Vor einiger Zeit hatte ich hier beschrieben, dass und wie ich als Kind erfolgreich Wasserleitungen gemutet habe http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…
Bei einem Urlaub auf dem Lande hatte ich nun Gelegenheit festzustellen, ob meine diesbezüglichen Fähigkeiten noch vorhanden sind. Nachdem mir zufällig ein Seitenschneider in die Hand fiel und in der gleichen Scheune auch noch eine Rolle Zinkdraht an der Wand hing, habe ich mir nach bekanntem Muster zwei Ruten geschneidert und bin mit diesen losgetigert, den Hof nach Wasserleitungen zu untersuchen. Das Ergebnis war eher indifferent, auch eine Ausdehnung meiner Suche im Haus und um den Hof herum liess allenfalls darauf schliessen, dass die Bretagne ein reichlich wasserloses Land sei.
Bei einem sofort einberufenen Apero bestätigten die benachbarten Landwirte auf meinen Bericht hin, dass dieses Jahr bislang selten regenlos gewesen sei und tatsächlich für bretonische Verhältnisse eine geradezu sengende Dürre herrsche. Womit meine Fähigkeiten überzeugend bewiesen und von den Gästen auch anstandslos anerkannt wurden.
Einer der Gäste aber wusste von einem ihm befreundeten Landwirt in Scaër zu berichten, der auf dem Gebiet des Wassermutens geradezu erstaunliche Leistungen vollbringe und von den örtlichen Bauträger und anderen Landwirten regelmäßig angefordert werde. Da ich diesem Gast vorher schon versprochen hatte, ihm bei seinem Umzug von Scaër nach Plestin zu helfen, habe ich natürlich sofort darauf gedrängt, mich bei dieser Gelegenheit bei dem Wundermann vorzustellen.
Was dann auch geschah. Das Erlebnis war überwältigend! Dieser Mann verwendet im Gegensatz zu mir keine Drahtbügel, sondern ein in der rechten Hand geführtes Pendel, das um so stärker zu kreiseln beginnt, je mehr Wasser die gemutete Ader führt. Bei einer starken Ader war das Kreiseln so stark, dass es ihm fast die Arme aus den Schultern riss, ein Begleiter ihm den Arm gewaltsam zurückziehen musste, um Verletzungen zu vermeiden.
Nachdem ich mein erstes Erstaunen überwunden und meine Füsse einigermassen aus dem Schlamm der Wiese befreit hatte aber kam der noch weitaus erstaunlichere Teil der Vorstellung: Über einer moderat kreiselnden Wasserader stehend streckte er sein linke Hand aus und forderte mich auf, in diese nacheinder mehrere Kieselsteine hineinzulegen. Da in den umliegenden Pfützen genügend davon herumlagen, legte ich ihm nacheinander eins, zwei, drei Steine in die Hand. Mit dem ersten Stein wurde das Kreiseln schwächer, mit dem zweiten schwächte es sich deutlich ab und mit dem dritten stand das Pendel still: die Wasserader lag in einer Tiefe von drei Metern!
Ein zweiter Versuch mit einer anderen Ader (und anderen Steinen) ergab ein Tiefe von fünf Metern! Einen dritten Versuch mit Wackersteinen lehnte er allerdings ab, ich solle nicht kindisch werden.
Nun, ich habe nicht nachgegraben. Jedoch konnten die Anwesenden mir überaus glaubhaft versichern, dass ich tatsächlich in Tiefen von drei bzw. fünf Metern auf Wasser stossen werde und dass Erdarbeiten ohne eine starke Pumpe eh kaum zu bewältigen seien.
Was soll ich sagen: Ich bin überzeugt. Die Show war so beeindruckend (noch beeindruckender aber die Tatsache, dass französische Kieselsteine das metrische System verstehen), dass Zweifel sich von vorneherein verbieten. Dass aber Wassersucher seines Genies regelmäßig in einer Gegend wohnen, in der bald bei jedem Spatenstich (spätestens aber beim Bau einer zwei Meter tiefen fosse septique) sich eine Quelle auftut, während in dürreren Gegenden solche Begabungen händeringend gesucht werden, lässt mich an der Gerechtigkeit in der Welt zweifeln.
Gruss
Schorsch