Hallo
was würdest Du mir denn empfehlen, was ich jetzt bieten soll.
Das ist aus der Ferne ganz schwer zu beurteilen. Da können tausend kleine Faktoren eine Rolle spielen, die hier überhaupt nicht zur Sprache gekommen sind.
Grundsätzlich habe ich den Eindruck, daß der Makler das Objekt alles andere für einen Renner hält. Sonst hätte er nicht schon beim ersten Gespräch so bereitwillig damit herausgerückt, daß der Verkäufer sich auf 180 000 herunterhandeln lassen würde. (Eine Information, die dir übrigens der Verkäufer im direkten Gespräch mit Sicherheit nicht so schnell gegeben hätte.)
Anscheinend glaubt der Makler nicht unbedingt, daß der Preis von 200 000, den der Verkaufer haben will, sich mit dem Objekt erzielen lässt. Deswegen geht er bereits zu Beginn mit dem Preis runter. Ok, alternativ besteht auch die Möglickeit, daß der Makler einfach nur dämlich ist und keine ahnung hat - aber das musst Du selbst beurteilen.
Bei einer „normalen“ Verkaufsverhandlung würde ich so vorgehen, wie Irene-Marie vorgeschlagen hat. Ich würde also warten, bis ich das Gutachten habe, dann dem Makler erklären, daß 180 000 für die Bruchbude noch zu viel sind („Ich habe das Gutachten von einem Experten prüfen lassen!“) und 170 000 bieten. Und dann abwarten.
Ob ihr das Haus dann wirklich bekommt, ist allerdings nicht sicher. Der Verkäufer wird sich niemals sofort darauf einlassen, es wird also sich länger hinziehen. Am Ende einigt man sich dann vielleicht bei 175 000 oder 180 000 (was kein Problem ist, denn genau deswegen hat man ja 170 000 geboten), aber vielleicht kriegt auch jemand anderes das Haus.
Jetzt handelt es sich hier aber nicht um eine normale Verhandlung - sondern Du willst das Haus unbedingt haben. Das wird leider nicht ohne Geld bewerkstelligen zu sein. 
Der Verkäufer möchte 200 000 Euro - das ist mehr, als der Wert nach Gutachten und anscheinend auch mehr, als der Makler für machbar hält. Diese Situation ist nicht ungewöhnlich - mein Vater hat sie als die Standardsituation seines Berufs beschrieben.
Sein Job habe im wesentlichen darin bestanden, Verkäufer davon zu überzeugen, daß ihre Preisvorstellungen überzogen sind.
Bei Privatverkäufern sind es oft emotionale Gründe ("… mein Elternhaus, in dem ich so glücklich war …), Institutionen möchten manchmal einen bestimmten Gekldbedarf decken ("… wir brauchen 200 000 Euro für das neue Vereinsheim, also soviel muß der Verkauf schon bringen …")
Warum der Verkäufer 200 000 Euro haben will, ist eigentlich egal - das ist sein Preis, und damit könnt ihr ihn glücklich machen. Ich würde 200 000 bieten, aber befristet für maximal sieben Tage. Ich würde dem Makler sagen, daß das Haus weniger wert ist, mir aber gefällt, daß ich bereit bin, zu diesem Preis zu kaufen - aber nur sofort. Und daß ich kein Interesse mehr habe (oder nur noch 170 000 Euro zahlen will), wenn sich das länger hinzieht.
Eine Garantie ist das auch nicht, aber der Makler ist jetzt in Zugzwang.
Das Spiel kann auch mit 190 000 funktionieren, ist aber deutlich riskanter - der Verkäufer kann sich viel eher querlegen („Da kommt sichger noch einer, der das bietet, was ich will“).
lg,
Max
er will sie, also gebt sie ihm. Ich würde deshalb genau 200 000 bieten, befristet für maximal sieben Tage.