Was stimmt nicht mit mir? Habe ich Probleme? Oder ist das normal?

Hi,

ich habe gerade eine Entspannungshypnose von YT gehört.

Bin gerade am Nachdenken. Irgendwie war ich der Meinung, dass irgendwie eine Art „Wunder“ geschieht und dann fühle ich mich ganz gut und ich habe ein super gutes TV Bild und Klang, mir geht meine Arbeit leicht von der Hand, ich bin dann viel leistungsfähiger, mir fällt es leicht Menschen kennen zu lernen…

Im Moment denke ich es bleibt alles wie es ist und auf solch ein Wunder zu warten ist wie das Warten auf einen Lottogewinn.

Was stimmt nicht mit mir? Habe ich Probleme? Oder ist das normal?

Ich bin in Behandlung wegen Depressionen und nehme 6 Tabletten am Tag.

Hi,

Deine Erwartungen sind viel, viel zu hoch. Keine Krankheit wird in einer einzigen Sitzung geheilt, erst recht nicht eine Depression.

Wenn du dich während des Hörens gut gefühlt hast, ist es ok, dann zu es wieder. Auch wenn es nur ein bisschen gut war. Wenn du dich nicht gut gefühlt hast, dann lass es. So einfach ist das.
Ich nehme keine Medikamente gegen meine Depressionen, habe aber einen klinikaufenthalt hinter und ambulante Therapie vor mir. Tai Chi ist toll für mich, qigong auch. Muskelentspannung nach jakobson passt gar nicht, Yoga ist gut, und Meditation ist etwas für später, wenn ich stabiler bin. Ich bespreche Erfahrungen mit der Therapeutin, und gut ist. Es ist ein langer Weg aus der Depression. Lass dir Zeit und kümmere dich um dich - und ja, ich weiß, wie scheiße das klingt.

Alles Gute,

Die Franzi

Lass die finger davon!!

Servus,

keinerlei esoterische Mittel, die mit Hypnose, Meditation, autogenem Training arbeiten, unbegleitet ohne Anleitung anwenden!

Diejenigen unter diesen Mitteln, die überhaupt wirksam sind, können bei Anwendung ohne Anleitung und Betreuung durch einen Fachkundigen unkalkulierbare Wirkungen entwickeln - so ist z.B. eine unvermittelt auftretende optische Halluzination bei 160 km/h auf der Autobahn gar nicht lustig.

Unterstütze die Medikation Deiner Depression mit Mitteln, die Du überblicken kannst. Sei achtsam und freundlich zu Dir selber, sieh zu, dass Du genügend Licht auf die Haut kriegst (meine Gattin hat in den letzten Tagen ihre Lampe ausgemottet), sieh zu, dass Du genügend Bewegung (ohne starke Anstrengung, aber viel: Radeln, Schwimmen, Wandern, Gänge zu Fuß erledigen) bekommst.

Hier ein Vorschlag von Göthen dazu:

Schöne Grüße

MM

Hi,

ich habe mir mal erlaubt, hier ein Minus zu verteilen, wegen Übergeneralisierung und Leichtfertigkeit.

Ja, Hypnose ist nichts, was man im Selbstversuch alleine und ohne Begleitung unternehmen sollte, aus all den Gründen, die Du genannt hast.

Sonstige Entspannungsverfahren, Yoga, Mediation etc. betrifft das nicht. Ich hab mich selbst bis Ende Juni in einer psychosomatischen Klinik befunden, wegen DEpressionen. Entspannungsverfahren sind zentral in der Behandlung von Depressionen, uns sie sind nicht esoterisch, und sie sind wirksam. Depressionen sind nicht einfach mal traurig sein. Depression heisst, sich selbst nicht zu mögen, oder sich selbst sogar zu hassen. Ich persönlich finde Sonne schrecklich. Sie ist permanent fröhlich und schon dadurch übt sie Druck aus und macht mir deutlich, wie wenig freundlich ich zu mir bin. Und solche dummen Sprüche wie du grad (hoffentlich unabsichtlich) produziert hast, helfen nicht: einfach mal spazierengehen und Sonne an meine Haut lassen macht alles nur noch schlimmer. Ich bin umgeben von Menschen, die das mit dem Glücklichsein viel besser drauf haben. Ich reiße mich schon zusammen und strenge mich an, damit ich den Leuten nicht auf den Senkel gehe - aber es hilft nicht.
Was hilft, ist Tai Chi. Ich bin mit mir alleine, tue etwas was ich kann: die Aufgabe ist nur, so gut zu sein, wie ich es heute kann. Ich muss nicht so gut sein, wie Aprilfisch es heute möchte und wie meine Kollegen es heute möchten. Ich muss nur mir selbst genügen. Und ja, ich bin nicht in der Lage, dieses Gefühl, diesen Abstand zu anderen, selbst zu erzeugen. Ich lerne es. und ich kann es hoffentlich morgen ein bisschen besser als heute…
Meditation tut das gleiche, es bringt einen dazu, sich auf sich selber zu konzentrieren und sich mit seinem Unterbewussten, diesen ganzen Automatismen, nach denen wir handeln, zu beschäftigen - anders können wir nur schwer an sie ran. Man kommt durch Meditation, auch Yoga oder Tai Chi, früher oder später an sehr, sehr unangenehme Orte. Dafür braucht man Begleitung - aber da reicht ein guter Freund, oder das Gespräch mit dem Therapeuten am nächsten Tag.
So haben wir es in der Klinik gemacht, es wurde uns keinerlei Warnung mitgegeben. Und das hier sind nur meine Schilderungen - ich brauche keine Medikamente. Die werden in D nur vergleichsweise selten verschrieben, vor allem dann, wenn es notwenidg ist, um Suizid oder selbstverletzendes Verhalten zu verhindern, oder wenn der Patient so deprimiert ist, dass er sich ohne Medikamente gar nicht auf die Therapie konzentrieren kann. Die Therapie sind die Sitzungen mit dem Psychotherapeuten, die Entspannungsverfahren, ERgotherapie, Tagebuch führen, … die Medikamente sind keine Therapie, sie unterstützen nur.

die Franzi

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Hallo Franzi,

alle von Dir aufgezählten Verfahren können wirksam sein, und weder Yoga noch Tai Chi noch Autogenes Training darf ohne fachkundige Anleitung mal eben so ‚ausprobiert‘ werden. Und von sämtlichen dieser Verfahren gibt es esoterisch aufgemotzte und verschwurbelte Varianten, und allen diesen Varianten ist gemein, dass man - zumal als Kranker - unbedingt die Finger davon lassen sollte.

Je ‚fernöstlicher‘ die im Spiel befindliche Technik, und je geheimnisvoller die Räucherschwaden, die irgendjemand überflüssigerweise darum macht, desto größer das Risiko, einem Scharlatan aufzusitzen. Tai Chi und Yoga sind Techniken, die man erlernen kann, es ist an ihnen kein metaphysisches Brimborium und kein geheimer Weg zur Erleuchtung usw. - man kann sie aber (im Gegensatz z.B. zum Schachspielen oder Brustschwimmen) nicht ohne Lehrer erlernen.

Übrigens: Antidepressiva werden nur bei Zyklothymie möglichst nicht angewendet, weil sie den Betroffenen in einer depressiven Episode leicht destabilisieren können. Es sind aber bei weitem nicht alle Depressiven zyklothym.

Medikamente mit dem Wirkstoff von Cipramil werden mit knapp 340 Mio Tagesdosen jährlich in Deutschland verschrieben, solche mit dem Wirkstoff von Remergil mit 150 Mio Tagesdosen jährlich, und sogar der Klassiker Insidon, eines der ganz frühen Psychopharmaka, ist bis heute noch mit ungefähr 80 Mio Tagesdosen dabei.

Schöne Grüße

MM

Hi,

ich gebe hier das wieder, was wir in der Klinik gelernt haben.

Mit „vergleichsweise selten“ meinte ich, dass die Medikamente in D nicht verschrieben werden, und dann hält man den Patienten für geheilt, so wie das wohl in den USA üblich zu sien scheint. Dass Medikamente den Therapieprozess behindern können, beruht darauf, dass Verhaltenstherapie auf Umlernen basiert. Man soll neue Erfahrungen machen, und zwar dadurch, dass man Dinge tut, und spürt, dass die Angst vergeht, dass nichts schlimmes passiert, dass man keine Ablehnung erfährt, etc. - was auch immer gerade das Problem ist. Ist man medikamentös eingeestellt, ist man glücklich, auch ohne neue Erfahrungen zu machen und kann so nichts neues lernen, oder es ist eben schwerer.
Und was solll denn bitte bei Tai Chi etc. schlimmes passieren? wenn man sehr vorsichtig ist, solltem an vorher seinen Hausarzt konsultierren, so, wie man es auch beim Besuch im Fitnesstudio oder beim Joggen um den Park machen sollte. Aber wer tut das schon, und Tai chi & Co. sind harmloser. Einfach Dinge nicht tun, die einem wehtun, und aus der ganzen Sache keinen Wettkampf machen. Das hört bzw. liest man auch in den videos und Büchern, die einem Tai Chi zeigen. Der Sinn besteht im Entspannen, es gibt keine magische oder chemische oder physikalische Wirkung dahinter, die heimlich etwas tut, auch ohne dass man es will - so wie bei einem Opiat oder einer Aspirin. Klar erlernt man es mit Lehrer besser, schon alleine weil der einem auch verklickern kann, dass man nicht mal so eine Woche täglich die 8 Brokate macht und dann ist man siene Depression los. Wenn das die Sachen sind, vor denen Du so eindringlich warnst - da bin ich bei Dir. Aber mein Tai Chi, Stand jeetzt, ist total Scheiße. Nur geringfügig weniger Scheiße als in der ersten Stunde. Ich beherrsche noch nicht einmal den Stand richtig, ich muss mich konzentrieren, sonst tun mir die Füße weh, ich muss auch immer meinen Stand leicht korrigieren. Und trotzdem ist es der Hammer, dass bei mir das Gedankenkreisen aufhört, sobald ich die Übung beginne. Und trotzdem bin ich bei mir, und nicht durch Fernsehen, Musik, Computerspiele, … abgelenkt, die meine Gedanken zu übertönen versuchen.
Unds gegen die Esoteriker, die besäuselt sind von ihrer eigenen Wichtigkeit, und die meinen Tai chi und Räucherstäbchen helfen bei allem etc blabla, die gehen mir auch auf den Senkel. ie haben aber so gar nichts gecheckt.

die Franzi

hi,

mich stört halt, dass es bei Dir so klingt, als sei es gleichzeitig wirkungsloser Humbug und höchst gefährlich. Das ist eben nicht so: es ist nicht wirkungslos, es wühlt tiefliegende Emotionen auf, wenn man sich genug fallenlässt oder fallenlassen kann. Um das aufzuarbeiten, braucht man jemanden, mit dem man darüber sprechen kann, den Therapeuten, den Hausarzt, oder einen sehr guten Freund. (Warum habe ich Alpträume? Mache ich was falsch, wenn ich da mittendrin eine Panickattacke bekomme? - all das sind Sachen, die auch die Therapie selbst auslösen kann. So eine Sitzung kann manchmal die Hölle sein. )
Wen nich aber als reiche Ehefrau zu viel Freizeit habe und mit meinen Freundinnen was schickes fernöstliches ausprobieren will und Qigong klingt cool, dann wird genau nichts passieren. Außer, dass sich vielleicht jemand an mir bereichert, weil er mir spezielle Kleidung andreht, oder ich mir was verrenke, weil ich es übertreibe. Siehe Fitnessstudio.

die Franzi

Servus,

eigentlich hab ich ja nur von

geschrieben, und nicht generell von

.

Solche Mittel, ohne esoterisches Brimborium, sind (in Paderborn genauso wie in Doddaballapura und in Chengdu) Techniken, die man bei und von jemandem lernt, der sie gut genug beherrscht, um sie unterrichten zu können - und nicht per heruntergeladenen briefings bei einem geheimnisumwaberten Sri Braphat Barapulvindi, den man nur von einer Fotoshop-Montage kennt, auf der zu sehen ist, wie er entschlossen ins Leere lächelnd seinen gesamten Körper auf der Spitze des linken großen Zehs balanciert.

Schöne Grüße

MM

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