Ich stoße bei meinen Recherchen um 1800 immer wieder auf den Begriff „Genußflucht“, bin mir aber nicht ganz sicher wie ich den verstehen soll? Ist das der kritisch gemeinte Ausdruck für Aufklärung?
Ich verstehe es zumindest nicht und hoffe auf eure Hilfe.
Danke schonmal!
Ich stoße bei meinen Recherchen um 1800 immer wieder auf den
Begriff „Genußflucht“
In welchem Kontext? Gib doch die jeweilige Quelle an und zitiere ein paar Sätze, in denen der Begriff verwendet wird.
Gruß
Kreszenz
Es kann oft passieren, daß man das damals gebräuchliche „s“ für ein" f" liest, so da0 wir bei der Genußsucht wären…
Hallo Anne,
auch wenn ich nicht fachkompetent bin, hätte ich eine Vermutung:
Von Defoes „Robinson Crusoe“ (1719) bis Thoreaus „Walden“ (1854) gab es immer mal wieder Bücher, die das entsagende Leben durchaus positiv beschrieben und begeisterte Aufnahme fanden. Vielleicht handelt es sich bei der „Genussflucht“ um ein Gegenmodell einiger Intellektueller gegen den Prunk und den Luxus an den Höfen der Reichen und Mächtigen jener Zeit.
Vielleicht hilft es ja bei Deiner Recherche.
Grüße, Thomas
Hi,
auch ich würde um Quellen und Kontext bitten.
Da Google genau eine (in Worten: eine) Belegstelle liefert (Joseph M. Hägele: Zuchthausgeschichten von einem ehe…), scheint mit der Gedanke an einen Lesefehler nicht abwegig.
Gruß,
KHK
Plötzlich unwichtig geworden?
Huuhuuuu -
ist da noch jemand?
schöne Grüße
MM
Hallloooo,
Dein Optimismus ist wohl nicht kleinzukriegen . Man muss der UP-Erstellerin auch zugute halten, dass sie sich schon im UP bedankt hat.
Gruß
vdmaster
Sorry, ich war total beschäftigt mit meiner Master-Arbeit und kam noch nicht wieder dazu hier rein zu schauen. Wow! Danke für die vielen Antworten! Im Folgenden ist ein Zitat mit der Genußflucht…vielleicht hilft es. Aber ein Abschreibfehler könnte es wirklich sein…?!
„Es waren die Jahre jener moralischen und politischen Erschlaffung, welche auf die straffe und heroische Aera [sic!] Friedrich des Großen folgten. Eine allgemeine Genußflucht [sic!], der jede moralische Schranke zuwider war, hatte sich als eine Art von natürlicher Religion, nach und nach bis zu einer uns jetzt kaum glaublichen Höhe gesteigert. Daß [sic!] von einem positiven christlichen Bekenntnis unter solchen Verhältnissen nicht mehr die Rede sein konnte, kann nicht befremden, aber auch die männliche Moral des Nationalismus, wie sie in Kant’s [sic!] Philosophie so groß und so ernst aufgetreten war, konnte unter dem entnervten Geschlecht keine Anhänger finden.“
Julius Hübner 1869 rückblickend auf die Zeit um 1800.
Sorry! Wie gesagt, etwas Stress mit meiner Master-Thesis gehabt! Danke aber!
Hallo,
der Kontext zeigt unmissverständlich, dass Armins Vermutung zutreffend ist - d.h. es ist von Genuß sucht die Rede. Vermutlich wurde der Text per OCR digitalisiert und nachlässig nachbearbeitet - die Interpretation des ‚s‘ in einer gebrochenen Schrift (Fraktur, Textur, Schwabacher …) als ‚f‘ ist ein typischer Fehler, der dann durch das Einschieben des ‚l‘ verschlimmbessert wurde.
Übrigens zeigt das nicht nur der zitierte Text selbst, auch Dein Hinweis auf die Ära Friedrich Wilhelms II. (Volksmund: „der dicke Lüderjahn“) macht dies deutlich. Diese Ära hatte nicht den Ruf, sonderlich asketisch zu sein und kontrastiert von daher deutlich zur Ära Friedrichs II.
Freundliche Grüße,
Ralf
Servus,
Vermutlich wurde der Text per OCR digitalisiert und nachlässig nachbearbeitet
das „Daß“ ein Stückchen weiter ist wohl auch im Original mit zwei s (einem langen und einem runden) gesetzt.
Schöne Grüsze
MM
Genußflucht = Flucht in den Genuss?
Moin,
falls es sich bei „Genußflucht“ nicht um einen Transkriptionsfehler handelt, dann wäre doch meine Interpretation denkbar. Amerikaflüchtlinge sind schließlich auch keine Flüchtlinge aus Amerika, sondern nach Amerika. Wer weiß, was Julius Hübner im Jahr 1869 im Sinn hatte?
Pit