Was sind Unkosten?

Hallo Ihr!

Ich diskutiere gerade mit meinem Kollegen über den Begriff „Unkosten“. Man verwendet das Wort ja öfter mal bei „Sich in Unkosten stürzen“ oder „Unkostenbeitrag“. Aber was bedeutet es eigentlich? Gibt es nicht eigentlich nur „Kosten“?

Könnt Ihr uns weiterhelfen?

Danke und viele Grüße,
Lena

Hi Lena,

die Vorsilbe Un- ist in alter Zeit nicht nur zur Verneinung, sondern manchmal auch zur Steigerung eingesetzt worden. So ist mir aus dem Allgäu das Untrumm als Bezeichnung für einen besonders unförmigen Laib, manchmal auch Leib, bekannt (für Preissn: Das [nicht der] Trumm ist der Singular von Trümmer). Aus der Ecke werden wohl auch die Unkosten kommen, obwohl es kaufmännisch gesehen nur Kosten geben kann.

Gruß Ralf

Hallo Lena,

als Controller stellt es mir bei dem Wort natürlich die Haare auf; mein Chef führt dann immer gerne an:

Un-Kosten = Nicht-Kosten = Erträge.

Allerdings gefällt mir eine Definition aus dem Deutschen Wörterbuch der Gebr. Grimm, die besagt, dass mit Unkosten eigentlich unnütze, schädliche, überflüssige Kosten gemeint waren.

Gruß
Feanor

Hallo Ralf,

Unmengen wären auch ein Beispiel.

Gruß Mucke

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Danke für Eure Antworten! oT
oT

Hallo,

angesichts des Wolkenbruchs in der letzten Nacht, ist wohl auch Unwetter ein gutes Beispiel dafür.

Gibt es eigentlich wo eine Übersicht, was Vorsilben bedeuten können?

Viele Grüße
Susanne

Hallo Susanne,

weiß ich leider nicht.

Aber ich habe noch einen interessanten Bericht in der taz gefunden:

Sind Unkosten das Gegenteil von Kosten? (17. 5.)

Das Gegenteil von Kosten sind Erlöse. „Unkosten“ ist ein wirtschaftswissenschaftliches Unwort, das von Laien in diesem Fach, die jedoch vor allem in den öffentlichen Verwaltungen das Sagen haben, geprägt wurde. Anhänger der Vollkostenrechnung sprechen von „Gemeinkosten“, Fans der Deckungsbeitagsrechnung nennen das „Fixkosten“.

Es sind Kostenbestandteile, die nicht direkt mit der Leistungserstellung (Produktion, Dienstleitung) im Zusammenhang stehen. Sie steigen und sinken nicht ohne weiteres, wenn der Output - und damit die Erlöse - wachsen oder schrumpfen. Diejenigen, die von „Unkosten“ sprechen, suggerieren, dass es sich um unvermeidliche Belastungen handele, für die man also keine Verantwortung habe.

Das ist jedoch falsch. Auch die Fixkoten bedürfen eines kristischen Hinterfragens. Sie entscheiden gerade bei kleinen Unternehmen und Betrieben mit über die Wettbewerbsfähigkeit und damit die Existenz.

Georg Doery, Diplom-Betrebswirt (FH),
Heimbach

Definitiv ja. Einerseits. Andererseits umschreibt dies etwas, was es nicht gibt. Weil „Unkosten“ kein Wort ist, sondern höchstens ein Unwort: Unkosten gibt es so wenig wie Uneinnahmen. Denn Kosten sind landläufig gesprochen Ausgaben, das Gegenteil sind Einnahmen, die Beziehung zueinander macht den Saldo aus.

Unkosten sind definitiv keine Kosten, was aber noch nicht bedeutet, dass es Einnahmen sind. Wer von Unkosten spricht, versucht vermutlich, die Besonderheit der finanziellen Belastung (nicht nur Auslagen, nein: Unkosten seinen angefallen) auszudrücken, was zu besonderen Belastungen, wenn nicht Kollateralschäden an der Sprache führt. Uwe Schmitter

Im Gegenteil, manchmal wird Un- im Sinne von sehr viel(e) verwendet: Unsummen, unzählige

Uwe Tünnermann, Lemgo

Natürlich nicht. Leider hört man aber immer wieder von halbwissenden Sprachpuristen, das Wort „Unkosten“ sei falsch oder gar unsinnig. Ein Blick in den Duden zeigt, dass die Vorsilbe „un-“ einen Begriff nicht nur verneinen und dadurch in sein Gegenteil verkehren kann (zum Beispiel unwichtig, ungesagt, Unkenntnis), sondern auch das Abweichen von einer Idealvorstellung im Sinne von übel, schlecht, miss- bedeuten kann (Unfall, Unzeit, Unkraut, Unmensch). Das Präfix kann auch die Bedeutung des Grundwortes verstärken (Unmengen) und dadurch eine an sich schon negative Bedeutung noch steigern (Ungewitter). Unkosten sind demnach besonders unangenehme Kosten. Bertram Wende

Das Präfix „un-“ beschreibt nicht unbedingt das Gegenteil einer Eigenschaft oder eines Substantivs, es ist zunächst nur die Verneinung des zweiten Wortteils. Unkosten sind Kosten, die erstattet werden, aber nach der Erstattung keine mehr sind. Kosten müssen selbst getragen werden.

Jürgen D. Müller, Hannover

Das ist eine Sache des Sprachgefühls, die unter Umständen viele Kosten verursacht. In den Untiefen deutscher Vorsilben sollten wir uns einfach über die Unlogik freuen - und nicht bezahlen. was dann kommt, wissen wir.

Gruß Mucke

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo,

Hallo Susanne,

weiß ich leider nicht.

Schade, genau das hätte mich interessiert :wink:. Kann ja sein, dass es noch mehr Vorsilben gibt, die zwei Bedeutungen haben, deren man gar nicht so bewusst ist. Daher gilt mein Aufruf weiterhin.

Aber ich habe noch einen interessanten Bericht in der taz
gefunden:

Sind Unkosten das Gegenteil von Kosten? (17. 5.)

Das Gegenteil von Kosten sind Erlöse. „Unkosten“ ist ein
wirtschaftswissenschaftliches Unwort, das von Laien in diesem
Fach, die jedoch vor allem in den öffentlichen Verwaltungen
das Sagen haben, geprägt wurde. Anhänger der
Vollkostenrechnung sprechen von „Gemeinkosten“, Fans der
Deckungsbeitagsrechnung nennen das „Fixkosten“.

Es sind Kostenbestandteile, die nicht direkt mit der
Leistungserstellung (Produktion, Dienstleitung) im
Zusammenhang stehen. Sie steigen und sinken nicht ohne
weiteres, wenn der Output - und damit die Erlöse - wachsen
oder schrumpfen. Diejenigen, die von „Unkosten“ sprechen,
suggerieren, dass es sich um unvermeidliche Belastungen
handele, für die man also keine Verantwortung habe.

Das ist jedoch falsch. Auch die Fixkoten bedürfen eines
kristischen Hinterfragens. Sie entscheiden gerade bei kleinen
Unternehmen und Betrieben mit über die Wettbewerbsfähigkeit
und damit die Existenz.

Georg Doery, Diplom-Betrebswirt (FH),
Heimbach

Ja, das sind die Lieblingsworte von Wirtschaftlern: „Unkosten gibts nicht, weil ‚un = keine, nicht‘ und ‚keine Kosten‘ bzw. ‚Nicht-Kosten‘ = Erlöse sind.“ Sprachlich gesehen mag das auch stimmen, aber nur zur Hälfte, weil „un“ eben auch steigernd sein kann und somit eine Bedeutungsebene, nämlich die unbequeme und gerade richtige, ausgeklammmert wird.

Definitiv ja. Einerseits. Andererseits umschreibt dies etwas,
was es nicht gibt. Weil „Unkosten“ kein Wort ist, sondern
höchstens ein Unwort: Unkosten gibt es so wenig wie
Uneinnahmen. Denn Kosten sind landläufig gesprochen Ausgaben,
das Gegenteil sind Einnahmen, die Beziehung zueinander macht
den Saldo aus.

Unkosten sind definitiv keine Kosten, was aber noch nicht
bedeutet, dass es Einnahmen sind. Wer von Unkosten spricht,
versucht vermutlich, die Besonderheit der finanziellen
Belastung (nicht nur Auslagen, nein: Unkosten seinen
angefallen) auszudrücken, was zu besonderen Belastungen, wenn
nicht Kollateralschäden an der Sprache führt. Uwe Schmitter

Im Gegenteil, manchmal wird Un- im Sinne von sehr viel(e)
verwendet: Unsummen, unzählige

Genauso sehe ich das auch… die Stelle mit dem Unwort fand ich witzig… denn ein Unwort wäre ja dann ein „Nicht-Wort“… damit müsste „un“ eigentlich noch eine Bedeutung haben - oder eine Abkürzung sein, in diesem Fall für „unmögliches Wort“, also eines, dass man moralisch, sittlich oder wie auch immer nicht verwenden sollte (und nicht, weil man es nicht könnte). Oh weia, es wird immer schwieriger in diesem Chaos… oder besser „Un-Chaos“ :wink:

Uwe Tünnermann, Lemgo

Natürlich nicht. Leider hört man aber immer wieder von
halbwissenden Sprachpuristen, das Wort „Unkosten“ sei falsch
oder gar unsinnig. Ein Blick in den Duden zeigt, dass die
Vorsilbe „un-“ einen Begriff nicht nur verneinen und dadurch
in sein Gegenteil verkehren kann (zum Beispiel unwichtig,
ungesagt, Unkenntnis), sondern auch das Abweichen von einer
Idealvorstellung im Sinne von übel, schlecht, miss- bedeuten
kann (Unfall, Unzeit, Unkraut, Unmensch). Das Präfix kann auch
die Bedeutung des Grundwortes verstärken (Unmengen) und
dadurch eine an sich schon negative Bedeutung noch steigern
(Ungewitter). Unkosten sind demnach besonders unangenehme
Kosten. Bertram Wende

Genau sowas will ich wissen… in meinem Duden finde ich aber leider nichts zu der Vorsilbe „un“ und Google will mir entweder lateinische Vorsilben und deren Bedeutung andrehen - oder, was meiner Suche noch am nächsten kommt, die Bedeutung von Fremdwörter-Vorsilben (interessante Seite: http://www.medgesch.uni-hd.de/PDF/Pr%E4fixe.pdf). Aber vielleicht hat der Autor noch mehr auf Lager… aber leider nichts online, wie ich gerade per Google feststellen musste :frowning:

Das Präfix „un-“ beschreibt nicht unbedingt das Gegenteil
einer Eigenschaft oder eines Substantivs, es ist zunächst nur
die Verneinung des zweiten Wortteils. Unkosten sind Kosten,
die erstattet werden, aber nach der Erstattung keine mehr
sind. Kosten müssen selbst getragen werden.

Jürgen D. Müller, Hannover

Auch eine Ansicht, aber das klingt mir eher nach „Unkostenbeitrag“ und nicht nur nach „Unkosten“

Das ist eine Sache des Sprachgefühls, die unter Umständen
viele Kosten verursacht. In den Untiefen deutscher Vorsilben
sollten wir uns einfach über die Unlogik freuen - und nicht
bezahlen. was dann kommt, wissen wir.

Das waren aber interessante Einblicke von verschiedenen Bereichen, wobei mir die von Bertram Wende am besten gefallen hat, nämlich fundiert und ausführlich, nicht nur definitorisch (z.B. J.D.Müller) oder einfach nur ablehned (Wirtschaftler).

Viele Grüße
Susanne