Was will uns T. W. Adorno mit seinem Vortrag „Spätkapitalismus oder Industriegesellschaft!“ sagen?
Auf dem Soziologentag im Jahr 1968 hielt Adorno diesen sehr polarisierenden Vortrag - dessen Titel zeitgleich Leitfrage des Kongresses war. Tatsächlich wollte Adorno diese Frage aber scheinbar nicht beantwortet wissen, da eine Entscheidung die gesellschaftlichen Strukturen zu sehr simplifiziere. Aber was ist dann Botschaft dieses Textes? Aus welchen Gründen ist sein Beitrag so berühmt? Wie ist er ins Verhältnis zu Marx und Habermas zu setzen? Seht ihr Parallelen hinsichtlich der Digitalisierung?
Servus,
bitte beschreibe den Rahmen der Aufgabenstellung näher:
a) Sekundarstufe I
b) Sekundarstufe II
c) Studium:
- Fachrichtung?
- Semester?
- Anlass der Fragestellung (Seminararbeit? Sonstige Hausarbeit? Klausurvorbereitung? Examensvorbereitung?)
und schildere die bisherigen Ergebnisse Deiner eigenen Bemühungen: Gliederung? Literatur? Mitschriften? Skripte? Eigene Ansätze?
Schöne Grüße
MM
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Peter Druckers Buch „Die postkapitalistische Gesellschaft“ erklärt besser, um was es in einer heutigen digitalisierten Welt geht als Horkheimer und Ardorno in dem von dir erwähnten Vortrag. Beide Philosophen bzw. Soziologen hatten weder eine Ahnung, wie radikal sich die Welt durch die Digitalisierung verändert hat, noch hatten sie eine konkrete Antwort, was sie denn eigentlich unter dem Begriff „Spätkapitalismus“ verstehen wollten, als Zeitgenossen einer klassischen (längst überholten!) Industriegesellschaft.
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Falsch wäre jetzt anzunehmen, die Industriegesellschaft wäre abgeschafft. Ganz im Gegenteil, das Management der klassischen Industriegesellschaft hat sich längst angepasst, in der über sie hinausgewachsenen global vernetzten Mediengesellschaft (liest du nicht nur Peter Druckers Buch, wie oben erwähnt - Drucker war Professor für Philosophie an einer amerikanischen Universität und der wohl namhafteste Management-Theoretiker weltweit - sondern liest du auch noch den Klassiker „Das globale Dorf - Der Weg der Mediengesellschaft in das 21. Jahrhundert“ vom kanadischen, legendären Kommunikationswissenschaftler und Soziologen Prof. Dr. Marshall McLuhan aus dem Jahre 1995 zum ersten Mal in deutscher Übersetzung erschienen, wie üblich, hinken die Deutschen Jahre hinterher).
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Leist du weiter, wenn du mehr wissen willst, als die beiden Sozio-Philos, Horkheimer und Adorno, das Hauptwerk von Habermas „Theorie des kommunikativen Handelns“, da hast du auch einen klassischen Vertreter der „kritischen Theorie“, wie sie Habermas im Anschluss an die beiden Vordenker und Gründer des Frankfurter Instituts für Sozialforschung weiter vertritt, allerdings mit m. E. mit den gleichen Problemen verhaftet, wie Horkheimer und Adorno, die noch nicht mal klar definieren konnten, was sie denn eigentlich unter dem Begriff „Gesellschaft“ verstehen, außer reine ABSTRAKTIONEN.
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Das Problem der Soziologie ist: Es wird eine ABSTRAKTION bereits vorausgesetzt von dem Begriff „Gesellschaft“, ohne dass zuvor die PSYCHOLOGIE geklärt werden würde, die mit diesem Begriff stillschweigend verbunden sein muss als „Container-Modell“. Zitat der deutschen Kulturwissenschaftlerin Prof. Dr. Melanie Sehgal, um meine Kritik an Horkheimer & Co sozusagen auch noch ein wenig zu UNTERMAUERN:
„In dem Versuch [der Soziologie eines bestimmten philosophischen Denkens, hier speziell von Horkheimer und Adorno], jeglichen PSYCHOLOGISMUS zurückzuweisen und … Wahrheit IMMANENT zu bestimmen, wird vernachlässigt, dass Ideen Teil des Erfahrungsstroms sind, dass sie aus dem vagen, unbestimmten Grund der Erfahrung hervorgehen, um sich in einer unbestimmten Zukunft zu bewähren, oder eben nicht. Die Vorstellung von Wahrheit als INTRINSISCHE Eigenschaft der Idee hängt somit an ihrer ABSTRAKTION… Diesen Abstraktionsvorgang zu negieren ist… intellektueller FEHLSCHLUSS, der in der Verwechslung… besteht.“
"Etwas ABSTRAKTES wird fälschlicherweise als etwas Konkretes begriffen."
Gemeint ist hier ein ganz bestimmtes abstraktes Philosophieren, das am konkreten Leben voll total vorbei denkt, ohne seine eigenen PSYCHOLOGISCHEN (!) Voraussetzungen selbst zu erkennen und explizit zu beschreiben.
(Hervorhebungen in allen obigen Zitaten durch mich).
Und hast Du auch was zu den vorgelegten Fragen zu sagen?
Hab ich doch! Was Horkheimer und Adorno in ihrem Vortrag von 1968 sagten, ist überholt durch aktuellere Erkenntnisse.
Das ist meine Antwort, nicht nur auf die Frage des UPs, sondern auch auf die Kommentierung einer gewissen „April-Frische“.
M. E. geht es in der Philosophie nicht um schulische Richtig- oder Falsch-Kategorisierungen (Wahrheitsansprüche in Form bloßer Sprachspiele), sondern: Inwiefern können Philosophen und Wissenschaftler die Wirklichkeit treffend darstellen oder aber liegen mit ihren konstruierten Sprachspielen „genial daneben“, wie zum Beispiel Horkheimer und Adorno als Sozialwissenschaftler?!
(Beitrag darf in diesem Kasperforum nicht leer sein - lorem ipsum)