Hallo,
Noch ein Aspekt:
Als Zeug haus wird ein Gebäude bezeichnet, in dem Waffen und militärische Ausrüstungsgegenstände gelagert und instandgesetzt wurden.
Obwohl mir der Begriff Zeugfabrik nicht geläufig ist, so *könnte* es wohl sein, dass altertümlicherweise eine Waffenfabrik gemeint ist.
Allerdings glaube ich auch eher, dass es eine Textilienfabrik war: Unter „Digitale Texte der Bibliothek des Seminars für Wirtschafts- und Sozialgeschichte“ findet sich das Buch „Friedrich der Große als Beförderer des Gewerbfleißes“ (http://www.digitalis.uni-koeln.de/Matschossf/matscho…). Auf Seite 63 beginnt der Artikel „Andere Zweige der Textilindustrie“:
Die Tuch- und Leinenindustrie führt der Minister Hertzberg in seiner
Rede in der Akademie der Wissenschaften 1786 als die zur größten Vollkommenheit gelangten Zweige der preußischen Industrie an, und Friedrich II. selbst schrieb in seiner Denkschrift vom I. Oktober 1741): „Die Mark versendet ihre Tücher, ihre Serge- und Etaminestoffe nach Braunschweig, Leipzig, Frankfurt und Breslau auf die Messen, auch nach Spanien, wo einige Arten unserer Etaminestoffe Käufer finden. Die schlesische Leinwand geht zum Teil nach England, von wo englische Händler sie nach Amerika führen."
[…]
Wie man früher in Schlesien wohl Sommer und Winter auf dem Lande einen
Leinenrock getragen hatte, so trug man an anderen Orten Sommer und Winter seinen Tuchrock. Noch der Vater Friedrichs des Großen hat seinen Sohn, der ihn um ein leichtes Sommerkleid bat, mit der Begründung abgewiesen, das sei eine französische, aber keine
brandenburgische Mode. Die armen Frauen hatten sich damals besonders gern mit buntgedruckten Kattunen bekleidet, da man aber Kattun in Preußen noch nicht herstellen konnte, so verbot Friedrich Wilhelm I. 1721 alle diese Stoffe. Hohe Geldstrafen, ja sogar das Halseisen war auf Benutzung von Kattun gestellt. Das hatte sich alles geändert.
In der Altstadt Magdeburg wurden 1748 neben 49 Tuchmachermeistern schon 98 Meister des Zeug- und Baschmaehergewerbes gezählt; neben Hugenotten arbeiteten hier auch bereits Einheimische. Das Geschäft von D i e s i n g, das später der Kriegsrat G o ß 1 e r fortführte, beschäftigte 1746 100 Stühle und 600 Arbeiter, und in den Marken sollen 1747 1273 Meister der Zeugindustrie neben 3313 selbständigen Tuchmachern tätig gewesen sein.
Auch der Zeugmaeherei hat der König sein ganzes Interesse zugewendet. In diesem Zusammenhange sei des Königs Bemühungen gedacht, eine Zeugfabrik in Luckenwalde einzurichten1). Schon 1717 hatte Friedrich Wilhelm I. die ersten Tuchmacher nach Luckenwalde gezogen. Seinem Sohn aber war es beschieden, aus bescheidenen Anfängen eine blühende Industrie in Luckenwalde zu entwickeln. 1740 zählte man dort 38 Tuchmacher mit 22 Gesellen und 2 Lehrlingen, 1785 waren bereits 111 Tuchmachermeister beschäftigt. In den Jahren 1741 bis 1754 hat Friedrich II. allein 89 Familien angesiedelt.
[…]
Die Zeugmacher aber baten selbst den König, er möchte eine Fabrik nach Geraer Art erbauen, d. h. ihnen anstatt des Geldes Webstühle und
anderes Handwerkszeug kostenlos überweisen, dann aber gemeinsam den Verlag und die Fertigstellung der Vorarbeiten organisieren. Der König erfüllte ihren Wunsch und ließ in den Jahren 1782 bis 1785 eine Wollzeugfabrik, die heutige Parisersche Fabrik, die jetzt noch im Volksmund „die große Fabrik" genannt wird, errichten. .
Mir schein, das Wort „Zeug“ mit den Ableitungen „Zeugmacher“, „Zeugfabrik“, „Zeughaus“ usw. wurde im alt- bzw. mitteldeutschen für alles Mögliche verwendet, so dass sich die genauere Bedeutung wohl jeweils nur im Kontext erschließt.
Vielleicht solltest Du dazu nochmal eine Frage im Deutschbrett formulieren?
LG
Jochen