in manche Schubladen muss man nicht hineinschauen, man weiß eh, was drin ist. Und tut man es nach Jahren doch einmal, dann begegnen einem völlig fremde Gegenstände:
Da frage ich mich natürlich, wie das Ding in die Schublade kommt, aber auch, was das wohl sein mag. Fühlt sich ein wenig keramisch an, wie versteinerter Filz. Die Unterlage ist ein ganz ordinäres Frühstücksbrett, falls die Größe von Belang sein solllte. @Dennis: Seriennummer & Baujahr stehen nicht drauf. Wer weiß was?
kann ich bestätigen, die Dinger hatten wir vor 20-30 Jahren regelmässig dabei beim Campen und grillen zum Insektenverscheuchen.
Die trennt man vorsichtig in zwei Spiralen (vorsichtig, sonst zerbrechen die). setzt eine davon mit dem Loch in der Mitte auf so ein Blechdings zum Aufbiegen und zünndet das äussere Ende an, die glühen daan wie ein Räucherstäbchen langsam ab.
wie lange die halten weiss ich allerdings nicht, aber dass der Rauch heute gar nix mehr tut kann ich mir auch nicht vorstellen.
Warum man die gar nicht mehr sieht, ist mir auch ein Rätsel, ich hatte die schon fast vergessen.
Weil die schädlich für Insekten sind. Wir haben ja kaum noch welche.
Die Viecher fängt man in Lebendfallen und setzt sie in der freien Natur wieder aus.
Diese Räucherspiralen, die beiläufig noch in bedeutendem Umfang vertrieben werden, enthalten neben verschiedenen Duftstoffen wie Rosmarin und so auch in geringer Dosierung Pyrethroide wie d-Allethrin, die relativ schnell abgebaut werden und daher im Wesentlichen dort wirken, wo man sie einsetzt - in dieser Hinsicht das genaue Gegenteil der bekannten DDT und Lindan, die heute noch in der Gegend herumgeistern, auch wo sie schon seit Jahrzehnten verboten sind.
Man muss halt Obacht geben, dass man die Teile nicht in geschlossenen Räumen verwendet und keinesfalls Reste davon in Gewässer gelangen lässt.
In Trinidad haben sie die Dinger (mosquito coil-genant) nachts unter das Bett gestellt weils bequemer als ein Netz war. Meine Einwände wegen möglicher Gefahren bez. der Inhaltsstoffe wurden gänzlich ignoriert.
Es sei allerdings angemerkt, dass Pyrethroide zumal in dieser winzigen Konzentration im Vergleich zu ihrer pflanzlichen, „biologischen“ und „organischen“ usw. Mutter Pyrethrum tatsächlich ziemlich ungefährlich sind und noch in den 1990er Jahren Kammerjäger, die eine Wohnung damit eingenebelt hatten, empfahlen, diese eben eine Stunde lang nicht zu betreten und dann ein bisselchen das Fenster aufzumachen…
Andererseits: Jede Nacht ist dann doch ein bisselchen viel - und ironischerweise wird in der Dominikanischen Republik, gar nicht so sehr weit weg von Trinidad, einiges Neem-Öl für den Export nach Deutschland erzeugt…
Nach Paracelsus ja, da könnte man die sogar (sehr langsam) essen.
Die Dose macht das Gift, deswegen sollte man Bier nur in Maßen (nicht in Massen) genießen, zumindest in Bayern.
Wie Dir eventuell bekannt ist, ist der Begriff „Gift“ beim Inverkehrbringen von Insektiziden schon seit vielen Jahren (als das Totenkopf-Symbol abgeschafft wurde) nicht mehr definiert.
Beiläufig wären Pyrethroide im Gegensatz zu den bereits genannten hochpotenten und praktisch nicht abbaubaren Insektiziden auch früher, als es die Differenzierung nach „reizend/gesundheitsschädlich“ (das schwarze Andreaskreuz auf Orange) und „Gift“ (der schwarze Totenkopf auf Orange) noch gab, in keine Giftklasse gefallen.
Es gibt nicht wenige Pestizide, die für Wasserorganismen höchst gefährlich sind, aber nicht für Menschen. Exemplarisch die Kupferpräparate wie Kupferoktanoat oder auch nur der klassische Kupferkalk, die nach EU-Recht im Bio-Anbau zugelassen sind, aber in D überhaupt nicht, weder in Bio noch in konventionell, weil sie für Menschen vollkommen harmlos sind, aber Regenwürmern schaden. Wenn Tomaten oder welches pilzempfindliche Gemüse auch immer so angebaut werden, wie es sich im Bio-Anbau gehört, nämlich in jährlich wandernden Reihen/Beeten/Feldern, keinerlei Problem. Schwierig nur im Weinbau, wo Reben eben dreißig Jahre lang auf einem Wingert stehen und dann, nach sehr kurzer Ruhe, die nächsten kommen. Ich kannte einen Winzer in Hochheim/M, der ein paar Jahre lang „Bio“ produziert hat, und dann schleunigst zu konventionellen Fungiziden zurückgekehrt ist - aber nicht wegen irgendwelcher Giftwirkungen der Fungizide auf Kupferbasis, sondern wegen der rasanten Anreicherung von Kupfer im Boden seiner Wingerte.
Zurück zu den Pyrrethroiden: Richtig angewendet sind sie vollkommen harmlos. Man muss halt, wie gesagt, schauen, dass sie nicht in Gewässer gelangen,
Giftig für Menschen oder andere Lebewesen im Garten wie Spitzmäuse oder Smaragdeidechsen? Nein, nicht die Bohne.
Moral: Auch hier ist es nützlich, sich auf den Hinkenden Boten zu verlassen…
Alles schön und gut - ändert aber nichts an der Lüge in diesem Fall, das Produkt „völlig giftfrei für Mensch und Tier“ sei.
Mücken und Aale sind sicherlich Tiere - zudem ist „völlig“ giftfrei eine sehr gewagte Aussage, die bestenfalls und näherungsweise für destilliertes Wasser oder andere Laborchemikalien in höchster Reinheit gelten kann.
So bleibt es hier beim sinnfreien Werbegeschwurbel.
Du schreibst, als ob du das Zeug als „Raumduft“ verkaufen wolltest
Es hat die Einstufung Akute Toxizität 4 !
Das ist nicht hoch, aber toxisch bedeutet „giftig, schädlich“.
Und es für den (unwissenden) Käufer zu verharmlosen, welcher vielleicht kleine Kinder, Babys damit bedampft ist nicht in Ordnung.
Übrigens ist Gift nun mal Gift, mit der Dosis hat das erst mal nichts zu tun.
Da ist die Verträglichkeit sowieso unterschiedlich.
Wenn ich das richtig verstehe,
ist d-Allethrin gar nicht mehr für diese Verwendung (Produktart 18) zugelassen!?
„Auf Grundlage der verfügbaren toxikologischen Daten wurde ein unannehmbares Risiko für die Allgemeinbevölkerung sowie ein unannehmbares Umweltrisiko festgestellt.“
Hoffentlich. Mich plagte nämlich irgendein Stechvieh über Tage im Schlafzimmer. Habe dann zuerst mit Pullover geschlafen - und dann jede Nacht mehr Stiche an den Händen und im Gesicht gehabt.
Jetzt steckt so ein Verdunster tagsüber bei geschlossenem Fenster in der Steckdose - mit Gift.
Aber die Klärung dieses Begriffs im Zusammenhang mit Insektiziden und Repellents ist durch die zusammengegugelten Weisheiten unter der an Elias Canettis „Blendung“ erinnernden Überschrift
für diesen Thread verdorben. Fehlt bloß noch, dass der US-englische Begriff für alle Arten von Pflanzenschutzmitteln, der so schön nach „Pest“ klingt, ins Spiel geworfen wird.
Schade eigentlich, ich hätte die Thematik recht interessant gefunden.
Interessant.
Ich habe das Zeugs gekauft, weil es „Chrysanthemum-cinerariaefolium-Extrakt aus offenen und reifen Tanacetum-
cinerariifolium-Blüten, mit überkritischem Kohlendioxid gewonnen“ enthält.
Das ist ein zugelassenes Insektizid (Produktart 18).
Laut Warnhinweis wird es aber als Produktart 19 (Repellent) verwendet.
Dieser Wirkstoff ist für beide Verwendungszwecke zugelassen.
Lass mich raten: Da dieser „Mückenstecker“ frei im Selbstbedienungsladen verkauft wird, kann er gar kein Insektizid sein? Und daher wird er nur als Repellent verkauft - selber Wirkstoff, aber vermutlich viel geringerer Konzentration?
Das würde erklären, dass seit heute morgen vier weitere Quaddel meine Unterarme verzieren.
Mir langt’s jetzt. Ich fahre gleich zum Gartenmarkt und lasse mir was aus der verschlossenen Vitrine geben. Zudem fühle ich mich getäuscht - auf der Verpackung steht tatsächlich gar nicht, dass es die Viecher tötet, sondern dass es „Schutz bietet“.