Was tun, wenn Arbeitgeber Gesetze ignoriert?

Hallo Leute,

ich wär sehr dankbar, wenn mir jemand hilft, der in der selben bzw. ähnlichen Situation war.

Folgendes: meine Nichte ist jetzt 16 Jahre alt und hat mit 15 eine Ausbildung in einem Friseursalon angefangen. Dieser Friseursalon ist sehr angesehen und recht teuer. Die Chefin dort aber total übergeschnappt. Sie motzt an jedem und alles rum und zögert nicht die Azubis vor Kunden anzuschreien.
Meine Nichte muss von kurz vor 8 Uhr bis 18 Uhr arbeiten und hat nur 10 Min. Pause, wenn überhaupt.

Außerdem zwingt die Chefin meine Nichte, die ungefärbte, aber sehr modern schulterlang geschnittene Haare hat, die Haare sehr kurz zu schneiden und droht ihr sie sonst in eine andere, kleinere Filiale zu versetzten!

Ich habe ihr angeboten mit der Chefin darüber zu reden, aber sie meint, die wird sie dann noch härter ran nehmen und dass ich mich raushalten solle. Kann ich evtl. anonym bei irgendeinem Amt den Salon melden, dass die den unter die Lupe nehmen?

Danke für jeden Tipp!

Hallo!

ich wär sehr dankbar, wenn mir jemand hilft, der in der selben
bzw. ähnlichen Situation war.

Ich habe in einem ähnlichen Salon gelernt. Heute bin ich Berufsschullehrerin und höre derlei Schilderungen jeden Tag von meinen Schülerinnen.

Folgendes: meine Nichte ist jetzt 16 Jahre alt und hat mit 15
eine Ausbildung in einem Friseursalon angefangen. Dieser
Friseursalon ist sehr angesehen und recht teuer. Die Chefin
dort aber total übergeschnappt. Sie motzt an jedem und alles
rum und zögert nicht die Azubis vor Kunden anzuschreien.
Meine Nichte muss von kurz vor 8 Uhr bis 18 Uhr arbeiten und
hat nur 10 Min. Pause, wenn überhaupt.

Das ist leider in vielen Salons so. Die Frage ist, ob deine Nichte schon einmal darauf bestanden hat, feste Pausenzeiten zu bekommen - das Recht dazu hat sie.

Außerdem zwingt die Chefin meine Nichte, die ungefärbte, aber
sehr modern schulterlang geschnittene Haare hat, die Haare
sehr kurz zu schneiden und droht ihr sie sonst in eine andere,
kleinere Filiale zu versetzten!

Das Recht hat nun wieder die Chefin! Sieht in diesem Falle sehr nach Machtprobe aus.
Dann soll sie doch in die kleinere Filiale gehen, dann begegnet sich doch auch der Chefin nicht mehr täglich. Wäre das nicht schon die Lösung?!

Ich habe ihr angeboten mit der Chefin darüber zu reden, aber
sie meint, die wird sie dann noch härter ran nehmen und dass
ich mich raushalten solle.

Und da gebe ich deiner Nichte Recht!
Es ist so, dass man dann meist mit noch größerem psychologischem Druck rechnen muss.
Wenn man das nicht aushalten kann, dann muss man eben eine Entscheidung treffen: Im Salon bleiben und das Klima ertragen (und evtl. eine Menge dort lernen), oder den Salon wechseln.
Was ist eigentlich mit den Eltern? Und warum willst du als Tante dich da einschalten?

Kann ich evtl. anonym bei
irgendeinem Amt den Salon melden, dass die den unter die Lupe
nehmen?

Bei welchem Amt denn? Das Amt für menschliches Miteinander?

Man kann natürlich feste Pausenzeiten einklagen, aber nicht den Umgangston. Cheffe ist Cheffe, so ist das Leben.

Natürlich könnte man hier mal ein ruhiges Gespräch führen, mit der Chefin und den Eltern. Wenn das allerdings in Vorwürfe ausartet wird man damit nichts oder nur das Gegenteil erreichen.

Dann gibt es noch den Lehrlingswart der Innung, der hier vermittelnd auftreten und ein Gespräch begleiten kann. Oder der Ausbildungsberater der Handwerkskammer.

Dass ein Mensch wie diese Chefin sich ändert, darauf sollte man allerdings nicht hoffen. Wenn alle Mitarbeiter sich zusammentun und ein sachliches Gespräch mit der Chefin führen, in welchem sie auf feste Pausen drängen, dann könnte sich in diesem Punkt etwas ändern. Nicht mehr und nicht weniger.

Grundsätzlich würde ich das Gespräch empfehlen, aber keinen Druck von übergeordneten Instanzen.
Wenn das erfolglos bleibt und der Druck als zu groß empfunden wird, empfehle ich, den Betrieb zu wechseln (ohne Garantie, dass es dort besser wird).

LiebeGrüßeChrisTine

die innung mal anrufen und mal fragen, was die raten…

ansonsten muss sie als lehrling doch bestimmt einen hefter führen mit allen täglichen tätigkeiten oder???

ansonsten muss sie als lehrling doch bestimmt einen hefter
führen mit allen täglichen tätigkeiten oder???

Ja, führt sie, warum?
Ich kenne mich mit sowas eigentlich wenig aus und nur aus rechtlicher Sicht, bin Studentin und hatte noch nie Kontakt mit so etwas… Leider

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Die Frage ist, ob deine
Nichte schon einmal darauf bestanden hat, feste Pausenzeiten
zu bekommen - das Recht dazu hat sie.

Sie traut sich nicht, keiner traut sich dort. Auch ältere Mitarbeiter nicht! Die, die versucht haben mit ihr zu reden, sind in Tränen aufgelöst wieder rausgekommen und werden auch schlechter behandelt. Meine Nichte ist die jüngste und wird auch hart ran genommen.

Dann soll sie doch in die kleinere Filiale gehen, dann
begegnet sich doch auch der Chefin nicht mehr täglich. Wäre
das nicht schon die Lösung?!

Habe ich ihr auch gesagt, allerdings machen die dort fast ausschließlich Herren und ältere Kundschaft. Die Aufforderung dorthin zu wecheln, wäre demnach eine Bestrafung, denn dorf arbeiten auch nur ältere Mitarbeiter, alle Gleichaltrigen in der anderen.

Wenn man das nicht aushalten kann, dann muss man eben eine
Entscheidung treffen: Im Salon bleiben und das Klima ertragen
(und evtl. eine Menge dort lernen), oder den Salon wechseln.

Ich sags wie es ist, meine Nichte hat ein Hauptschulzeugnis und hat auf dem Arbeitsmarkt zumindest in diesem Dorf nicht viele Möglichkeiten und in eine größere Stadt selber zu ziehen oder hinfahren würde ihr Friseureinkommen auch nicht reichen!

Was ist eigentlich mit den Eltern? Und warum willst du als
Tante dich da einschalten?

Sie hat zu mir einen guten Draht und ihre Mutter ist da etwas ungeschickter.

Bei welchem Amt denn?

Ich hätte da an Jugendamt gedacht, den die Zeiten des JArbSchG werden ja nicht eingehalten!
Geht es?

Danke!

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Melung machen bei der Innung.
Da gibt es einen Lehrlingswart der Innung, der hier vermittelnd auftritt.
Oder der Ausbildungsberater der Handwerkskammer.

Bei und hatte ein Betrieb im Ort mit dem AZubi Probleme und die IHK hat den Betrieb dann auf irgendso ne Liste mit „nicht empfehlenswerten Ausbildungsbetrieben“ gesetzt und schaut seither regelmäßig nach.

Das mit den Pausenzeiten ist allerdings seltsam, denn diese sind im Jugendarbeitszeitschutzgesetz geregelt. Das würde ich aber vll wirklich von dritter Stelle klären lassen.

Hallo nochmal!

Sie traut sich nicht, keiner traut sich dort. Auch ältere
Mitarbeiter nicht! Die, die versucht haben mit ihr zu reden,
sind in Tränen aufgelöst wieder rausgekommen und werden auch
schlechter behandelt. Meine Nichte ist die jüngste und wird
auch hart ran genommen.

Hier begeben sich anscheinend alle in die Opferrolle. Dann wird sich auch nichts ändern.

Dann soll sie doch in die kleinere Filiale gehen, dann
begegnet sich doch auch der Chefin nicht mehr täglich.

Habe ich ihr auch gesagt, allerdings machen die dort fast
ausschließlich Herren und ältere Kundschaft. Die Aufforderung
dorthin zu wecheln, wäre demnach eine Bestrafung, denn dorf
arbeiten auch nur ältere Mitarbeiter, alle Gleichaltrigen in
der anderen.

Eine Bestrafung?
Bei Herren lernt man die Schnelligkeit, bei älteren Damen das Frisieren. Und ältere Kolleginnen als Bestrafung zu sehen finde ich nicht okay. Die Bestrafung schlechthin ist doch die böse Chefin, oder nicht?

Ich sags wie es ist, meine Nichte hat ein Hauptschulzeugnis
und hat auf dem Arbeitsmarkt zumindest in diesem Dorf nicht
viele Möglichkeiten und in eine größere Stadt selber zu ziehen
oder hinfahren würde ihr Friseureinkommen auch nicht reichen!

Doch, würde es. Ich habe genug Schüler, die jeden Tag eine Stunde zur Arbeit bzw. zur Schule fahren. Wer nicht mehr bei den Eltern lebt hat Anspruch auf Ausbildungsbeihilfe.
Aber wenn man einen Grund sucht…

Bei welchem Amt denn?

Ich hätte da an Jugendamt gedacht, den die Zeiten des JArbSchG
werden ja nicht eingehalten!
Geht es?

Sicher, aber das Arbeitsklima wird dadurch ja nicht besser. Und darum ging es doch auch?

Ich sag’s nochmal: Die Chefin wird sich nicht ändern, schon gar nicht, wenn hier die Opferrolle kultiviert wird.
Also:

  • Belegschaft aktivieren, um Pausenzeiten einzufordern
  • Ausbildungsberater der HWK kontaktieren und ein gemeinsames Gespräch führen. Dazu bitte konkrete Forderungen formulieren, keine Vorwürfe.
  • Wenn das nichts fruchtet, Betrieb wechseln. Auch dabei hilft der Ausbildungsberater der HWK. Diese bildet übrigens auch aus.

Gruß, ChrisTine

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Danke für die Tipps!

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Hi,

das versteh ich nicht:

Außerdem zwingt die Chefin meine Nichte, die ungefärbte, aber
sehr modern schulterlang geschnittene Haare hat, die Haare
sehr kurz zu schneiden und droht ihr sie sonst in eine andere,
kleinere Filiale zu versetzten!

Das Recht hat nun wieder die Chefin! Sieht in diesem Falle sehr nach Machtprobe aus.

Du meinst die Chefin hat das recht, dass die Azubine ihre Haare kurz schneidet? Oder verstehe ich irgendwas nicht.

Gruß KT

1 Like

Hi!

das versteh ich nicht:

Außerdem zwingt die Chefin meine Nichte, die ungefärbte, aber
sehr modern schulterlang geschnittene Haare hat, die Haare
sehr kurz zu schneiden und droht ihr sie sonst in eine andere,
kleinere Filiale zu versetzten!

Das Recht hat nun wieder die Chefin! Sieht in diesem Falle
sehr nach Machtprobe aus.

Du meinst die Chefin hat das recht, dass die Azubine ihre
Haare kurz schneidet? Oder verstehe ich irgendwas nicht.

Die Chefin darf der Azubine nicht die Haare gegen ihren Willen schneiden, das wäre eine Körperverletzung.

Sie hat aber das Recht zu sagen: Entweder schneidest du die Haare kurz und färbst pinke Strähnen rein, oder du gehst in den Herrensalon und bedienst nur noch alte Leute.

Dann kann die Azubine entscheiden, welches für sie das kleinere Übel ist.

Genauso kann die Chefin Salonkleidung vorschreiben (z.B. nur schwarz-weiß oder T-Shirts mit Salonlogo) oder dass jeder ein Namensschild trägt.

Okay? ich erkläre es gern noch einmal.

LG ChrisTine

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Ne nicht Okay, weil es absoluter Nonsens ist, der keinerlei rechtlich Grundlage hat.
Salonkleidung, Namensschild etc OK, wenn es vor der Einstellung besprochen wurde und im Arbeitsvertrag steht.
Jemanden zu sagen entweder neue Frisur oder „Strafversetzung“ geht ja schon in Richtung Nötigung. Sollte die Versetzung damit begründet werden, dass derjenige sich nicht umstylen wollte hat der Arbeitgeber keine Chance vorm Arbeitgericht. Friseurinnen müssen gepflegt, sauber und gestylt sein, aber kein Arbeitgeber hat das Recht vorzugeben wie. Kein Lehrlingswart den ich kenne würde in so einem Fall dem Arbeitgeber Recht geben. Er überprüft, ob der Lehrling gepflegt und „gut“ aussieht.
Aber was der Meister gerne für eine Frisur beim Azubi hätti interessiert nicht.

Gruß

KT

Nachtrag - Lange Haare
Hallo,

das die langen Haaren unerwünscht sind, ist verständlich. Friseure verdienen an kurzen modischen Frisuren und nicht an langen Haaren. Deine Nichte ist einfach ein schlechtes Beispiel für die Kundschaft, wenn wie die Damen daran erinnert, wie gut lange Haare aussehen können.

Der Wechsel in den anderen Salon könnte vielleicht das Beste sein, was ihr passiert.
Die Zusammenarbeit mit älteren Kolleginnen ist für ein junges lernbedürftiges Mädchen nicht das Schlechteste. Da kann sie eine Menge lernen und nicht nur Frisiertechniken.
Die (älteren) Herren freuen sich ein junges Mädchen zu sehen, welches ihre Haare noch „natürlich“ lang trägt. Und die Trinkgelder könnten etwas üppiger ausfallen, als bei den Damen.

Gruß
Carlos

Deine Nichte ist einfach ein schlechtes
Beispiel für die Kundschaft, wenn wie die Damen daran
erinnert, wie gut lange Haare aussehen können.

Sie hat schulterlange Haare, jetzt sind etwa 2 cm zwischen Haarspitzen und den Schultern, also bitte…
Sie hat außerdem immer irgendeine neue Frisur, also hochgesteckt oder lockig und lässt sich regelmäßig die Haare etwas anders schneiden.
Da gibt es eben nix zu meckern, wenn sie irgendeine konservative Frisur hätte, würde ich ihr selber was sagen, aber ich sehe da gibt es nix zu meckern!
Die Chefin sollte es einfach zulassen und vor dem Vertrag etwas sagen. Hätte sie es getan, würden wir uns nie drauf einlassen!

Das mit den Haaren hat sich für die nächste Zeit erledigt, denn aus diesem Frisörsalon wurden einige Frieusinnen von einer örtlichen Brauerei für Plakate und Kalender fotografiert und meine Nichte wurde für den Cover und die Plakate ausgewählt, jetzt hat die Chefin aufgehört wegen der Frisur zu nerven.

Grüße

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Das denke ich auch, dass die Versetzung als Bestrafung nicht zulässig ist!!! Es geht auch meiner Meinung nach in Richtung Nötigung!

Hallo.

…, jetzt hat die Chefin aufgehört wegen der Frisur zu
nerven.

Das freut mich zu hören.

Gruß
Carlos