, als er noch wenige Gefolgsleute hatte, ein durchaus freundliches Verhältnis zu Juden, Christen und Heiden pflegte, wandelte sich dies zunehmend. Je mehr Macht Mohammed gewann, umso feindlicher wurde das Verhältnis zu anderen Religionen. Erstaunlicherweise schaffte es eine Geschichte in den Koran, die die Feindschaft zwischen Mohammed und den Heiden verfestigte. In dieser Geschichte bewiesen die Heiden, das Mohammed kein Prophet sein konnte. An da beginnt die Verfolgung der Heiden im Islam, denn das konnte Mohammed ihnen nicht verzeihen, so vorgeführt zu werden.
Auch im Monotheismus finden wir ein zwiespältiges Verhältnis zu anderen Göttern: Zunächst, im Henotheismus, akzeptiert, wurden sie später entweder dämonisiert, zu Engeln oder Heiligen gemacht, oder gleich zu freien Erfindungen erklärt.
Der Hinduismus hingegen ist, entgegen populären Vorstellungen, kein reiner Polytheismus. Denn allem zugrunde liegt Brahman, und die Götter sind lediglich verschiedene Aspekte des einen Gottes. Wenn, kann man das eher wie den Trinitarismus ansehen: ein Gott, aber mit verschiedenen Aspekten, allerdings nicht beschränkt auf eine Dreiheit. Wobei auch der Trinitarismus teilweise heftig angefeindet wurde, innerhalb des Christentums, und im Islam ganz verschwand, während die Juden nie etwas davon gehalten haben. Im Protestantismus entstand aus einer Bewegung der Antitrinitarier der Unitarismus, der sich ursprünglich gegen den Trinitarismus wandte. Heute ist der Unitarismus allerdings eine atheistische Religion, man gab den Glauben an Gott ganz auf.
Ursprünglich war das Christentum, so scheint es, eher gnostischer Natur. Im Gnostizismus gibt es zwei Götter: Den bösen Gott Jahwe, der die Welt erschaffen hat, und den guten Vatergott, den Jesus predigte. Jesus sollte die Menschen von der Knechtschaft Jahwes befreien. Die meisten apokryphen Evangelien sind gnostischer Art, ebenso die ursprünglichen Paulusbriefe. Das Lukasevangelium wie auch das Johannesevangelium waren wohl ursprünglich gnostisch und wurden später monotheistisch umgeschrieben. Aus der Gnosis hat sich im Christentum dann nur eines enthalten: Die Verachtung des Fleisches und der materiellen Dinge. Im Sexualkodex des Vatikans schwingt noch die alte Gnosis nach. Das ergibt nicht viel Sinn, wenn man bedenkt, dass alles Fleischliche (oder Materielle) von Gott geschaffen wurde, daher eigentlich inhärent gut sein müsste. Dazu gehört eigentlich auch die Sexualität, ohne die Menschen den Auftrag „seid fruchtbar und mehret Euch“ nicht erfüllen könnten.
Auch dass man meint, Jesus wollte das AT bis auf die zehn Gebote quasi abschaffen ist gnostischer Natur. Denn laut den Evangelien sagt Jesus exakt das Gegenteil. Aber die Gnostiker lehnten das AT ab, weil es vom bösen Gott Jahwe, dem Demiurgen, stammt. Man benutzte das AT lediglich, weil man glaubte, dass es eine Art geheimer Botschaft des guten Vatergottes enthielt, die auf den kommenden Erlöser, Jesus Christus, hinwies. Die Evangelien entstanden aufgrund einer Entzifferung dieser Geheimbotschaft, bei der man so ziemlich alle Textstellen, die im AT auf Jesus hindeuten sollten, grob aus dem Kontext riss und daraus eine Geschichte konstruierte, mit der sich diese Textstelle dann angeblich erfüllt haben sollte (eine Verfahrensweise, die man als Midrash bezeichnet). Vergleichbar noch heute mit den alle paar Jahrzehnte wieder entdeckten angeblichen „Geheimbotschaften“, die man in der Bibel findet, wenn man den Text nur genug verdreht und sehr frei interpretiert.
Man kann das sogar beweisen, dass einige der Geschichten in den Evangelien nur deswegen existieren, weil man als Vorbild das NT mit seiner „geheimen Botschaft“ nahm, die man dann als „Prophezeiung“ interpretierte, die sich dann in einer frei erfundenen und nach dem Text konstruierten Geschichte angeblich bewahrheitete. Noch heute fallen Leute auf diesen wundersamen literarischen Kunstgriff herein. Die Hauptquellen der Evangelien sind keine Augenzeugenberichte, sondern das AT und die Odyssee von Homer. Aber das führt uns über das Thema weit hinaus. Man kann aber daran den Einfluss heidnischer Göttervorstellungen auf die Entstehung des NT demonstrieren, wie es auch bei den Parallelen zu den heidnischen Mysterienkulten der Fall ist.
Sowohl Judentum als auch Christentum kann man also aus der kulturellen Evolution vom Polytheismus über den Henotheismus zum Monotheismus erklären, beim Christentum mit einem Einschuss von Gnostizismus. Viele der Dinge im Monotheismus wie Dämonen, Engel und Heilige sind Überbleibsel heidnischer Vorstellungen, die auch die Idee eines sterbenden und wieder auferstehenden Gottes. Die Mysterienkulte, auf denen das beruht, kannten meistens zwei Kreise, den Kreis der uneingeweihten Laien, die die Vorstellung des sterbenden und von den Toten wieder auferstehenden Gottes wörtlich nahmen, und den Eingeweihten, die das als Mythos ansahen, nämlich eine symbolische Umschreibung des Sterbens der Natur im Herbst und ihr Wiedererwachen im Frühjahr. Der Vorwurf der frühen heidnischen Kritiker des Christentums lautete dann auch, dass man die Mysterienkulte kopiert hatte, aber sie literal verstand, wie die Uneingeweihten. Dass man die heidnischen Mysterienkulte kopiert hatte, wurde übrigens von den frühen Apologeten des Christentums in keiner Weise bestritten, sie hielten allerdings die Mysterienkulte für eine Erfindung des Teufels, der das später entstehende Christentum diskreditieren wollte, indem er es in den Mysterien vorwegnahm. Also kopiert wurde tatsächlich, aber in der Zeit rückwärts, wer das glaubt, dem ist nicht zu helfen. Einen Verstand haben und ihn benutzen sind halt zwei verschiedene Dinge.
Heute geraten die Apologeten des Monotheismus natürlich in Rage, wenn man ihnen die heidnische Basis vorhält. Man gibt sich alle Mühe, solche Einflüsse zu verkleinern, zu verniedlichen, oder rundheraus zu bestreiten.
Der Monotheismus ist eine Abstraktion heidnischer Gottesvorstellungen. Das Verfahren der Abstraktion besteht darin, dass man mehr und mehr von konkreten Eigenschaften der Dinge absieht, sie eliminiert, bis man Äpfel und Birnen aufaddieren kann, weil beides, abstrakt gesehen, Früchte sind, also quasi dasselbe. Wenn man dies mit Naturkräften macht, also heidnischen Göttern, dann gelangt man irgendwann zum fernen und versteckten monotheistischen Gott, an den man glauben muss. Gleichzeitig muss man bestreiten, dies getan zu haben, weil man sich dann den Teppich unter den Füßen wegziehen würde. Daher muss man die heidnischen Götter verteufeln.
Für mich ist die Erklärung der heidnischen Götter um ein Vielfaches plausibler als die des monotheistischen Gottes – und ich bin Atheist. Aber zu sagen, dass Götter in Mythen beschriebene moralische Vorbilder sind, das kann ich für alle Götter akzeptieren, inklusive dem Monogott und Jesus. Das sind auch bur zwei weitere Götter unter den Vielen, nur ein bisschen aufgeblähter und mächtiger gemacht als die alten Götter. Der Monotheismus ist kein Fortschritt gegenüber dem Polytheismus, sondern eher ein Rückschritt – und deswegen habe ich auch nichts dagegen, als Heide bezeichnet zu werden, weil ich keinem der Götter eine Vorrangstellung vor anderen zugestehe. Jeder sucht sich die Götter aus, die er verehren will, oder lässt es gleich ganz bleiben. Auch die Intoleranz des Monotheismus ist bei bestem Willen nicht als „Fortschritt“ zu bezeichnen, sondern ist ein gewaltiger Schritt rückwärts in die Barbarei – was dann ja auch die Folge der zwangsweisen Durchsetzung des Monotheismus war.
Während die Heiden die Natur verehrt haben, wurde dies mit dem Monotheismus ausgetrieben, und ich denke, diese „Entgöttlichung“ der Natur zeigt sich heute in den negativen Seiten des technischen Fortschritts.