Hallo, ich habe vorsorglich eine Zeckenimpfung vornehmen lassen, da ich mich viel in der Natur aufhalte. Aber dieser Schutz soll angeblich nicht hundertprozentig sein. Welche Maßnahme aber schützt dann zuverlässig vor Zecken? Gibt es eigentlich auch einen Insektenschutz gegen erregerübertragende Insekten? Vielen Dank im Voraus.
Hallo,
Dank für Deine Anfrage.
Ich habe beruflich eher mit dem Zeckenschutz für die Haustiere zu tun, aber das betrifft natürlich auch das Zecken-Problem im Allgemeinen.
Leider muss ich Dir aber sagen, dass es keinen wirklich 100%igen Schutz gibt (meines Wissens).
Wir haben einen biologischen Schutz im Angebot, ein Spot-On, welches mit den wirksamen Bestandteilen der Kokospflanze (Octan/Decansäure) hergestellt wird, das ist aber halt nur für Haustiere zugelassen, aber auch da kann ich keinen 100%igen Schutz garantieren. Ich habe zwar Kunden, die es selbst an sich verwenden und damit sehr gute Erfahrungen gemacht haben, aber als Mittel für den Gebrauch am Menschen darf ich es nicht anbieten.
Tut mir leid, aber einen besseren Rat kann ich nicht geben.
Viele Grüße
Christian
Hallo,
die Zeckenimpfung (eigentlich FSME Impfung -> schützt nur gegen FSME und nicht gegen Borreliose!) hat eine sehr hohe Schutzrate. Diese liegt bei über 99%. Aus Österreich gibt es dabei sehr gute Daten, dort sind in den letzten 10 Jahren nur 2 Leute trotz einer Impfung an FSME erkrankt. Wenn du also die Grundimmunisierung durchgeführt hast, brauchst du dir keine großen Sorgen zu machen (außer du bist Immunsuppressiv). Einen 100% Schutz gibt es aber eigentlich nie.
Da Zecken aber auch Borreliose übertragen (dagegen kann man sich leider nicht impfen) kann man dennoch Schutzmaßnahmen ergreifen. Darüber habe ich schon in einem anderen Artikel geantwortet. Hier das Zitat:
Wichtig bei der Vorbeugung ist vor allem zu wissen wo sich überhaupt Zecken aufhalten. Sie sitzen vor allem auf Sträuchern und Gräsern (bis in eine Höhe von maximal 1,5 Meter). Außerdem bevorzugen sie feuchte und kühle Standorte (sie mögen keine Sonne). Deshalb kommt es darauf an wo Sie spazieren gehen. Spazieren Sie beispielsweise nur auf asphaltierten Wegen sind Sie relativ sicher. Auf Waldwegen oder Feldwegen besteht aber sicherlich die Gefahr sich eine Zecke einzufangen. Da man aber auch auf asphaltierten Wegen Gräser am Straßenrand streifen kann, könnte man sich theoretisch auch dort eine Zecke einfangen.
Durch lange, geschlossen, helle und einfarbige Kleidung (z.B. Hose in die Socken stecken) kann man einen ersten Schritt zur Vorbegung vornehmen. Die Zecken laufen so lange auf dem Körper umher, bis sie eine geeignete Stelle zum Saugen finden. Ist die Kleidung nun geschlossen dauert es viel länger bis sie erst einnmal einen Weg auf die Haut gefunden haben. Dadurch hat man länger die Chance die Zecken aufzuspüren. So könnten Sie zB gelegentlich an ihrer Kleidung herunter schauen und auf Zecken kontrollieren - auf der hellen Kleidung entdeckt man diese sehr schnell.
Außerdem gibt es sogenannte Zeckenabwehrsprays. Damit kann man unbedeckte Haut, aber auch Kleidung einsprühen. Wenn man Glück hat schnappen die Zecken so dann garnicht zu und warten auf ein „interessanteres“ Opfer. Falls die Zecken dennoch auf den Körper gelangen, bringt das Spray nicht mehr viel, da sie sich dann einfach eine Stelle suchen, die nicht eingesprüht ist (außer man würde den kompletten Körper einsprühen).
Wichtig ist auch die Kleidung und den Körper nach dem Aufenthalt im freien auf Zecken zu untersuchen, da Zecken auch bis zu mehreren Wochen in der Wohnung überleben können! Die Untersuchung des Körpers (vor allem Kniekehlen, Schambereich, Hüfte, Achseln, Nacken und Haaransatz) ist wichtig, da je länger die Zecke Blut saugt, umso mehr Erreger gelangen in den Körper (FSME Viren gelangen sofort nach Biss in den Körper, da sie sich im Speichel der Zecke befinden. Borrelien gelangen frühestens nach 12 Stunden in den Körper, da sie sich im Magen befinden). Sehr wichtig ist auch das richtige Entfernen der Zecke. Durch falschen Entfernen (zB Zerquetschen der Zecke beim Entfernen mit den Fingern) geraten nur noch mehr Erreger in den Körper.
Am sichersten kann man einer FSME durch eine Impfung vorbeugen. Dabei muss man das Risiko einer schweren FSME mit dem Risiko der Impfung abwägen (je nachdem wie oft sie sich im Risikogebiet aufhalten). Die Impfung hat eine Schutzrate von über 99% und hat meistens relativ schwache Nebenwirkungen. Da es aber theoretisch auch zu schweren Nebenwirkungen kommen kann, muss jeder für sich entscheiden ob er sich impfen lässt (schwere NW in nur 1-2 von 100.000 Fällen).
Zu dieser ganzen Thematik muss man aber auch sagen, dass eine schwere FSME sehr selten ist. In Deutschland erkranken etwa 300 Menschen jährlich an einer schweren FSME (mit Befall des Gehirns).
Die genannten Tipps können sie aber auch in ganz Deutschland anwenden, da die durch Zecken übertragene Borreliose in ganz Deutschland vorkommt. Diese kann bei rechtzeitiger Diagnose zwar sehr gut behandelt werden (im Gegensatz zur FSME), dennoch ist mit ihr nicht zu spassen, da viele aufgrund der anfangs oft schwachen Symptome keine Behandlung durchführen.
Ich hoffe ich konnte Ihnen helfen, bei weitern Fragen einfach schreiben.
Viele Grüße,
Kafen