Guten Morgen,
aus Deiner Fragestellung ersehe ich, daß Du Religion als eng gefaßten Begriff siehst und in erster Linie mit den Weltkirchen gleichsetzt. Tatsächlich ist Religion grundsätzlich das Hinwenden des Menschen zu einem Gott – wobei die Betonung auf Gott liegt (es können also durchaus mehrere sein). Grabfunde aus frühmenschlicher Zeit weisen auf den bereits damals vorhandenen Glauben an eine Existenz nach dem Tod hin und somit auch auf den Glauben an ein höheres Wesen – nicht von dieser Welt. Die selben Deutungen lassen Riten von Höhlenbärenbestattungen zu.
Dein Thema ist komplexer, als es zuerst den Anschein hat. Zum einen ist da der Glaube, der von jedem Einzelnen wieder etwas anders verstanden werden kann, je nach eigener Lebenserfahrung und Charakter. Zum anderen sind da die organisierten Institutionen, die sich durch intensivere Beschäftigung mit dem Thema „Gott“ erlauben, als „Hilfestellung“ den Normalos zu sagen, was dieser meint und möchte, dazu Regeln und Gesetzte festlegt. So menschlich aber wie diese Kirchengelehrten sind aber auch die Erkenntnisse zu werten und – wie ein lateinisches Sprichwort sagt: irren ist menschlich.
Man könnte vielleicht darüber diskutieren, was wäre, wenn es keine Kirchen, d.h. keine organisierten Glaubensgemeinschaften im weitesten Sinne gäbe. Da aber auch Machtausübung etwas zutiefst menschliches ist, wäre eine solche Diskussion rein philosophisch und würde nichts ändern. Religion hat es – wie eingangs erwähnt – schon immer gegeben und wird es auch weiter geben. Durch die Verschiedenheit der Menschen darf man aber auch nicht aus den Augen verlieren, daß jeder an einen anderen Gott glauben oder sich Geld oder Arbeit beispielsweise zum Gott erheben kann, für den allein er lebt und durch den er sein Leben bestimmen läßt. Das alles ist aber meines Erachtens zeitlebens verschiedenen Wandlungen unterworfen, denn grundsätzlich ist der Mensch stets auf der Suche nach sich selbst, dem Sinn des Lebens und einem Gott. So kann auch keine allgemein gültige Antwort auf Deine Frage gegeben werden, sondern jeder kann und sollte nur für sich selbst entscheiden.
Ich kann also nur für mich allein sprechen, wenn ich sage: Meine Religiosität und mein Glaube befreien mich. Ich bin gerade deswegen befreit und entspannt, weil ich an einen liebenden Gott glaube, durch viele positive Erfahrungen untermauert. Mein Glaube entwickelte sich im Laufe meines Lebens durch lernen, lesen, erfahren und nachdenken. Dennoch gibt es auch für mich immer noch offene Fragen und ich bin gespannt, ob und wann ich eine Antwort darauf erhalte. Daher bin ich bestrebt, Augen, Ohren und Herz offen zu halten für Erlebnisse und Inspiration.
Ich wünsche Dir die richtigen Fragen, über die es sich lohnt nachzudenken und immer wieder hilfreiche Menschen und Erlebnisse, die Dich auf Deinem Weg weiterbringen.
Gott segne Dich.