vor kurzem äußerte mein Bruder, der in einer großen Firma als Ingeneur arbeitet, dass er Karrierefrauen einfach schrecklich findet. Diesen Ausdruck „Karrierefrauen“ findet man öfters mal. Da hat jeder sein eigenes Bild vor Augen. Meine Frauenärztin z.B.: eine sehr tüchtige Ärztin, bei der ich mich gut aufgehoben fühle, arbeitet Vollzeit und kann es sich leisten ihre Kinder von einer Kinderfrau betreuen zu lassen. Ist das auch eine Karrierefrau?
Mich würde mal interessieren, wie wohl andere darüber denken.
viele Grüße
grilla
…ohjeehhhh, grilla:smile:))
Hallo Grilla,
ich hör schon wieder einige selbstmitleidigen Jungs in diesem Brett winseln und aufstöhnen. Feindbild Nummer 1: Karrierefrauen. Das sind doch die Emanzen, die mir Konkurrenz machen, oder? *g* Die sind gefääährlich.
Ich seh das ambivalent.
Einerseits positiv: Eine Frau, die weiß, was sie will und ihre Lebensplanung selbstbestimmt gestaltet, am Beruf orientiert. Sich nicht unterkriegen lässt.
Andererseits negativ, wenn sie vielleicht nur noch ihre Karriere sieht und alles der Karriere unterordnet, auch das Privatleben, Freundschaften usw. Das können dann ganz kaltschnäuzige Menschen sein. Übrigends keineswegs ein spezifisches weibliches Phänomen. Da fällt es nur besonders auf, weil das überhaupt nicht dem gängigen Bild einer empathsichen Frau entspricht.
Hm. Auf jedenfall ist Karriere machen per se noch nix, was ich bei einer Frau als negativ empfände *g*.
Bste Grüße, barbara
Hi, liebes Grillachen,
(ausgesprochen = Grilla - chen, hat nichts mit lachen zu tun bei Betonung auf der 2. Silbe)
ne Karriere Frau ist z.B. Anne Sophie Mutter ( Geigerin) - Professorin 4 B -Vergütung -ca 5000.- brutto bei Vollzeit.
Karriere Mann Nigel Kennedy, das männl.Gegenstück oder Vengerov
oder Bundeskanzler Schröder,
aber du hast ja auch Karr,. gemacht mit deinen Kids oder nicht,
ist dir das nicht viel mehr wert ?
Ich hab auch sog. Karr.gemacht, neue, sehr effekt.Art von Violin Viola Unterr, hab in unserer Gegend Erfolg, die kids, die woanders lernen, sehen zu und staunen, wie lange die schon lernen und der Erfolg ? fragen, kann ich auch kommen, du sagst , hab keine Kapazität. mehr. komprimierst deine Zeit usw.
hast ne Menge Neider aus demselben Lager, ist das dann echte Karriere, wenn du kritisiert wirst usw. ?
Mach dir mal Gedanken darübeTschüß
Hi Grilla,
von Karriere (im Unterschied zu einem Job oder einem reinen Broterwerb) spreche ich, wenn kontinuierlich ein bestimmter Weg verfolgt wird, der die Person auch persönlich weiterbringt - in Bezug auf Wissen, Fähigkeiten, Erfahrungen, Ansehen.
Meistens geht das leider nicht ohne bestimmte Einschränkungen auf anderen Gebieten. (Ich z.B. habe gerade eine Phase, in der ich auch viel an den Wochenenden arbeite - allerdings hoffe ich, daß dies vorübergehend ist. Mein Partner und ich haben jahrelang getrennt und sogar in verschiedenen Ländern gelebt - unserer Karrieren zuliebe. Diese Phase ist nun zum Glück vorbei.)
In Deutschland gibt es für Frauen ganz klar einen Konflikt zwischen Kindern und Karriere. Der ist aber nicht naturgegeben sondern liegt an unserem unzureichenden Kinderbetreuungssystem. In vielen unserer Nachbarländer sieht dies ganz anders aus.
Muß ich betonen, daß „Karrierefrau“ für mich uneingeschränkt positiv besetzt ist? Es ist eine Frau, die ihre persönlichen Begabungen und Interessen in ihrem Berufsweg mit einem gewissen Engagement verfolgt, nicht bei den ersten Schwierigkeiten aufgibt und auch bereit ist zu einem gewissen Grad andere Dinge dafür zurückzustellen (dem beruflichen Werdegang also eine relativ hohe Priorität einräumt). Deine Frauenärztin würde ich dazu rechnen.
Ich muß sagen, in meiner Gegenwart hat sich bisher noch niemand abwertende Sprüche gegen Karrierefrauen erlaubt, so wie Du es von Deinem Bruder beschreibst (ok, ich habe auch keine Brüder, vielleicht sollte ich froh sein?). Vermutlich würde ich ihn aus der Liste der ernst zu nehmenden Gesprächspartner streichen und ihm dies auch klar sagen. (Ich gebe allerdings zu, bei Familienmitgliedern ist dies u.U. nicht so einfach.)
Ich hoffe, diese Gedanken helfen Dir weiter,
Viele Grüße, Stefanie
spannende Frage…
Hallo grilla
Das ist schon eine spannende Frage, die Du da aufwirfst. Ich habe das Gefühl, dass bei Männern angesichts von sog. „Karrierefrauen“ ziemlich schnell ‚zappenduster‘ ist. (Die Begriffserklärung von Stefanie fand ich übrigens klasse!) Ich glaube, dass da ziemlich schnell bei denen eine ziemlich große Angst aufkommt: um den eigenen Job, um das eigene Gehalt etc. So dass da dann schnell die Notbremse gezogen wird, dass Karrierefrauen als ziemlich unangenehme Wesen gesehen werden: nix wie Job im Sinn, hartherzig und alles in allem einfach ‚unweiblich‘. Das mag ja psychologisch verständlich sein, dass man jemandem, der einem Angst macht, ersteinmal abqualifiziert als ‚schrecklich‘ etc. Aber es hilft ja nun nicht so besonders weiter…
Ich persönlich denke, dass Männer von Karrierefrauen durchaus auch viel profitieren können! Der Job läuft für alle Seiten besser und es kommt einfach mehr dabei herum, wenn man die Hälfte der Menschheit nicht von allen wichtigen Jobs fern hält.
So viel zu den Männern, deren Abwertung solcher sehr gut arbeitenden Frauen wohl psychologisch nachvollziehbar erscheint (wer verzichtet schon gern auf das Privileg, einer Gruppe anzugehören, die auf gute Jobs abonniert ist?), aber die einfach nicht so besonders vernünftig ist. Es ist einfach zu kurzsichtig auf die Kompetenz von gut ausgebildeten Frauen zu verzichten!
Mindestens ebenso traurig finde ich allerdings, dass die Frauen selber sich nur höchst ungern als erfolgreiche Karriere-Frau sehen wollen, da sie dann sowohl von den Männern als auch von ihren Geschlechtsgenossinnen eins auf die Rübe bekommen… Um das gleich klar zu stellen: nicht jede Frau muss Karriere machen oder muss im Job ihre Erfüllung finden. Wenn sie das möchte, nur zu, wenn sie das nicht möchte, und z.B eine Karriere als Mutter etc. anstrebt, auch nur zu… Da gibt es meiner Ansicht nach kein ‚besser‘ oder ‚schlechter‘! Sie wird ihre Wahl treffen müssen, wie es am besten zu ihr passt. (Genau so wie übrigens auch Männer dies in zunehmendem Maße tun müssen, wenn sie z.B. ihre Familienrolle wichtig nehmen!)
Wichtig ist es da meiner Meinung nach, dass es da Wahlmöglichkeiten gibt. Und die gibt es bei der Wahl, „ich will Karriere machen“, eben nicht genug! Männer müssen schon ganz schön stark sein, wenn sie eine erfolgreiche berufstätige Frau neben sich aushalten wollen. Ansonsten ist es eben leichter, eine Karrierefrau schrecklich, unweiblich, unattraktiv etc. zu finden.
Und Frauen müssen auch ordentlich an ihrem Selbstbild basteln, wenn sie denn zu den „Karriereweibern“ gehören möchten, denn auch von Frauenseite gibt es da wenig Unterstützung! Und das ist schon ziemlich schade! Ich denke, Frauen können erst dann begreifen, dass eine Karriere nicht „unweiblich“ und „unattraktiv“ macht, wenn sie auch von anderen Frauen ein positives Feed-Back für ihre Erfolge bekommen!
In diesem Sinne, liebe Grüße und viel Erfolg!!!
Anne
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was ist schon Karriere
Hi Sir aaron-heart,
was ist schon Karriere machen. Nach meinem beruflichen Zickzackkurs bin ich auf den Trichter gekommen, dass mir nicht so sehr die Anerkennung von außen wichtig ist, sondern das zu tun wozu ich mich berufen fühle. Naja, ab und zu ein Lob freut mich auch. Aber mir war damals der Preis zu hoch, den ich hätte zahlen müssen, wenn ich hätte Karriere machen wollen. Das grenzte für mich an Seele verkaufen.
Wenn Du Spaß daran hast, so kleinen interessierten Menschleins das Musizieren beizubringen, hast Du Dir wenigsten eine Luxuswolke im Himmel gesichert. Und wenn Du Deine Sache auch noch gut machst, dann hast Du mehr erreicht als unser Bundeskanzler.
viele Grüße
von einem bayrischen Insekt
das, was wir nicht mögen
Hi Stefanie,
mein Bruder ist ein ausgesprochener Familienmensch, der mit sehr viel Liebe zusammen mit seiner Frau die Kinder aufzieht. Für den sind Frauen, wenn sie gefühlsarm auftreten, Zielstrebigkeit und Standhaftigkeit beweisen, und unerschrocken wirken, ein wenig unheimlich. Das paßt nicht zu dem Bild, dass er von einer Frau hat. Meine Frauenärztin würde er gar nicht die selbe Schublade stecken, weil sie eine weibliche, weichherzige und stille Person ist. Aber sie unterscheidet sich doch nicht mit ihrem Lebenstil von dem einer Bänkerin in grauem Maßanzug. Darauf wollte ich hinaus. Sind Karrierefrau als solche durch das was sie tut oder durch das wie sie ist?
viele Grüße
grilla
Hi Grilla!
Erstmal finde ich, daß Zielstrebigkeit und Standfestigkeit kein Synonym zu Gefühlsarmut ist. Im Gegenteil: Niemand kann z.B. den Konflikt zwischen Kindern und Karriere stärker empfinden, als eine Person, die über beides (Emotionalität UND Zielstrebigkeit) verfügt.
Ich denke, die Zuweisung bestimmter Eigenschaften ausschließlich an Frauen, und andere ausschließlich an Männer ist ziemlicher Schwachsinn und verantwortlich für einen Großteil unserer gesellschaftlichen Probleme. Von daher reagiere ich manchmal sicher etwas stark auf Leute, die mich (und andere) auf eine bestimmte Rolle zurechtweisen wollen. Mein Ideal ist doch, daß eine vollwertige Person verschiedene Seiten in sich selbst entwickeln kann.
Karriere würde ich niemals gleichsetzen mit grauen Anzügen und Ellenbogenmetalität. Du wirst natürlich in jedem beruflichen Umfeld „Idioten“ treffen - Leute, die z.B. Vergnügen daran haben, über andere Menschen Macht auszuüben, Kollegen, die versuchen, Dich schlechtzumachen, Lästereien, etc. Ich möchte aber mal sagen, dies führe ich auf den Charakter der Leute zurück und nicht auf ihre Karriere. Diese Leute würden als Arbeitslose, Hausfrauen- und Männer, etc. die gleichen schlechten Eigenschaften aufweisen. Du wirst auch überall Kollegen finden, die solidarisch und selbstreflektiert versuchen, in ihrem Umfeld das Beste zu ereichen, denen es unangenehm ist, andere Leute (bei Bewerbungen oder Prüfungen) abzulehnen oder durchfallen zu lassen, die es ablehnen, „über Leichen zu gehen“.
Sich von vornherein aus diesem „Spiel“ herauszuhalten heißt für mich, eine Seite in mir verkümmern zu lassen und außerdem die Chance auszulassen, dabei etwas Positives zu erreichen.
Viele Grüße, Stefanie